Boris Akunin: "Der Tote im Salonwagen"

Gesprochen von Johannes Steck, musikalisch untermalt von Michael Ernst
(Hörbuchrezension)


Spannender Thriller um Terror und Verrat im vorrevolutionären Russland

Das vorrevolutionäre Russland leidet unter Anschlägen einer terroristischen Kampfgruppe namens KG. Der aus früheren Kriminalfällen bekannte Staatsrat Erast Fandorin ist besonders motiviert, die Hintergrunde der Terrorakte aufzuklären. Wurde doch der hohe General Scharapow in einem Salonwagen von einem Mann erstochen, der sich als Fandorin ausgab. Auf der Suche nach den Tätern gerät Boris Akunins Held in ein Haifischbecken rivalisierender Vorgesetzter, reizvoller Damen unklarer Herkunft, brutaler zu allem entschlossener Nihilisten und unberechenbarer Verräter innerhalb des russischen Staatsapparats. Mehrfach mit dem Tode bedroht muss Fandorin alle Register seines Könnens ziehen gegen den jüdischen Kopf der Revolutionäre Grien und Burlajew, den Leiter des Moskauer Geheimdienstes. Einst erlernte fernöstliche Nahkampfpraktiken und sehr viel Glück helfen ihm zu überleben.

Das bewährte Duo mit dem akzentuierten Sprecher Johannes Steck und dem einfühlsamen Musiker Michael Ernst hat Akunins geschriebenes Werk als gekürzte Lesung grandios in ein ungefähr achtstündiges Hörbuch umgesetzt. Erneut verleiht Steck jeder Handlungsfigur durch stimmliche Variation eine eigene unverwechselbare Persönlichkeit, während die gelungene musikalische Untermalung des Gitarristen und Pianisten Ernst der mitreißenden Handlung zusätzliche Spannung verschafft. Das ist so gut gelungen, dass Unterschiede zum Hörspiel verwischen.

Auch wenn die Handlung trotz des Attentats nur langsam anläuft und erst ab der zweiten CD voll auf Touren kommt, hat der unter dem abgewandelten Pseudonym des Anarchisten Bakunin in Moskau als Philologe, Kritiker, Essayist und Übersetzer aus dem Japanischen arbeitende Autor erneut überaus spannende Unterhaltung  geschaffen. Inmitten der gegeneinander intrigierenden Moskauer Gendarmerie- und Geheimdienstbehörden und ihrer skrupellosen Leiter zeichnet Akunin seinen Helden Fandorin als sprachbegabte sympathische Lichtgestalt. Denn auch wenn dieser als Staatsrat dem russischen System loyal und einfallsreich dient, ist er nicht bereit, sich nur wegen eines noch besseren Postens an dem schmutzigen Geschäft der Politik zu beteiligen. Zu Akunins Stilmitteln gehört es, Vorfälle aus der Perspektive der Ermittler wie der der Terroristen zu schildern. Die hierbei entstehenden Wiederholungseffekte erleichtern das Verständnis des Hörers.

Fazit: Auch dieser Roman aus der Reihe um den "russischen James Bond" genannt Fandorin überzeugt. Das Hörbuch mit seiner Mischung aus Spannung, Logik, rasanter Aktion und Liebesgeschichte schlägt den Hörer zunehmend in seinen Bann. Am Ende hat der begeisterte Hörer Mühe, sich aus Fandorins Kosmos zu lösen.

(Dr. Matthias Korner; 01/2007)


Boris Akunin: "Der Tote im Salonwagen"
Aus dem Russischen von Andreas Tretner.
Audiobuch Verlag, 2004. 6 CDs; Laufzeit ca. 487 Minuten.
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Buchausgabe:
Aufbau Taschenbuch Verlag, 2004. 399 Seiten.
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