Manfred Theisen, Christoph Wortberg: "Der Geist der Bücher"

Eine abenteuerliche Jagd durch die Welt der Literatur


"Der rachsüchtige Gondar hat der Weltliteratur den Kampf angesagt. Doch er hat nicht mit dem Widerstand der berühmten Schriftstellerin Lynn und ihres Neffen Ben aus New York gerechnet. 'Der Geist der Bücher' ist ein packender Abenteuerroman voller literarischer Anspielungen, der Jugendlichen und Erwachsenen Lust auf Literatur macht." (Klappentext)

"Der Geist der Bücher" ist ein knapp 300-seitiger Roman der deutschen Autoren Manfred Theisen und Christoph Wortberg.
Die Geschichte selbst spielt aber nicht in Deutschland, sondern in New York. Ben, eigentlich aus Hamburg, lebt seit dem Ableben seiner Eltern bei seiner Tante in den USA. Diese ist eine erfolgreiche Schriftstellerin, die offenbar ein magisches Amulett hütet. Als Tante Lynn einer mysteriösen Entführung zum Opfer fällt, beginnt die eigentliche Geschichte.
Mit Hilfe des - leider - zerbrochenen Amuletts reist Ben durch die Lieblingsbücher seiner Tante und lernt die Protagonisten verschiedener - insgesamt 17 - Werke der Weltliteratur kennen.
Eine Grundidee, die nicht neu ist - Freunde deutscher Komödien mögen sich noch an die Filme "Die Einsteiger" mit Mike Krüger und Thomas Gottschalk oder auch "Stay tuned" mit John Ritter erinnern. Auch in der Computerwelt gibt es Spiele, in denen man sich durch verschiedene Welten schlägt, wie zum Beispiel in "Kingdom Hearts", das durch diverse "Disney"-Klassiker führt.

Für Ben gewinnt die Sache an Dramatik, als er feststellt, dass er von finsteren Schergen des Bösen mit rotglühenden Augen verfolgt wird, die neben dem seinen, auch nach dem Leben der Romanfiguren trachten. Diese "Schattenkrieger des Todes" haben beim Rezensenten intensiv die Erinnerung an die Nazgûl aus J.R.R. Tolkiens "Herr der Ringe" wachgerufen. Auch die Schattenkrieger dienen einem bösen Herrn der Finsternis, nämlich Gondar. Wer er ist und was es mit ihm auf sich hat, erfährt der Leser freilich erst im Lauf der Geschichte und soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Das erste Buch, in das es Ben verschlägt, ist Shakespeares "Romeo und Julia". Allzu schnell findet Romeo den Tod durch eines Schattenkriegers Schwert. Ben kann gemeinsam mit Julia und Mercutio in ein anderes Buch flüchten. Diese beiden Weggefährten sollen ihn auch weiterhin begleiten. Und die Reise wird abenteuerlich ...

Eines kann man dem Buch jedenfalls nicht vorwerfen, nämlich, dass es langweilig ist. Man wird mitgenommen auf eine rasante Berg- und Talfahrt, immer mit den Schattenkriegern im Rücken. Leider hat der Rezensent nicht herausfinden können, wie genau der Sprung in das nächste Buch vonstatten geht. Er kam jedenfalls immer genau zur rechten Zeit.
Nicht verheimlicht werden sollte die - nach Meinung des Rezensenten - ungewöhnlich große Brutalität, die immer wieder Platz greift. Da werden Romanfiguren erstochen, zu Tode getrampelt, enthauptet und vieles mehr. Besonders abscheulich empfand der Rezensent die Folterszene gegen Ende des Romans. Weh dem, der über bildliche Vorstellungskraft verfügt.

Obwohl man sich durch insgesamt 17 Bücher bewegt, schadet es nicht, wenn man nicht alle literarischen Werke, die Ben durchquert, selbst gelesen hat. Da Ben die Werke oft sehr hastig bereist und die Protagonisten mitunter sehr schnell getötet werden, erfährt man über die Handlung meist nur sehr wenig. Lediglich die Hauptpersonen und die Handlungsorte sind immer vorhanden.

Dem Rezensenten hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen. Die verwendete Sprache erlaubt einen guten Lesefluss, und die sehr kurzen Kapitel animieren zum Weiterlesen, weil man die "paar" Seiten auch noch schafft.

(MagMaMa; 08/2007)


Manfred Theisen, Christoph Wortberg: "Der Geist der Bücher"
List, 2007. 304 Seiten.
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Manfred Theisen wurde 1962 in Köln geboren. Er studierte Germanistik, Anglistik und Politik, forschte während eines Jahres für das deutsche Innenministerium in der Sowjetunion, gründete einen Entwicklungshilfe-Verein in Äthiopien, arbeitete als Redakteur und leitete eine Kölner Zeitungsredaktion, bevor er Autor von Jugendromanen und -krimis wurde. Heute lebt Manfred Theisen wieder in Köln.

Christoph Wortberg wurde 1963 in Köln geboren. Er studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte in Köln, machte eine Schauspielausbildung und war zwei Jahre lang Gasthörer an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Er arbeitet als Schauspieler und Drehbuchautor für Film und Fernsehen und schreibt Romane für Jugendliche. Im Jahr 2007 wurde er mit dem "Hansjörg-Martin-Kinder- und Jugendkrimipreis" ausgezeichnet. Christoph Wortberg lebt in Köln.