Stefan Blankertz: "Köln 1371"
Ein Krimi aus dem Mittelalter
Stefan
Blankertz hat schon verschiedene historische
Kriminalromane
geschrieben, darunter neben der El-Arab-Trilogie ("Die
Konkubine des Erzbischofs", "Die
stumme Sünde" und "Credo") auch noch "Demudis".
Mit dem neuesten Roman greift er jetzt eine andere Phase des
Mittelalters auf. Wie gewohnt stellt er für den interessierten
Leser am Ende des Buches ein Glossar zusammen, das einige
Erleichterungen mit sich bringt.
Die Weberschlacht vom November 1371 ist eines der weniger bekannten
Ereignisse des Hochmittelalters, aber sicherlich eines, das europaweite
Auswirkungen und Bezüge hatte. Die Ämpter,
wie in der Gegend die Vorläufer der neu entstehenden
Handwerkzünfte genannt wurden, bekamen im Rat immer mehr Macht
und Einfluss, was durch die "kaiserfreie" Zeit sicherlich noch
unterstützt wurde. Doch wie so oft in der Geschichte schlagen
die "Revolutionäre" mit ihrem Reglungsbedarf über die
Stränge und bringen damit gerade die Menschen gegen sich auf,
die sie eigentlich durch ihre Maßnahmen mit befreien wollten.
Darob sind die Handwerker - allen voran die Weber - in Köln
mittlerweile bei einem großen Teil der Bevölkerung
sehr unbeliebt geworden, und auch der Klerus spricht sich immer offener
gegen diesen "Auswuchs gegen die gottgegebene Ordnung" aus, die mit
ihrer "ordinatio nova" nur Unruhe und Unfrieden in die Stadt bringt und
durch immer neue Abgaben die Bevölkerung schröpft.
Denn nicht nur Idealismus hat die Handwerker bewogen, gegen die
"Geschlechter" aufzustehen, sondern auch ganz klares
pekuniäres Interesse. Nämliches soll sich auch noch
in anderer Hinsicht zeigen.
Peter, der Sohn des zugereisten Weinhändlers Richard Nicol,
bekommt nach einem Tag in der Lehre bei der Garnmacherin Elisabeth de
Porta die Nachricht, dass sein Vater ermordet worden ist. Durch die
Augen dieses pubertierenden Knaben lernt der Leser das
hochmittelalterliche Köln im Umbruch zur zunftbedingten
Gesellschaft kennen, und kann erfahren, wie sich diese
Veränderungen auf die Bürger auswirkten. Dabei
erscheint die Naivität des Ich-Erzählers zum Teil
geradezu haarsträubend, mag jedoch dem historisch
vollständig unbeleckten Leser als Verständnishilfe
dienen. Auch können so immer wieder neue
Stoßrichtungen der "Ermittlungen" eröffnet werden,
welche den Leser durch nahezu die gesamte damalige
Stadtbevölkerung führen und auch die
Hintergründe der beschriebenen realen Ereignisse der damaligen
Zeit erläutern.
Historisch gesehen interessanter denn als Krimi, aber als historischer
Roman schon lesbar, zumal das Glossar und das Nachwort eine genauere
Einordnung der Ereignisse ermöglichen.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 10/2006)
Stefan
Blankertz: "Köln 1371"
Emons Verlag, 2006. 224 Seiten.
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