Hermann A. Schlögl (Hrsg.): "Gärten der Liebe"
Lyrik aus der Zeit der Pharaonen
"... Ein überflutender Duft ist es, der die trunken macht, die
dabei sind ..."
Dass die
altägyptische Hochkultur sichtbare Spuren hinterlassen
hat, weiß man. Dass erst die Entschlüsselung der Hieroglyfen aufschlussreiche
Einblicke in das Wesen dieser Epoche ermöglicht hat, ebenfalls.
So sind wir in
der glücklichen Lage, die zauberhaften Formulierungen der altägyptischen Liebeslyrik
genießen zu können.
Die Sprache ist äußerst gefühlvoll, detailfreudig und bisweilen
auch unverblümt, wie es in der Antike allgemein Brauch und keineswegs verwerflich
war, leibliche Genüsse als solche eingehend darzustellen.
Als Quellen dienten hier u.a. Papyri sowie beschriebene Gefäßscherben, und es ist den Bemühungen des
Übersetzers zu verdanken, dass längst verstummte Stimmen von Lust
und Pein, Sehnsucht und Erfüllung heute wieder zu uns sprechen können.
Besonders bemerkenswert sind die sogenannten "Baumgartenlieder": Bäume berichten in Monologen
vom Treiben Liebender im Schutze ihrer Schatten, von menschlichen Stärken und
Schwächen. Als Beispiel sei ein kurzer Textauszug angeführt:
"Das Bier-Zelt
gerät durch Trunkenheit in Verwirrung,
du aber bleibst mit deinem Geliebten
zurück.
Die Kleidungsstücke liegen verstreut unter mir,
während die Geliebte
sich hin und her bewegt.
- Aber ich bin verschwiegen,
mit keinem Wort spreche
ich von dem, was ich sehe."
Wahrheit
ist zeitlos, zu lieben und geliebt zu werden ein Grundbedürfnis. Und die Sprache
der Liebenden ist voller Anmut und Erotik.
(kre; 02/2001)
"Gärten der Liebe. Lyrik aus der Zeit der Pharaonen"
Herausgegeben
und übersetzt von Hermann A. Schlögl.
Mit Nachzeichnungen von Barbara Lüscher.
Artemis & Winkler, 2000. 95 Seiten.
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Noch ein Buchtipp:
Raoul Schrott: "Die Blüte des nackten Körpers. Liebesgedichte aus
dem Alten Ägypten"
Die Liebeslyrik wurde im Alten Ägypten entdeckt. Raoul Schrott, Kenner der
Antike und antiker Sprachen, hat eine Auswahl aus den ägyptischen Quellen
zusammengestellt und übersetzt. Die Gedichte der Liebe, die in der Epoche
Ramses' des Großen entstanden, waren intim, erotisch ungezwungen und
leidenschaftlich religiös.
Schrott macht diese Texte endlich wieder zugänglich, in einer ebenso bildhaften
wie kraftvollen Sprache. Die Liebesgedichte aus dem Alten Ägypten sind ein
weiterer Schritt zu den Ursprüngen der Menschheit und ihrer Poesie. (Hanser)
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