Detlef Felken (Hrsg.): "Ein Buch, das mein Leben verändert hat"
Eine
ganz individuelle Lektüreauswahl
Einem erfolgreichen Verleger ausgerechnet ein Buch zum 65. Geburtstag
zu schenken, klingt auf den ersten Blick vielleicht nicht allzu
fantasievoll - als würden Eulen nach Athen getragen. Wenn sich
jedoch etwa 150 Autorinnen und Autoren des Verlags zusammentun und
ihrem Verleger ein ganz persönliches Buch über
Bücher zum Ehrentag präsentieren, handelt es sich um
eine charmante und wertvolle
Gabe.
Der Titel ist Programm, auch wenn sich nicht alle Autoren mit ihm
anfreunden konnten, wie sie selbst schreiben: Manches Leben wurde von
mehr als einem Buch bestimmt, in anderen Fällen stellten
mehrere Werke eines Schriftstellers Weichen. So unterschiedlich wie die
Beck-Autoren von
Peter-André
Alt bis Bernhard Zimmermann sind auch
die von ihnen ausgesuchten Bücher. Es erstaunt vielleicht
nicht, dass Thomas Manns "Buddenbrooks" beziehungsweise sein Gesamtwerk
am häufigsten genannt werden. Außer einigen
belletristischen Werken unterschiedlichen Bekanntheitsgrads findet man
viel philosophische Literatur sowie Fach- und Sachbücher zur
Geschichte, insbesondere der Antike, hier und da auch zu weiteren
Geisteswissenschaften. Seltener werden
Kinderbücher
genannt.
Häufig sind die aufgeführten Werke für die
Berufsentscheidung von Beck-Autoren verantwortlich, insbesondere bei
den Geisteswissenschaftlern. Manches Werk hat aber auch einfach zu
einer Bereicherung des Empfindens und Erlebens geführt, zum
Beispiel die von Hans Maier vorgestellte "Mozarts kleine
Notenschule"
bezüglich des Musikempfindens des Autors.
Bei allen Beiträgen handelt es sich um ganz
persönliche Beschreibungen der Beziehung zu einem Buch, der
Auswirkungen der Lektüre auf das Leben des jeweiligen
Beck-Autors oder, in vielen Fällen, des Bezugs, der zwischen
dem Buch und dem Leser besteht. Dementsprechend variieren
Länge und Themen der einzelnen Texte enorm. Und das macht das
Buch zu abwechslungsreichem Lesestoff.
Wer eine Reihe von Büchern des Verlags C. H. Beck gelesen hat
und daher mit einem Teil der Autoren vertraut ist (von denen die
meisten natürlich auch in anderen Medien publiziert haben),
wird sicher mit Interesse diese Möglichkeit wahrnehmen, die
Autoren von einer persönlicheren Seite kennen zu lernen.
Um allerdings rund hundertfünfzig oft grundverschiedenen
Persönlichkeiten, Stilen und anspruchsvollen Inhalten auf
nicht einmal fünfhundert Seiten ohne
Ermüdungserscheinungen zu begegnen, sollte man sich Zeit
für das Buch nehmen und es in kleinen Etappen lesen. Dann wird
der Leser von diesem Buch profitieren, wenn auch, je nach Interessen
und persönlichem Hintergrund, vielleicht nicht von allen
Beiträgen gleich stark. Anregungen für die eigene
Lektüre finden sich
zuhauf.
In dem einen oder anderen Beitrag mag sich der Leser selbst wieder
finden, ob er nun demselben Werk wie einer der Autoren einen
bedeutenden Impuls entnommen hat, ob es sich um ein dem eigenen
Favoriten ähnliches Buch handelt oder vielleicht lediglich um
die Wirkung eines Buchs, die der vom betreffenden Autor geschilderten
gleicht.
Wenn die Anthologie auch in erster Linie ein persönliches
Geburtstagsgeschenk für den Verleger darstellt, so ist sie
dennoch für Literaturinteressierte interessant, insbesondere
für Geisteswissenschaftler. Und sie bietet dem Leser die
Möglichkeit, über eigene
Leseerfahrungen zu sinnieren
und sich deren Bedeutung bewusst zu werden.
(Regina Károlyi; 09/2007)
Detlef
Felken (Hrsg.): "Ein Buch, das
mein Leben verändert hat"
C.H. Beck, 2007. 499 Seiten.
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