Franck Goddio: "Ägyptens versunkene Schätze"
Parallel
zur gleichnamigen Ausstellung "Ägyptens versunkene
Schätze" (von Mai bis September 2006 im Gropiusbau in Berlin)
ist im Prestel Verlag diese fulminante Publikation erschienen, welche
die in jüngster Zeit vom Meeresgrund vor Ägyptens
Küste gehobenen Funde in einer gelungenen Zusammenstellung
zeigt sowie ausführlich beschreibt.
Diese Weltpremiere-Ausstellung "Ägyptens versunkene
Schätze" wird als kulturelle Großtat bezeichnet, und
dementsprechend ist auch dieses umfangreiche Werk gestaltet und
für den interessierten Leser und Betrachter aufbereitet. Schon
beim ersten Durchblättern fällt auf, wie jedem
einzelnen Fundstück ein enormes Maß an Raum gewidmet
ist - fast wie in einem Museum. Dieses Werk lebt primär von
seinen wunderbaren, durchgängig farbigen Fotos, die oft
formatfüllend sind; insbesondere die
Übergröße einzelner abgebildeter Artefakte
ist für das genauere Studium hilfreich, aber auch, um sie
einfach nur visuell auf sich wirken zu lassen.
Der französische Unterwasserarchäologe Franck Goddio,
der das gigantische Forschungsprojekt vor der Küste
Alexandrias leitete, barg in den letzten Jahren mit Hilfe eines
professionellen Teams eine Fülle an Kunstschätzen aus
dem Meer, wie sie mystischer und prächtiger nicht sein
konnten. Über 500 Funde aus der Zeit von 700 v. Chr. bis 800
n. Chr. wurden gehoben, konserviert, restauriert und registriert. Also
sind auch aus der griechischen und römischen Zeit
Einflüsse sichtbar. Teile des antiken Alexandrias sowie die
älteren Städte Heraklion und Kanopus versanken,
wahrscheinlich einst infolge von Erdbeben und Tsunamis, im Meer - und
durch dieses Projekt konnte davon ein Teil sozusagen wieder auftauchen
sowie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Um sich näher über das ganze gigantische
Unterwasserprojekt zu informieren, ist dieser Katalog sehr dienlich.
Zu Anfang des Werkes beeindrucken fotografische Szenen mit Tauchern und
Funden im Meer. Danach kommen Beteiligte der Ausstellung und
Unterwasserexpedition zu Wort. Sehr interessant hierbei auch das
Interview mit dem Unterwasserarchäologen
Franck Goddio.
Anschließend begibt sich der Leser bzw. Betrachter des
Katalogs in den historischen und kulturwissenschaftlichen Teil,
verknüpft mit abgebildeten Fundstücken. Einige der
Abbildungen zeigen Funde noch an ihren Originalfundstellen im Meer;
manchmal begleitet oder umrahmt von einem der Taucher, was ein
spannungsvolles Bild vermittelt: Antike und Moderne vereint in einer
Momentaufnahme. Artefakte, die von Fischen und Tauchern umschwommen
werden - faszinierend und nachdenklich zugleich. Die Hauptkapitel
über die Funde sind nicht nach Örtlichkeit oder
Fundstelle sortiert, sondern nach Themenbereichen wie: Geschichte,
Religion, Kult, Handel und Alltag. Im nachfolgenden Kapitel
erfährt der Leser Wesentliches darüber, wie es von
der Grabung zur Ausstellung "Ägyptens versunkene
Schätze" kam.
Abschließend ein Katalogteil, der die in dem Gesamtkatalog
gezeigten durchnummerierten Objekte nach deren Zugehörigkeit
zur einstigen Stadt, nochmals in Miniatur-Abbildung mit Beischrift,
zeigt. Diese Aufteilung ist wie folgt: Kanopus-Ost, Heraklion,
Alexandria
- der Betrachter kann sich somit einen ergänzenden und
übersichtlichen Überblick verschaffen. Im Anhang
namentlich erwähnt die Autoren des Katalogs sowie eine lange
Namensliste unter der Überschrift "Dank". Die Autorentexte der
Themeninhalte berufen sich vorwiegend auf Studien diverser
archäologischer und ägyptologischer Institute
weltweit.
Was die einzelnen vorgestellten Objekte betrifft, so findet sich darin
ein breites Spektrum: von der winzigen Schmuckperle bis hin zur
größten bislang in Ägypten gefundenen
Götterstatue, nämlich die der Nilgottheit "Hapi", die
über fünf Meter hoch ist. Des Weiteren eine Vielzahl
an Statuetten, Gebrauchs- und Ritualgegenständen,
Münzen, Amuletten oder Vasen. Jedes Objekt mit mehr oder
weniger ausführlicher Bildzuschrift. Ergänzende
Informationen findet der Leser im jeweils angegliederten Themenkapitel.
Ein eigenes Kapitel ist der Wiederentdeckung der versunkenen
Stätten gewidmet; welches auch Einblicke in die faszinierende
Forschungsarbeit der Experten vor Ort gibt. Entsprechend sind darin
Karten und Lagepläne sowie hypothetische Rekonstruktionen
eingestreut.
Aufgrund dieser Fülle an Neuentdeckungen aus dem alten
Ägypten, die nun auch der breiten Öffentlichkeit -
z.B. anhand der Ausstellungen in Europa - zugänglich gemacht
werden können, lässt dieser Katalog zur ersten
Ausstellung dieser Art wohl keine Wünsche mehr offen. Ein
kleineres Katalog-Format wäre wohl nicht angebracht gewesen,
da sich in solch einem Großformat (25 x 28,5 cm, 464 Seiten)
auch die Größe solcher Projekte wie jene der
Ausstellung "Ägyptens versunkene Schätze" und der
Unterwasserexpedition nur entsprechend widerspiegeln kann.
(Anja Semling; 06/2006)
Franck
Goddio: "Ägyptens versunkene Schätze"
Prestel Verlag, 2006. 464 Seiten, 500 Abbildungen.
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Lien:
https://www.aegyptens-versunkene-schaetze.org/
Franck
Goddio leitet das Europäische Institut für
Unterwasserarchäologie. Er ist Autor zahlreicher
populärer Sachbücher und Fernsehdokumentationen.
Weitere Bücher des Autors (Auswahl):
"Auf
Schatzsuche in den Sieben Weltmeeren"
In den Weiten der Meere und Ozeane liegen unzählige
Schätze aus der Vergangenheit. Seien es Schiffe, die mit
kostbarer Ladung untergegangen sind, oder ganze Städte, die
durch Überschwemmungen oder Erdbeben im Meer versunken sind.
Diesen Zeugen unserer Vergangenheit ist der französische
Unterwasserarchäologe Franck Goddio mit einem
vielköpfigen Expertenteam auf der Spur. Der Leser taucht durch
die beeindruckenden Unterwasserbilder in das Abenteuer ein. Er ist
dabei, wenn das Team die spanische Galeone San Diego, eine chinesische
Dschunke aus der Ming-Dynastie oder gar ein ganzes Stadtviertel des
antiken Alexandria entdeckt. Die Fundstücke lassen zusammen
mit den kurzen informativen Texten ein lebendiges Bild der Geschichte
entstehen. Das Wichtigste und Wissenswerteste des Lebens zu Zeiten
Kleopatras oder Marco Polos wird sichtbar. (Prestel Verlag. Kinderbuch)
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"Versunkene
Schätze. Archäologische Entdeckungen unter Wasser"
Sensationelle Bilder und packende Texte ziehen die Leser in die
geheimnisvollen Tiefen der Ozeane. Erleben Sie die Faszination der
Unterwasserarchäologie - erleben Sie eines der letzten
großen Abenteuer unserer Zeit.
Die spektakulären Expeditionen Franck Goddios, des
berühmtesten Unterwasserarchäologen, haben weltweit
großes Aufsehen erregt. Seine Entdeckungen haben unser Bild
von vergangenen Zeiten verändert. Das in jeder Hinsicht
außergewöhnliche Buch lässt die Leser an
den Höhepunkten der Unterwasserarchäologie der
letzten Jahre teilhaben.
Spannende Texte verknüpfen Erlebnisse eines
außergewöhnlichen Forschers mit fundierten
archäologischen und historischen Informationen.
Großformatige Bilder präsentieren die
faszinierendsten Funde aus den Tiefen der Meere und bringen uns eine
Welt von unvergleichlicher Schönheit nahe. (Theiss)
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Weitere
Buchtipps:
Joyce Tyldesley: "Mythos Ägypten"
Die Geschichte der Wiederentdeckung des Alten Ägypten ist ein
Abenteuer. Seine Heldenfiguren sind der trickreiche
Schatzgräber Belzoni, der geniale
Hieroglyphen-Entzifferer
Champollion oder der Glückspilz Carter, der das Grab
des Tutanchamun fand. Die Ägyptologin Joyce Tyldesley
führt ihre Leser gemeinsam mit den großen Forschern
zurück zu den wichtigsten Grabungsstätten und zu den
Pharaonen, ihren Frauen und Kindern,
Tempeln
und Palästen. (Reclam)
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amazon.de bestellen
Hermann Alexander Schlögl: "Das Alte Ägypten.
Geschichte und Kultur von der Frühzeit bis zu Kleopatra"
Hermann A. Schlögl beschreibt in dieser eindrucksvollen
histoire totale die Geschichte des Alten Ägypten von den
ersten archäologischen Funden bis zu
Kleopatra.
Er setzt auf meisterhafte Weise Politik, Religion und Kultur in
Beziehung zueinander und berücksichtigt dabei auch bisher
vernachlässigte Bereiche wie die Geschichte der
Medizin,
des Theaters und des Bildungswesens. Damit liegt nach langer Zeit
wieder eine umfassende Gesamtdarstellung des Alten Ägypten auf
dem neuesten Forschungsstand vor.
Das Alte Ägypten fasziniert durch seine monumentalen Bauten
und anrührenden Kunstwerke, eine unermessliche schriftliche
Hinterlassenschaft, seine geheimnisvolle Religion und nicht zuletzt
durch seine lange Dauer. Hermann A. Schlögl beschreibt, was
wir über die früheste Dynastie am Nil wissen und wie
sich schon im vierten Jahrtausend v. Chr. die Konstanten der
ägyptischen Geschichte, die Macht der Pharaonen und die
Totenreligion, herausbildeten. Dass die Kulturgeschichte
Ägyptens trotz dieser Konstanten außerordentlich
wechselvoll und vielfältig war, wird in diesem Buch
eindrucksvoll vor Augen geführt. Das gilt etwa für
die Literaturgeschichte mit ihren unterschiedlichen Genres und
erstaunlich modern anmutenden, auf das Individuum bezogenen Texten
während des Mittleren Reichs.
Der
religiöse Umsturz Echnatons während des
Neuen Reichs wurde, wie neueste Funde zeigen, doch nicht so
einschneidend beendet wie bisher angenommen. Und in der Zeit der
Ramessiden
änderte sich mit den Gräbern im Tal der
Könige die Bestattungskultur fundamental. Hermann A.
Schlögl gelingt es durch seine
außergewöhnliche Vertrautheit mit der
ägyptischen Literatur, ein neues Bild vom Alten
Ägypten zu zeichnen. Neue Einblicke vermitteln auch die
zahlreichen sorgfältig ausgewählten Abbildungen.
(C.H. Beck)
Buch
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