Isaac Asimov: "Alle Roboter-Geschichten"
Dies ist die siebente Auflage der erstmals 1986 erschienenen Komplettausgabe der Asimov'schen Robotergeschichten, die vom Großmeister der SF-Literatur in dem Zeitraum von 1939 bis 1977 geschrieben wurden und die Art und Weise, wie man künstliche Lebewesen - egal in welcher Form - in der der Öffentlichkeit, in der Belletristik und auch in den Fachwissenschaften behandelt, geprägt haben. |
Asimovs
"Drei Gesetze der Robotik": |
Asimov war es, der nach dem Vorbild
eines Theaterstücks den Begriff "Robot", der einfach Arbeiter bedeutet, auf
künstliche Wesen anwandte, die mehr oder weniger große Ähnlichkeiten mit Menschen
haben können, und er hat sich auch ausgiebig mit dem Problem der Existenz von
Robotern in menschlichen Gesellschaften beschäftigt. Dass er nicht der Erste
war, der sich mit künstlichen Menschen befasste, erwähnt er zum Einem im Vorwort
dieses Buchs selbst, wenn er den
Golem
beschreibt, und zum Anderen ist es ein ständiges Thema in den Diskussionen zur
Robotik, wenn einige seiner menschlichen Helden das sogenannte "Frankenstein-Syndrom"
bejammern, das den Einsatz von Robotern auf der Erde sehr schwierig macht.
Man unterscheidet immer
zwei Arten von Robotern, und auch dies ist schon vor Asimov geschehen:
den
pathetischen Robotern und den bedrohlichen Robotern (zumindest in der
Literatur),
und Asimov neigte immer stärker zu den pathetischen Vertretern,
weswegen er
wohl auch "Der Zweihundertjährige" als seine wichtigste und beste
Geschichte beschreibt, wobei das Pathos hier tatsächlich ungefähr so
dick ist wie in der Verfilmung mit Robin Williams in der Hauptrolle.
Der andere Höhepunkt
seines Schaffens zeigt uns allerdings sehr deutlich noch einmal den
Roboter als
Bedrohung in "... dass du seiner eingedenk bist ...". Zwischen diesen
beiden
Schwerpunkten bewegen sich die anderen Geschichten in diesem Band, die
in
verschiedene Themengebiete eingefügt sind.
Drei Kurzgeschichten beschäftigen
sich mit nichtmenschlichen Robotern, wobei eine ("Sally") durchaus ein
Vorbild für
Stephen Kings
"Trucks" gewesen sein könnte. Die nächsten drei
Geschichten behandeln stationäre Denkmaschinen, wobei hier erstmals auch
telepathische Begabungen in Maschinen angedacht sind. Sechs weitere Geschichten
handeln in Folge von Robotern aus Metall, bevor drei überaus nachdenklich
stimmende Geschichten über humanoide Roboter kommen, die durchaus bedrohliche
Momente beinhalten.
Die beiden größten Textblöcke
sind vier Geschichten zu Powell und Donovan und zehn Geschichten zu Susan
Calvin, die eng miteinander zusammenhängen und einmal die Arbeit und Probleme
zweier Prototyptester beschreiben, sowie die Erlebnisse einer sehr
erfolgreichen Roboterpsychologin, die auch Eingang in den Film "I, Robot"
gefunden hat. Hier finden sich auch einige der bemerkenswerteren Momente aus
diesem Film wieder - gleichzeitig ist gerade die letzte Sammlung an
Kurzgeschichten auch ein wenig Asimovs feministisches Manifest, weswegen die
letzte Geschichte auch nicht ganz zufällig "Weibliche Intuition" heißt. In
diesen beiden Abschnitten spielen auch die sogenannten Asimov'schen Gesetze der
Robotik eine große Rolle und werden immer wieder unter anderen Gesichtspunkten
aufgegriffen und untersucht.
Einige der philosophischen und
moralischen Probleme, die hier erstmals aufgezeigt werden, sind eifrigen
SF-Lesern natürlich durchaus aus moderneren und zum Teil auch
gefälligeren Darstellungen bekannt. Data aus
"StarTrek: The Next Generation"
dürfte
dabei vorrangig ins Gedächtnis rücken, aber auch bestimmte Ideen aus
"Matrix" und anderen Bereichen werden hier bereits angedacht. Die
Geschichten sind für sich genommen durchweg lesbar, in der Regel auch
lesenswert und sollten in keiner ernsthaften Literatursammlung fehlen.
Für seriöse
SF-Leser ist diese Sammlung geradezu unvermeidbar.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 08/2005)
Isaac Asimov: "Alle Roboter-Geschichten"
Bastei-Lübbe, 2004. 654 Seiten.
Buch
bei amazon.de bestellen