Myriane Angelowski: "Gegen die Zeit"

Ermittlungen in Köln


Debütromane sind immer wieder etwas Erfreuliches, da sie die Chance geben, eine frische Stimme in einem in der Regel doch schon eher gut etablierten Genre zu hören. Wenn sich dann jemand wie die 1963 geborene Myriane Angelowski, die einige Zeit in Israel verbracht hat und in Deutschland im Bereich der Gewaltprävention als Dozentin und Coach tätig war, dem Kriminalroman zuwendet, weckt das durchaus Neugierde.

Ein Mann findet seine Nachbarin in deren Wohnung auf dem Bett liegend vor. Die sie umschwirrenden Fliegen weisen darauf hin, dass sie schon etwas länger da liegt, und der fehlende Kopf lässt auf ein Gewaltverbrechen schließen. Wegen solcher Verbrechen wird in Köln das KK11 auf den Plan gerufen - und damit auch Hauptkommissarin Lou Vanheyden, die eigentlich an diesem Tag frei hat. Statt sich nun also um den Auszug ihres Mannes Henry zu kümmern, muss sie sich einer ganz anderen "Trennungsproblematik" annehmen; dies auch noch, während sie sich vorrangig mit den schulischen Problemen der gemeinsamen Tochter Frieda beschäftigen sollte.

In der Dienststelle hat Lou überdies mit einigen jüngeren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu tun, die noch ausgebildet werden und für die Arbeit an einer ziemlich wirren MK noch nicht so ganz geeignet sind. Da kann man schnell - wie das Opfer - "den Kopf verlieren", wenngleich dieser aber in der Regel schneller wiedergefunden wird.
Jener der Ermordeten findet sich nämlich erst zu einem späteren Zeitpunkt auf dem Melatenfriedhof, zusammen mit einer geheimnisvollen Botschaft auf Büttenpapier, die "Stina Dürrenaels" lautet. Einen anderen Brief auf Büttenpapier, mit einer längeren, aber auch nicht direkt verständlichen Botschaft hatte man bereits in der Wohnung des Opfers gefunden. Außerdem waren dem Opfer - relativ unprofessionell - die Schamhaare abrasiert worden.

Dies alles ist schon geheimnisvoll genug, aber es sollen noch mehr kopflose Leichen auftauchen, die zunächst einmal keine offensichtliche Verbindung zueinander aufweisen.
Die Ermittlungsresultate dringen an die Öffentlichkeit, und die Bevölkerung, die sich in einem seit Wochen unter Hitze und Trockenheit leidenden Köln immer unsicherer fühlt, wirft der Polizei mangelnde Einsatzbereitschaft vor. Lou Vanheyden und ihre MK kämpfen mit all diesen Problemen, während sie gleichzeitig versuchen, die neuen Kollegen zu integrieren und Lou selbst zuhause den Einfall ihrer sehr umtriebigen Mutter erdulden muss.

Die Motivation des Täters ist nicht unbedingt übertrieben originell, anders als seine Vorgehensweise, aber nach einigen Jahren der Krimilektüre hat man wohl schon die meisten Motive von Tätern mit extremen dissoziativen Persönlichkeitsstörungen kennen gelernt.
Im Mittelpunkt dieses Romans stehen darum auch eher die Ermittlerinnen und Ermittler sowie deren Umfeld, was vermuten - und vielleicht auch hoffen - lässt, dass man von Hauptkommissarin Vanheyden und ihren Leuten noch mehr hören wird.

Fazit: Ein überzeugender Romanerstling, der viele Schwächen nicht aufweist, die man bei Debütwerken sonst so oft findet.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 05/2007)


Myriane Angelowski: "Gegen die Zeit"
Emons Verlag, 2007. 256 Seiten.
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