Clive Barker: "Abarat"
Clive Barker kennt die Öffentlichkeit aufgrund von "Hellraiser" der "Bücher
des Blutes". Seitdem ist er vor allen Dingen als ein Autor und Regisseur von ungewöhnlich
ästhetischem aber teilweise auch sehr blutrünstigen Horror bekannt geworden. Am
umfangreichsten ist sein Werk in Bezug auf den Roman "Caba", der nicht nur verfilmt
wurde, sondern auch ein lang laufende Comic-Serie hervorbrachte. Einigen Fans
sind auch seine anderen künstlerischen Werke im Bereich der Bildhauerei und der
Malerei bekannt.
Gerade in Bezug auf die
Malerei
ist dieser Roman, der inhaltlich und stilistisch am Ehesten an "Weaveworld"
(1988) erinnert, interessant, da Barker diesen Roman ausgiebig illustriert hat,
wobei sein Stil irgendwo zwischen Märchenbuch und Gruselcomic liegt, was beim
Anblick der Bilder einigermaßen verstörend ist. Das Buch selber ist allerdings
ein Märchenbuch, das sich inhaltlich durchaus auch zum abendlichen Vorlesen
eignet. Es ist zu hoffen, dass die weiteren Bände dieses Werks bald heraus kommen,
damit man erfährt, wie diese sehr spannende und auch schöne Geschichte weiter
und schließlich zu Ende geht.
Candy Quakenbush - eine junge Schülerin in Chickentown - hat es nicht leicht.
Als ein kluges und sehr fantasiebegabtes Mädchen in einer Stadt, in der alles
Denken um die Aufzucht und Verarbeitung
von Hühnern kreist, ist sie bei ihren Mitschülerinnen und -schülern, bei
ihren Lehrerinnen und Lehrern und auch bei ihrem Vater nicht besonders geschätzt.
Nach einem Zusammenstoß mit einer Lehrerin in ihrer Schule verlässt sie unerlaubt
das Schulgelände und begibt sich aus der Stadt heraus in ein Feld. Hier stößt
sie zunächst auf einige seltsame Dinge. Im Ackerboden findet sie die Überreste
seltsamer Fische und
Muscheln, und irgendwo, mitten im Feld, 2000 Meilen von
der nächsten Küste entfernt, findet sie außerdem die Ruine eines Leuchtturms.
Doch dies ist noch nicht alles. In der Nähe des Leuchtturms trifft sie eine
ungewöhnliche Gestalt mit acht Köpfen, die alle auf den Namen Mischief hören,
die aber auch alle unterschiedliche Vornamen haben. Diese Mischiefs werden von
einer anderen seltsamen Gestalt verfolgt, und in den sich entwickelnden Verwirrungen
kommt ein Meer in die Nähe von Chickentown, und Mischief und Candy flüchten
in die Fluten in das magische Land von Abarat, wo sie sehr bald voneinander
getrennt werden.
Abarat ist eine Welt neben unserer Welt, in der es viele Tier-Mensch-Hybriden, Zauberer und weitere ungewöhnliche Wesen gibt. Diese Welt besteht aus einem großen Meer, in dem 25 Inseln für die einzelnen Stunden des Tages in der Form eines Archipels angeordnet sind und auf jeder dieser Inseln ist immer genau die Uhrzeit, für die diese Insel steht. Da so einige der Inseln in ewiger Nacht und andere im ewigen Tageslicht liegen, gibt es regelmäßige Kriege zwischen den Inseln des Lichts und denen der Dunkelheit, aber auch immer wieder Versuche, einen dauerhaften Frieden herbei zu führen. Und in dieser Welt, die Candy noch vor kurzer Zeit unvorstellbar erschien, fühlt sie sich bald sehr zu Hause und es scheint, dass ihre Ankunft in Abarat eine ganz bestimmte Funktion hat, die sie aber zunächst noch herausfinden muss.
Es hat alles etwas von "Weaveworld" und "Alice im Wunderland", und es ist
ein Vergnügen in die Welt von Abarat einzutauchen und all die Geschöpfe dort kennen
zu lernen. Am Ende des Buchs finden sich auch noch Auszüge aus einem Reiseführer
zu dieser Welt, die auch überaus vergnüglich sind (die "plus-25-Seiten"). Ich
kann den zweiten Teil kaum erwarten.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 12/2002)
Clive Barker: "Abarat"
Englische
Ausgabe:
Joanna Coter, 2002. 388 (plus 25) Seiten.
ISBN 0060280921.
ca. EUR 27,02.
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