Sepp Holzer: "Der Agrar-Rebell"

Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Bernd Lötsch


Der Titel der Autobiografie von Sepp Holzer trifft den Nagel mehr als nur auf den Kopf. Ein Duckmäuser ist er Zeit seines Lebens nie gewesen, sondern hat seine Ideen mit großer Konsequenz verfolgt und sie gegen jegliche Behörden durchzusetzen gewusst. Begleitet auf diesem steinigen Weg zur Berühmtheit wurde er von seiner Frau Vroni, die immer an seiner Seite stand, wie er nicht zu erwähnen vergisst.

Josef Holzer wurde im Jahre 1942 auf dem Krameterhof, der im salzburgischen Lungau auf 1300 m Seehöhe liegt, geboren. Seine Eltern bewirtschafteten den Hof auf herkömmliche Weise, hielten Rinder, Schafe, Schweine, Hühner, Gänse und ein Pferd. Wie es damals üblich war und zum Teil heute noch ist fingen die Kinder früh an am Hof mitzuhelfen und kleinere Arbeiten zu übernehmen. Schon bald zeigte Sepp Holzer Interesse an der Pflanzenwelt, als er die ersten Samen in Mutters Blumentröge setzte und zum Keimen brachte. Aber aus den Samen wurden kleine Bäume und die Mutter drohte, diese aus ihren Trögen zu entfernen. Nun suchte der junge Holzer einen Platz für seine Pflanzen und "pachtete" schließlich für einen Doppelschilling von seinem Vater einen kleinen, steinigen und kaum fruchtbaren Hang, den "Beißwurmboandling", wo er seine Bäumchen einsetzte. Mit der Zeit pflanzte er unter anderem auch Kürbisse und Erdbeeren, die zwischen den Steinen besonders gut gediehen. Und als dann seine Schulzeit begann, verdiente er bereits etwas Geld, indem er seinen Garten seinen Mitschülern zeigte und die Erdbeeren verkaufte oder gegen anderes tauschte. Angelegt in einer kleinen Terrassenform, wurde dieser Garten der Vorläufer seiner heute so erfolgreichen Permakultur.

Sepp Holzer war ein neugieriges Kind und ein wissbegieriger Jugendlicher. Auf die Volksschule folgte im Alter von 15 Jahren die bäuerliche Fortbildungsschule, wo Gegenstände wie Düngemittelkunde, Spritzmittelkunde, Rindermast, Milchwirtschaft, Forstwirtschaft und ähnliches unterrichtet wurden. Über die jungen Schüler wurde damals versucht möglichst viel Kunstdünger und Spritzmittel an die Bauern zu verkaufen. Damals ließ sich Sepp Holzer davon begeistern, musste jedoch die Erfahrung machen, dass das schulische Wissen keine sonderlich erfolgreichen Erträge einbrachte. Im Gegenteil, es gab massive Nachteile, welche die moderne Bewirtschaftung mit sich brachte. Ähnlich erging es ihm mit vielen anderen Ausbildungen. So wurde er Obstbaumwärter, machte eine Fischereiausbildung am Mondsee und wurde Jäger. Als Neunzehnjähriger übernahm er überraschenderweise von seinem Vater den Hof, stürzte sich voll Elan auf die Landwirtschaft und versuchte alle seine Ideen umzusetzen. Dabei merkte er schnell, welche Nachteile die herkömmliche Bewirtschaftung mit sich brachte. Deshalb bewegte er sich oft auf seinen Wiesen, Äckern und in seinen Wäldern und beobachtete und experimentierte viel. Dabei wendete er neue Formen einer Landwirtschaft an, welche sich mit der Zeit zu der heute unter dem Namen "Permakultur" bekannten Bewirtschaftung entwickelte.

Seine Begeisterung galt nicht nur der Pilz- und der Fischzucht, mit der Zeit legte er auch einen großen Alpentierpark an. Das Gasthaus und die Pension rundeten das Bild ab und führten zu großen Erfolgen. Die Erfolge zogen aber Neider, Steuerprüfungen und neue, von der Gemeinde auferlegte Steuern nach sich. Dies bewegte Sepp Holzer, sein Gasthaus und den Wildpark zu schließen und sich wieder mehr seinen Sonderkulturen und seiner Jagd zu widmen. Bereits mit 21 Jahren war er alleiniger Pächter der Gemeindejagd mit einer Fläche von 500 ha. Bald kam es, dass ein Oberforstdirektor aus Salzburg überraschend auftauchte und sich selbst zur Jagd einlud. So ging Sepp Holzer mit ihm auf einen Bock, gab ihm einen Teil des geschossenen Wilds mit und ließ ihn noch kostenlos in seiner Pension übernachten. Ordnungsgemäß trug er alles in die Abschussliste ein. Wie erstaunt war Sepp Holzer, als er sechs Wochen später eine Vorladung vor das Jägerehrengericht bekam, weil er angeblich einen Jagdgast (den Oberforstdirektor) ohne gültige Salzburger Jagdkarte auf einen Rehbock eingeladen hätte. Obwohl er meinte alles aufklären zu können, wurde er schließlich verurteilt und musste die Jagdpacht aufgeben, sich die Jagdpapiere entziehen lassen und die Verfahrenskosten tragen. Dies blieb aber nicht die einzige Konfrontation mit dem Gesetz und starrköpfigen Beamten. Seine Autobiografie ist unter anderem eine lange Aufzählung aller Konflikte, die er im Laufe der Zeit mit den Behörden hatte. Denn die sanfte Art der Bewirtschaftung wurde immer wieder kritisiert, und er selbst als ein Spinner in der Öffentlichkeit hingestellt. Erst in den letzten Jahren, als sich unter anderem wissenschaftliche Größen wie Prof. Lötsch von der Universität Wien mit seiner Form der Land- und Forstwirtschaft beschäftigten, wurde Sepp Holzers Weg anerkannt. Und mit seiner öffentlichen Anerkennung wandelten sich viele Kritiker zu Fans. Darüber hinaus wurde er mehrmals ins Ausland eingeladen, um sein reiches Wissen in Kolumbien, Brasilien, Bosnien und vielen anderen Ländern weiterzugeben.

Sepp Holzers Autobiografie ist in einer sehr einfachen und unmittelbaren Sprache geschrieben. So wie er gewohnt ist zu den Leuten zu sprechen, so schreibt er. Viele Dialektausdrücke fließen ein, werden aber ins Hochdeutsche übersetzt. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, erwähnt lobend die wenigen Freunde und beschreibt seine vielen Verfahren, die er mit den Behörden und Beamten Zeit seines Lebens auszufechten hatte. Manch einer, der in diesem Zusammenhang namentlich genannt wird, wird sich ärgern. Aber das ist sicherlich auch die Absicht des Autors gewesen, um sich so ein wenig für die Plage zu revanchieren. Dies ist nicht nur ein Buch über das Leben eines Mannes, der konsequent seinen Weg eines Miteinander des Menschen mit der Natur geht, sondern auch ein Buch über den Kampf mit festgefahrenem Wissen in den Köpfen einer Beamtenschaft, der die Buchstaben des Gesetzes wichtiger zu sein scheinen als die Sache selbst.

(Dr. Hans-Peter Oberdorfer; 01/2003)


Sepp Holzer: "Der Agrar-Rebell"
Stocker, 2002. 240 Seiten. Zahlreiche Abbildungen.
ISBN 3-7020-0970-1.
ca. EUR 19,90.
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