Bill Bryson: "Reif für die Insel. England für Anfänger und Fortgeschrittene"
Was ist das für ein Land, in dem so unaussprechliche Namen wie Llywyngwril auf den Ortsschildern stehen? Wo Kekse gereicht werden, die jedes Gebiss bedrohen? Von den Kalkfelsen Dovers bis ins raue schottische Thurso erkundet Bryson die eigentümliche Weit jenseits des Ärmelkanals und kommt zu dem Schluss: England muss man einfach lieben - ganz gleich, wie wunderlich es einem zuweilen erscheinen mag.
Bill Bryson erzählt
immer gerne von seinen Erlebnissen in anderen Ländern. In diesem Fall allerdings
handelt es sich eher um einen Bericht aus der Heimat, in der er 17 Jahre seines
Lebens verbracht hat. Nach seiner ersten Tour durch Europa als Student hatte es
ihn schließlich nach England verschlagen, bzw. nach Großbritannien, auch wenn
sich die Ereignisse, die er hier beschreibt, in erster Linie auf England
beziehen und Irland eigentlich ganz ausgenommen ist.
Als junger Spund
reist Bill nach England, um Land und Leute kennen zu lernen. Er kommt an einem
typisch regnerischen Abend in Dover an und verbringt zunächst einmal einige Zeit
in einem nassen Park, bevor er bei einer sehr exzentrischen alten Dame für eine
Woche unterkommt und seine ersten Erlebnisse mit englischen Regeln im Haushalt
und unvertrautem Vokabular hat. Sehr schnell kommt er sich hier wie in einer Art
Gefängnis vor, wenn er auch viele Dinge rundherum für gut befindet. Die Seite,
auf der man Auto fährt, die Art und Weise, wie die Engländer mit Besteck umgehen
und die besondere Form der Herzlichkeit, mit der man von Engländern und
Engländerinnen angesprochen wird. Nach seiner anfänglich eher unangenehmen
Unterbringung erkundet er England, berichtet von den verschiedenen Vorzügen und
Nachteilen einzelner Städte, ebenso von jenen der Erholungsgebiete an der Küste
und auch von der besonderen Erfahrung, in einem englischen Sanatorium zu
arbeiten, wo er seine spätere Frau kennen lernen sollte. (Nicht als Patientin
freilich ...)
Im Folgenden wird von Brysons weiteren Erfahrungen berichtet, die er gemacht
hat, als jemand, der sesshaft geworden ist, aber immer noch hin und wieder gegen
englische Vorurteile gegenüber Amerikanern ankämpfen muss. Von diesem Punkt
ausgehend beschäftigt er sich mit den Besonderheiten des englischen Landlebens,
als er - die Ratschläge seiner einheimischen Kollegen beiseite lassend - von
der großen Stadt nach North
Yorkshire
zieht, wo er sich schließlich und endlich sehr heimisch fühlen sollte, bis seine
Frau plötzlich der "Idee, des 24 Stunden am Tag geöffneten Supermarkts" verfällt
und in die Vereinigten Staaten übersiedeln möchte. Bevor es dahin geht, berichtet
Bryson noch über seine ganz speziellen Erlebnisse
in
Edinburgh und in Glasgow, was geradezu Livingstonesche Züge annimmt.
"Reif für die Insel" ist in der
typischen humorvollen und auch selbstironischen Art und Weise geschrieben, die
man von Bill Bryson gewohnt ist. Das Buch gestattet wunderbare Einblicke in das
Leben in England, die man als Außenstehender sonst kaum jemals erhascht, und die
zeigen, wie stark die Liebe zu diesem Land in einem Fremden werden kann.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 09/2003)
Bill
Bryson: "Reif für die Insel."
(Originaltitel "Notes from a Small
Island")
Aus dem Englischen von Sigrid Ruschmeier.
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