Robert Svoboda und Arnie Lade: "Ayurveda und Traditionelle Chinesische Medizin"
"Mit der Behandlung einer Krankheit so lange zu warten, bis sie ausgebrochen ist, bedeutet nichts anderes, als erst dann nach einer Quelle zu graben, wenn man bereits durstig ist."
Das Buch ist in drei Hauptteile gegliedert. In den beiden ersten Teilen werden
einerseits die Grundsätze der Traditionellen Chinesischen Medizin und andererseits
die von Ayurveda dem Leser detailliert dargestellt. Der dritte Teil beschäftigt
sich mit dem Vergleich der beiden ältesten Heilsysteme der Welt.
Im Kapitel über die Chinesische Medizin wird deren Herkunft und Entwicklung,
das Tao und die Philosophie des Yin und Yang sowie die Lehre von den Fünf Elementen
beschrieben. Gemäß der chinesischen Denkweise
formte
sich aus der "Leere" das "Eine oder Höchste Letztendliche", welches
die als Yin und Yang bekannte grundsätzliche Dualität erzeugt. Durch die Spannung
der Yin-Yang Polarität wiederum entsteht das
Qi.
Die Schöpfung wird als Ergebnis des Zusammenwirkens von Yin, Yang und Qi betrachtet.
Dieses kosmische Spiel erzeugt die Fünf Elemente.
In weiteren Kapiteln wird auf die essentiellen Substanzen,
die Organe und das System der Meridiane eingegangen. Es folgt eine Erklärung der
Ursachen von Erkrankungen, die Diagnosemöglichkeiten sowie die therapeutischen
Behandlungen.
Der zweite Teil über Ayurveda unterliegt einer ähnlichen Struktur.
Im Kapitel über die Herkunft und Entwicklung wird sowohl der Begriff Ayurveda
näher definiert wie auch die Unterteilung in 8 Glieder, die aus innerer Medizin,
Chirurgie, Auge-Ohr-Nase, Gynäkologie-Geburtshilfe-Kinderheilkunde, Psychologie,
Toxikologie, Verjüngungsmaßnahmen und Wiederherstellung der Zeugungskraft bestehen.
Es folgen die Beschreibung der Sankhya-Philosophie, der
drei Doshas und deren Funktion im Körper sowie der feinstofflichen Anatomie, nach
welcher der Körper aus verschiedenen in komplizierter Weise miteinander verflochtenen
Schichten besteht, die dem Aufbau einer Zwiebel vergleichbar sind.
Die acht
grundlegenden Konstitutionstypen werden ebenso behandelt, da laut Ayurveda die
Konstitution eines Menschen das in dieser Person existierende Universum repräsentiert.
Die jeweils persönliche Konstitution wird bereits im Moment der Empfängnis festgelegt.
Eine Darstellung der Krankheitsursachen, des diagnostischen Verfahrens sowie der
Therapiemöglichkeiten runden die Beschreibung von Ayurveda ab.
Im dritten Teil des
Buches wird ein Vergleich der beiden Traditionen angestellt. Sowohl die indische
als auch die chinesische Medizin stellen selbständige Systeme dar, die sich
unabhängig voneinander entwickelt haben und jeweils eng mit der Religion des
Landes verbunden sind. In beiden Gesellschaftsformen beeinflussten die philosophischen
Denkweisen die medizinischen Systeme. Dies gilt besonders für den
Taoismus
in China und für die Philosophie des
Yoga
in Indien.
Obwohl es viele verschiedene Ansatzpunkte in den beiden Medizintraditionen
gibt, ist die Grundidee beider Medizinsysteme der Glaube, dass ein mit den Gesetzen
der Natur in Übereinstimmung lebender Mensch gesund bleibt. Das Abweichen von
diesem Weg, darin stimmen beide Traditionen überein, stellt die Hauptursache für
Krankheiten dar. Eine weitere wichtige Gemeinsamkeit ist der Glaube an eine essentielle
Lebenskraft, die in China als Qi und in Indien als Prana bezeichnet wird. Das
Ziel jeder Behandlung in beiden Systemen besteht in der Wiedererlangung bzw. Herstellung
einer Balance innerhalb des Körpers und Geistes. Dabei steht im Ayurveda mehr
die Langzeitkomponente im Vordergrund, während die chinesische Medizin vorerst
ihr Augenmerk auf die sofortige Besserung der Symptome legt.
Nach
dieser Lektüre, die auch für den Laien sehr verständliche Informationen bietet,
kann man sich nur wünschen, dass die Synergien beider Heilsysteme im Interesse
der Gesundheit der Menschheit zu einer ganzheitlichen energetischen Medizin führen.
Die Grundidee beider Systeme ist leicht nachvollziehbar. Während des Lesens entsteht
das eindringliche Bedürfnis, wieder zu einer natürlichen Lebensweise, die mit
der Natur im Einklang steht, zurückzufinden. Bleibt nur noch die Hoffnung bzw.
der Wunsch, dass viele Menschen an diesem Buch Gefallen finden und so eventuell
ein generelles Umdenken stattfinden kann.
Im Anhang findet sich noch ein Vergleich
von verschiedenen medizinischen Substanzen, deren Wirkung und Anwendungsweise
sowie eine kurze Darstellung des Gebrauches der vitalen Punkte.
Die Autoren
Robert Svoboda und Arnie Lade wurden beide 1953 geboren. Svoboda lebte von 1973
bis 1985 in Indien und war der erste "Westler", der nach Abschluss seiner Studien
in ayurvedischer Medizin von der indischen Regierung eine Lizenz zum Praktizieren
erhielt. Lade hat in Peking und Chengdu an den dortigen Instituten für
Traditionelle
Chinesische Medizin studiert und ist ein international renommierter Akupunkturspezialist.
(margarete, mai 2002)
Robert Svoboda/Arnie Lade:
"Ayurveda und Traditionelle Chinesische Medizin. Die beiden ältesten Heilsysteme
der Welt im Vergleich"
O.W.
Barth Verlag
übersetzt von Thomas Dunkenberger
240 Seiten, gebunden
ISBN 3-502-61076-2
ca. EUR 24,90.
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hier findet sich ein Dokumentationsfilm über Ayurveda