Donna Leon: "Tod zwischen den Zeilen"
Commissario Brunettis dreiundzwanzigster Fall
Brunetti
entdeckt den Bücherschwarzmarkt von Venedig
Sein dreiundzwanzigster Fall führt Commissarion Guido Brunetti
in die Biblioteca Merula in Venedig. Aus einzelnen,
äußerst alten und wertvollen Büchern wurden
Seiten herausgetrennt, kostbare Folianten sind sogar ganz verschwunden.
Unter den gestohlenen Exemplaren befinden sich verheerenderweise auch
Bücher, die von Contessa Morosini-Albani, einer
einflussreichen Dame aus Venedig, gespendet wurden. Diese Frau ist noch
dazu eine Freundin von Brunettis Schwiegermutter und gilt als
äußerst empfindlich, wenn es um ihre Bücher
geht. Brunetti, der die Aufregung um und die Leidenschaft für
Bücher nicht ganz nachvollziehen kann, muss sich mit der
erschütterten Bibliotheksleiterin herumschlagen.
Gefühlsduselige Ausbrüche ihrerseits bleiben dabei
nicht aus.
Für das Verbrechen
gibt es auch schon
einen Verdächtigen. Ein angeblicher us-amerikanischer Forscher
soll mit all den beschädigten und entwendeten Büchern
zu tun gehabt haben. Er soll für den Vandalismus
verantwortlich sein. |
"'Dottoressa',
sagte Brunetti, um
einen möglichst überzeugenden und sachlichen Ton
bemüht, 'wir sind auf die Zusammenarbeit mit Ihnen
angewiesen.
Je früher wir den Täter finden, desto weniger Zeit
hat er, das Diebesgut zu verkaufen.' Er konnte ihr diese
Tatsache nicht
ersparen. |
Wie
gewohnt legt Donna Leon weniger Wert auf Spannung und gefinkelte
Verbrechen, als auf Venedigs Atmosphäre und die Beschreibung
der Schönheit der Lagungenstadt. Brunetti flaniert durch die
vom Frühling wiederbelebten Straßen,
genießt Kaffee
mit Kollegen und die Zeit mit seiner Familie.
In "Tod zwischen den Zeilen" beschäftigt er sich auch mit
lateinischen Schriften alter Kirchenväter und Literatur im
Allgemeinen und philosophiert über das Leben. Der raffinierte
Titel sorgt anfänglich für Verwirrung, denn der Mord
ereignet sich erst nach mehr als der Hälfte des Buches. Donna
Leon erzeugt Stimmung, indem sie von der Gemütlichkeit einer
italienischen Stadt im Frühling schwärmt. Die
Verbrechensaufklärung rückt dabei in den Hintergrund,
und der Leser bekommt Zeit, Brunetti auch auf anderen Wegen zu
begleiten.
"Tod zwischen den Zeilen" ist ein unspektakulärer aber
attraktiver Roman, der neben Kriminellen auch die Menschen "dahinter"
zeigt. Wer hochspannende Lektüre bevorzugt, sollte vielleicht
eher nicht zu Donna Leons "Tod zwischen den Zeilen" greifen. Leser, die
sich bereits mit dem sympathischen Brunetti verbunden fühlen,
werden aber mit seiner gewohnt ruhig-reflektierenden Art weiter gut
auskommen. Brunetti-Neulinge, die an philosophischen Grundgedanken,
Venedig und unspektakulärer Verbrechensaufklärung
Gefallen finden, werden ebenfalls begeistert sein.
(Alexandra Gölly; 06/2015)
Donna
Leon: "Tod zwischen den Zeilen.
Commissario Brunettis dreiundzwanzigster Fall"
(Originaltitel "By its Cover")
Übersetzt von Werner Schmitz.
Diogenes, 2015. 277 Seiten.
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Weitere
Buchtipps:
Donna Leon: "Endlich mein. Commissario Brunettis vierundzwanzigster
Fall"
Flavia Petrelli ist zurück in Venedig! In der Titelrolle von
"Tosca" tritt die Sopranistin im venezianischen Opernhaus La Fenice
auf. Als eine junge Sängerin aus dem Kollegenkreis die Treppe
einer Brücke hinuntergestoßen wird, beginnt Flavia
um ihr eigenes Leben zu fürchten.
Brunetti ermittelt in
den
Kulissen der Oper. Tod in Venedig, und das
auf der Bühne: ein Buch, das Sehnsucht nach Venedig macht.
(Diogenes)
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Mathias Mayer (Hrsg.):
"Goethes Venedig"
Die Lagunenstadt hat Goethe
begleitet, seit er als Kind eine Gondel geschenkt bekam: Venedig wird
zum Sehnsuchtsort schlechthin. Goethes Interesse gilt den Menschen wie
dem Theater, dem Labyrinth der Gassen wie der Fauna auf dem Lido und
immer wieder der Kulissenhaftigkeit dieser Stadt, die ihn von seiner "venetianischen
Existenz" sprechen lässt, als hätte er dort
viele Jahre gelebt. "Goethes Venedig" entfaltet ein Panorama von
Eindrücken, Erinnerungen und Gedichten, Bildern und Karten,
Goethes eigenhändigen Zeichnungen und
zeitgenössischen Gemälden.
"So stand es denn im Buche des Schicksals auf meinem Blatte
geschrieben, daß ich 1786 den acht und zwanzigsten September,
Abends, nach unserer Uhr um fünfe, Venedig zum erstenmal
erblicken sollte." (Insel)
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Miroslav
Sasek:
"Venedig"
Mit Miroslav Sasek unterwegs in der "Serenissima": Wir fahren mit der
Gondel durch den Canale
Grande, bewundern bei strahlendblauem Himmel den Dogenpalast
und viele prachtvolle Palazzi, durchstreifen die zahllosen Gassen und
Kanäle, spazieren über die Rialtobrücke und
erleben die Stadt bei "acqua alta". Wir begegnen
Postkartenverkäufern und Marktleuten, Gondolieri und
natürlich den von Tauben
umflatterten Touristen auf dem Markusplatz ...
"Alle Städte sind gleich, nur Venedig ist ein bissl
anders", wusste schon Friedrich Torbergs Tante Jolesch. Der
große Miroslav Sasek liebte Venedig - und mit welcher
Begeisterung er durch diese fast unwirklich schöne Stadt
spazierte, spiegelt sich auf jeder Seite dieses Buches. (Antje
Kunstmann)
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Rolf-Bernhard
Essig, Gudrun Schury: "Schlimme Finger. Eine
Kriminalgeschichte der Künste. Von Villon
bis Beltracchi"
"Nehmt also zur Kenntnis, dass Männer wie Benvenuto,
die in ihrem Beruf einzigartig sind, nicht dem Gesetz unterworfen sein
müssen." Papst Paul III. über Benvenuto
Cellini.
Veit Stoß fälschte Urkunden, um an sein Geld zu
kommen. Carlo Gesualdo, der Komponist frommer Motetten, schlachtete
seine Frau und ihren Geliebten ab. Karl
May saß über acht Jahre im
Gefängnis wegen Amtsanmaßung, Betrugs, Diebstahls.
Und der Karikaturist Arno Funke alias Dagobert entwarf kunstvolle
Übergabeapparate für erpresstes Geld. "Schlimme
Finger" stellt in gut zwanzig Kapiteln eine Fülle
überraschender Gesetzesbrüche vor, die von Malern,
Komponisten, Autoren, Musikern verübt wurden. In allen
Fällen erweist sich die seit der Renaissance
geläufige These, der Schritt vom Genie zum Verbrecher sei
klein, als reizvolles, haltloses, aber erzählerisch
höchst produktives Klischee, das unser Bild vom
Künstlerdasein bis heute beeinflusst. (C.H. Beck)
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Elena
Kostioukovitch:
"Italia! Die Italiener und ihre Leidenschaft für das Essen.
Eine Reise von den Alpen bis Sizilien"
Die leidenschaftliche Beziehung der Italiener zu ihrer Küche
ist legendär. Gespräche über das Aroma eines
"ragù" und den passenden Rotwein haben den gleichen
Stellenwert wie das Debattieren über Sport oder Politik.
Dieses Phänomen hat die Historikerin Elena Kostioukovitch, die
seit vielen Jahren in Italien lebt, nicht mehr losgelassen. Sie nimmt
uns mit auf eine Reise durch die Geschichte, Kultur und Traditionen
der
Küche Italiens. Kenntnisreich und unterhaltsam berichtet sie
von den regionalen Spezialitäten und Eigenheiten, vom bergigen
Friaul bis hin zu den Olivenhainen Siziliens. Sie erzählt von
altüberlieferten Zubereitungsmethoden, von Hausmannskost und
Volksfesten und macht so die einzigartige Vielfalt und den Reichtum
der
italienischen Kultur, die Leidenschaft und Lebensfreude Italiens auf
unnachahmliche Weise erfahrbar. (S. Fischer)
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