Jan Weiler: "Kühn hat zu tun"
Dieser
Roman von Jan Weiler erzählt von einem ganz normalen
Polizisten namens Kühn, 44 Jahre alt. Er lebt mit seiner Frau
Susanne, seinem Son Niko und seiner Tochter Alina in einem kleinen Haus
mit großer Hypothek auf der Weberhöhe, einer
Neubausiedlung nahe München, die auf einem Gelände
gebaut wurde, auf dem vor und während des Zweiten Weltkriegs
eine Munitionsfabrik stand.
Über deren Geschichte sowie ihren Eigentümer Rupert
Baptist Weber und den zweifelhaften Ruf, der ihm nach dem Krieg zuteil
wurde, informiert Jan Weiler den Leser zum Auftakt in einer Art
Rahmenhandlung, die aber nicht bis zum Ende fortgeführt wird.
Kühn hat in seiner Dienststelle nette Kollegen, vor allem
Steierer, mit dem ihn quasi eine gute Männerfreundschaft
verbindet. Was ihn täglich umtreibt, sind die Sorgen um das Geld,
denn nach Abzug aller Kosten bleibt ihm nur ein sehr kleiner Restbetrag
zum Leben, der hinten und vorne nicht reicht, um die
Bedürfnisse und Wünsche seiner Familie zu befriedigen.
Seine Tochter Alina will ein Pferd, sein Sohn redet nicht mit ihm, und
auch seine Frau verschließt sich ihm immer mehr.
Dem 1967 in Düsseldorf geborenen Journalisten und
Schriftsteller Jan Weiler gelingt es zu Beginn und auch im
späteren, immer spannender werdenden Verlauf des Romans ganz
hervorragend, die Kultur und das nachbarschaftliche Klima in einer
solchen Neubausiedlung, in der alle in schönen
Häusern, aber auf erdrückenden Schuldenbergen sitzen,
einzufangen und zu beschreiben.
Als eines Tages ein alter Mann erstochen auf einem Weg gleich hinter
Kühns Garten aufgefunden wird, muss Kühn für
die schwierige Dauer der Ermittlungen versuchen, seine Alltagssorgen zu
vergessen, doch auf sympathische Weise schleppt er sie andauernd mit in
seinem Kopf.
Die Leiche
weist besonders eigenartige Schnittwunden auf, die mit einem scharfen
Gegenstand post mortem zugefügt worden sind.
Jan Weiler hat wieder eine Figur erfunden, die dem Leser menschlich
ganz nahe kommt, er hat seine Geschichte in den normalen Alltag von
Kleinbürgern in einer Münchener
Vorstadt eingebunden und seinen ermittelnden Kommissar mit einer
Täterstruktur konfrontiert, die Kühn alle ihm zu
Verfügung stehende Intuition abfordert und ihn dennoch an die
Grenze bringt. An eine Grenze, an der er nicht nur den Fall mit einem
völlig überraschende Ende löst, sondern an
der er auch Energie gewinnt und Neuanfänge in seinen privaten
Krisen entdeckt. Bis zum nächsten Mal ...
(Winfried Stanzick; 03/2015)
Jan
Weiler: "Kühn hat zu tun"
Kindler, 2015. 320 Seiten.
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