Stefanie Baumm: "Unsterblich wie der Tod"
Ein
Serienmörder hält seit Wochen die
Öffentlichkeit in Norddeutschland in Atem. Auf die
Rücken seiner noch mädchenhaften weiblichen Opfer
ritzt er immer wieder die gleiche Botschaft. "Für Luisa, in
Liebe". Gemeint ist die freischaffende Fotografin und Journalistin
Luisa Miller, die zunächst selbst in Verdacht gerät,
danach auch ihr Partner und ihr Sohn.
Es tauchen Parallelen auf zu einer ähnlichen
unaufgeklärten Mordserie acht Jahre zuvor in Leipzig, und hier
wie dort geht es immer wieder um einen genialen Musiker, Morton
Vanderberg. Hat er mit den Morden irgendetwas zu tun? Ist er gar der
Täter? Die Kieler Polizei, insbesondere der mit den
Fällen befasste Staatsanwalt, glaubt das, und Vanderberg kommt
in Untersuchungshaft.
Doch noch eine andere Person spielt eine Rolle, die im Verlauf des
Buches immer deutlicher und zugleich durch eine von der Autorin so
gewollte Verquickung mit einem ganz anderen Thema (so etwas
Ähnliches wie Seelenwanderung) immer mystischer und
kryptischer wird.
Um es gleich vorweg zu sagen: Ich halte dieses Krimidebüt
für nicht gelungen. Manch ein Lektor hätte Stefanie
Baumm das Manuskript zurückgegeben und sie vielleicht gebeten,
den durchaus interessanten und spannenden Handlungsverlauf noch einmal
gründlich zu überarbeiten. Er hätte ihr
eventuell geraten, ihren den Leser nervenden, stakkatoartigen, mitunter
regelrecht abgehackten Schreibstil zu verändern, ihn quasi zu
verflüssigen. Er hätte unter Umständen
weiterhin verlangt, eine Szene, wo die Hauptfigur Luisa, eine
Journalistin, in eigener Sache eine Reise in das Elsass unternimmt und
dort von einem alten
Priester erfährt, dass der geniale
Musiker Morton Vanderberg, in den sie sich unsterblich verliebt hat,
vor 15 Jahren von ihm, dem Priester, völlig verwirrt am
Grab
einer vor über 400 Jahren verstorbenen Frau aufgefunden wurde,
am Ende des Buches wieder aufzulösen. Es bleibt
völlig unklar, wie der Mann dorthin gekommen ist, und warum er
gerade dieses Grab aufgesucht hat. Seine an Wahnsinn grenzende
Bewunderung für jene Isabelle und die mit ihr verbundene
uralte, wohl von Stefanie Baumm erfundene, elsässische
Legende, beginnt nämlich erst Jahre später.
Und ein Lektor hätte der Autorin womöglich drittens
geraten, den an sich wie gesagt spannenden Handlungsverlauf zu
entschlacken, ihn etwas realistischer zu machen. Ein korrupter
Staatsanwalt, ein Mörder, wie er unwahrscheinlicher nicht sein
könnte, und eine Andeutung von
Seelenwanderung und
Wiedergeburtsfantasien sind einfach ein wenig zu viel Fiktion
für ein Buch.
Dabei ist Stefanie Baumm talentiert. Sie kann schreiben, auch wenn es
noch manchmal zu peinlichen sprachlichen und stilistischen Ausrutschern
kommt. Ein Beispiel hierfür: "Luisa wusste nicht,
was ihr der nächste Tag bringen würde, wie viel noch
fehlte zum mentalen Hamagedon (!)."
Es ist einfach zuviel von allem, übertrieben in Handlung und
Sprache. Hoffentlich schafft es Stefanie Baumm, die auch anderswo an
"Unsterblich wie der Tod" geübte Kritik aufzunehmen und in
ihrem zweiten Buch ihre zweifellos vorhandene Kreativität
besser einzusetzen.
Dem Verlag ist zu empfehlen, nicht an guten Lektoren zu sparen.
(Winfried Stanzick; 01/2007)
Stefanie
Baumm: "Unsterblich wie der Tod"
Droemer, 2006. 381 Seiten.
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Stefanie Baumm wurde 1963 in Pforzheim geboren. Ein Jurastudium brach sie ab, um als Quereinsteigerin für verschiedene Tageszeitungen als Journalistin zu arbeiten. "Unsterblich wie der Tod" ist ihr erster Kriminalroman.