LeVar Burton: "Danach"

Wir schreiben das Jahr 2019. Nach der Ermordung des ersten schwarzen amerikanischen Präsidenten, vier Tage nach seiner Inauguration und dem daraus resultierenden Bürgerkrieg, der die amerikanischen Truppen in weiße und schwarze Einheiten gespalten hat, ist nach einem schweren Erdbeben, das Millionen von Amerikanern heimatlos macht, auch die amerikanische Wirtschaft zusammengebrochen, und die einzelnen Bundesstaaten befinden sich weitestgehend in einer isolierten Selbstverwaltung.


Gewaltige Flüchtlingsströme ziehen über den Kontinent, und an den Highways haben sie Barackensiedlungen gegründet, die weitestgehend ihren eigenen Regeln gehorchen. Nur in einigen Städten gibt es noch wirklich dauerhaft sesshafte Menschen.

In Atlanta finden wir Leon Cane, der bei der NASA als Meteorologe gearbeitet hat und dabei feststellte, dass die Raketenstarts möglicherweise das Wetter negativ beeinflussten. Den NASA-Kritikern im amerikanischen Kongress gab dies die Gelegenheit, der Weltraumbehörde nun endgültig den Geldhahn zuzudrehen, und Leon landete mit Tausenden von Anderen auf der Straße, während sich die letzten Astronauten auf der ISS plötzlich ohne einen Weg nach Hause fanden. Eine unbekannte Person, die wohl von Leons Entdeckung und deren Veröffentlichung sehr direkt betroffen war, warf eine Brandbombe in sein Haus, welche seine Frau und seine Tochter tötete. Die wenig später einsetzenden Rassenunruhen nahm Leon dann nur noch am Rande war.

In St. Louis lebt ein kleines Mädchen namens Amy Ladue auf der Straße, da ihr Vater bei dem großen Erdbeben umgekommen und ihre Mutter seitdem verschwunden ist. Verzweifelt sucht sie nach ihr, doch sie kann sie nirgendwo finden.

Jacob Fire Cloud ist ein alter indianischer Medizinmann, der nach einer Weissagung der Hopi das nahende Ende der Welt erwartet. Er sitzt fastend auf einem Berg und wartet hoffnungsvoll auf eine Vision, die ihm den Weg weist um diese Katastrophe abzuwenden.

Dr. Rene Reynolds hat einen Neuro-Enhancer entwickelt, um damit die Auswirkungen der Parkinson'schen Krankheit zu heilen. Bei ihren Versuchen stellt sich heraus, dass das Gerät nicht nur die Zielkrankheit heilt, sondern auch noch fast jede Form von Krebs und einige andere Krankheiten. Bei manchen Patienten hat sie darüber hinaus auch noch die Fähigkeit, das ESP-Potenzial zu verstärken, so dass insbesondere Telepathie und Präkognition auftreten. Bei einer Präsentation vor möglichen Geldgebern verschweigt sie diesen Nebeneffekt allerdings wohlweislich. Wenig später wird das Gerät aus ihrem Institut gestohlen. Sie selber kann den Dieben lange genug entkommen, um die dazugehörigen Datendisketten einem Fremden auf der Straße in die Hand zu drücken. Dann wird auch sie erwischt und verschleppt. Sie findet sich schließlich in Chicago wieder, wo der Auftraggeber der Entführer - ein gewisser Dr. Sinclair - von ihr die Geheimnisse des Neuro-Enhancers erfahren will, um diese dann nur einzelnen, gut zahlenden Patienten zugänglich zu machen. Eine Massenproduktion - die viele Ärzte auf der Welt beschäftigungslos machen würde - will er auf jeden Fall verhindern. Als er hört, dass die notwendigen Disketten nicht direkt greifbar sind und Dr. Reynolds zur Rekonstruktion des Inhalts einige Jahre brauchen würde, sperrt er sie zunächst in eine Zelle, während er Leute losschickt, um den Fremden zu suchen. In ihrer Zelle versucht Dr. Reynolds, die oft mit dem Neuro-Enhancer Selbstversuche gemacht hat, diesen Fremden durch Telepathie zu Hilfe zu rufen.

In Atlanta wird Leon durch den Hilferuf einer Frau aus dem Schlaf gerissen. Auf seinem Berggipfel hat Jacob plötzlich eine Vision von der Büffelfrau, die ihm den Weg zur Rettung der Welt weist. Und auch Amy hört in der Nähe von St. Louis auf einmal einen Hilfeschrei, von dem sie glaubt, dass ihn ihre Mutter geschickt hat. Alle drei machen sich auf nach Chicago, durch ein Amerika, das kaum noch Ähnlichkeit hat mit dem Land, das wir kennen. Auf ihren Reisen erleben sie viele Abenteuer, um dann kurz vor Chicago das größte von Menschen geschaffene Grauen vorzufinden, das man sich nur vorstellen kann. Und der Mensch, der es geschaffen hat, ist Dr. Sinclair.

Bei diesem Roman handelt es sich um eine Art Quest-Story, an deren Ende eine Art "heiliger Gral" steht. Diese Grundstruktur ist über Jahrtausende erfolgerprobt und funktioniert auch hier einwandfrei. Die Geschichte selber ist sehr interessant und auch ansprechend geschrieben, weswegen "Danach" auf jeden Fall als empfehlenswert zu bezeichnen ist.

(K.-G. Beck-Ewerhardy)


LeVar Burton: "Danach"