René Stauffer: "Roger Federer"
Die Biografie
Lobgesang
auf Federer, für Sportfans jedenfalls empfehlenswert
Roger Federer ist weit über die Grenzen des Tennissports
hinweg bekannt. Seine Karriere kann einerseits anhand von Zahlen
beschrieben werden - er gewann bisher 20 Grand Slam-Titel, mehr als 100
Tennisturniere auf Profiebene, fünfmal den "Laureus Sports
Award" (oft als "Sport-Oscar" bezeichnet) und stand mit mehr als 300
Wochen länger als jeder Andere
vor ihm an der Spitze der
Tennis-Weltrangliste. Doch neben diesen und weiteren Rekordzahlen
bietet der Schweizer
auch genug Stoff für eine
ausführliche Biografie. Der Journalist René
Stauffer begleitet Federer seit dessen Jugend und beschreibt in seiner
bereits zweiten Biografie über den Tennisstar neben dessen
Jugendzeit und Karriere auch den Familienmenschen, Wohltäter
und das Organisationstalent Federer.
Stauffer bietet Einblicke in die Gefühlswelt des jungen
Ausnahmespielers, dem anfangs oft das eigene Talent im Weg stand. So
sei Roger Federer faul
gewesen und habe seine Zeit lieber mit der
Spielkonsole verbracht, als in der Kraftkammer. Der Autor
erzählt auch von einem Jugendlichen, den sich Tennisfans von
heute kaum vorstellen können: Einem Federer, der bei
Jugend-Turnieren und in seinen ersten Jahren auf der Profi-Tour rund 50
Schläger zertrümmert, immer wieder lautstark geflucht
und auf dem Platz energisch Selbstgespräche geführt
hat. Einem Federer, der nach Fehlern und Niederlagen häufig
geweint hat.
Das Buch ist in vier Bereiche unterteilt. Begonnen mit der
längsten Durststrecke in Federers Karriere, die mit dem
Australian Open-Titel 2017 beendet wurde, geht es in die Jugendzeit,
danach kommt ein Überblick über die Jahre der nahezu
konkurrenzlosen Dominanz. Den Abschluss bildet ein detaillierter
Einblick in die Aktivitäten des Schweizers abseits des
Tennisplatzes. Hier geht es unter Anderem um Federers Stiftung,
Sponsoren, die Familie und die Trainer. Stauffer erzählt sehr
persönlich Passagen aus den zahlreichen Interviews, die er mit
Roger Federer und Menschen aus dessen Umfeld über die Jahre
geführt hat.
Die Biografie liefert spannende Details aus dem Berufsleben Roger
Federers und zeigt, dass neben hartem Training auch unzählige
Verpflichtungen absolviert werden müssen, je näher
man dem Ziel kommt, die Nummer 1 zu werden. Dem Leser wird auch schnell
klar, dass der Autor ein glühender Federer-Anhänger
ist und er kein negatives oder kritisches Wort über sein Idol
verliert. Was Euphemismen und lobende Adjektive betrifft,
hätte auch die Hälfte genügt, um zu erahnen,
wie bedeutend Federers Platz in der Tennisgeschichte ist.
Außerdem springt Stauffer gerne in der zeitlichen Chronologie
vor und zurück, was mitunter etwas verwirrend sein kann.
Für Sport- und vor allem Tennisfans ist die Biografie "Roger
Federer" aber auf jeden Fall lesenswert.
(Alexandra Gölly-Liebich; 05/2019)
René
Stauffer: "Roger Federer. Die Biografie"
Piper, 2019. 352 Seiten.
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René Stauffer, geboren 1959, ist seit 1993 Sportredakteur des "Tages-Anzeigers" und der "Sonntags-Zeitung" mit Schwerpunkt Tennis.