Eva Bakos: "Verhängnisvolle Affären"
Berühmte Paare zwischen Macht und Liebe
"Denn jeder mordet, was er liebt..."
Dass die Liebe eine Himmelsmacht ist, weiß jeder - und will auch
jeder wissen, dass sie allerdings - in ihrer Entartung und krankhaften Ausformung
- auch zu einer mitunter nicht enden wollenden Seelenpein verkommen kann, darüber
gibt dieses Buch von Eva Bakos Aufschluss.
Anhand von einigen prominenten Beispielen führt die Autorin vor
Augen, wohin sogenannte "Liebe" führt: In körperlich-geistige Abhängigkeit
bis zur vollkommenen Verlustigkeit der Selbstachtung,
in Alkoholismus und andere Süchte, in die Irrenanstalt und
- auch - in die Selbstvernichtung
zum Tod. Wenn es sich dann, wie in diesem Werk geschildert, auch noch um prominente
Personen handelt, bei denen nicht selten übersteigerter Egoismus und komplexe
Charakterstrukturen vorliegen, kann man sich nur allzu leicht ausmalen, zu welchen Katastrofen derartige Beziehungen führen können.
In packender Weise
dokumentiert Eva Bakos u.A .das Liebesleben von Zelebritäten wie Marlene Dietrich,
Oscar
Wilde und Charlie
Chaplin. Und wahrlich tun sich dabei Abgründe auf: Beispielsweise
die Erniedrigung des "größten" Dandys Oscar Wilde vor seinem jungen, nichtsnutzigen
Geliebten Lord Alfred Douglas, der Spagat zwischen dem Wunsch nach totaler Freiheit
und der Sehnsucht nach Geborgenheit, der selbst eines der bedeutendsten Tänzerpaare
Deutschlands der Zwischenkriegszeit, nämlich Anita Berber und Sebastian Droste,
weit überforderte, oder auch die Liebeskapriolen des im Privatleben gar nicht so ulkigen Charlie Chaplin.
Eva Bakos' "Verhängnisvolle Affären" sind vor allem auch deshalb
so interessant, weil sie sich fast immer des "Gesellschaftskiebitz-Klatsches"
enthalten und an seiner statt um tiefergehende psychologische und auch gesellschaftliche
Betrachtungsweise bemüht sind, und sie auf diese Art und Weise all die geschilderten
Beziehungen in den Kontext der damaligen Zeit einbetten - ohne dabei aber zu übersehen,
dass Denaturierung und psychische Krankheit Phänomene jedes Zeitalters sind: Die
Konsequenz der homosexuellen Beziehung Oscar Wildes zu Lord Douglas führt den
berühmten Schriftsteller in den endgültigen Ruin und ist zwar eine Folge rigider,
heuchlerischer Moral des viktorianischen Zeitalters, seine willenlose Unterwerfung
dem jungen Geliebten gegenüber aber zeitlos.
In der sehr eingehenden Beschreibung
des jeweiligen gesellschaftshistorischen Hintergrundes kann auch der (jüngere) Leser,
der die eine oder andere Berühmtheit nicht kennt, sehr wohl erkennen, wie bestimmte
Zeitumstände (wie z.B. das moralisch nahezu zügellose Deutschland der Zwischenkriegszeit
als Gegenreaktion auf den strengen preußischen Militarismus!) spezifische Beziehungsprobleme
zwar begünstigen, letztlich aber - wie auch bei Nicht-Berühmten - nur der persönlichen
Insuffizienz und Liebesunfähigkeit entspringen.
In einem Spannungsfeld zwischen
Macht und Liebe entstanden bisweilen interessant zu betrachtende Sumpfblüten,
die Eva Bakos in ihrem Werk gekonnt darstellt.
(Franz Furch; 05/2001)
Eva
Bakos: "Verhängnisvolle Affären. Berühmte Paare zwischen Macht und Liebe"
Ueberreuter, 2001. 207 Seiten.
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