Ben Aaronovitch: "Fingerhut-Sommer"
Schwarzer
Humor trifft auf schwarze Magie
Geboren und aufgewachsen in London, ist das Landleben etwas, das aus
der Sicht von PC Peter Grant eher anderen Leuten passiert. Doch als in
Hereford, einem kleinen Ort im ländlichen England nahe der
walisischen Grenze, eines Nachts zwei junge Mädchen
verschwinden, schickt Nightingale den jungen Polizisten und Magier los,
um einen in der Nähe wohnenden Zauberei Praktizierenden zu
befragen, damit man ausschließen kann, dass dieser angefangen
hat, die dunkleren Künste zu betreiben, für die man
unter Anderem auch einmal kleine Mädchen opfern muss.
Dort angelangt, erfährt Pete, dass es sich bei dem fraglichen
gebrechlichen, älteren Herrn um einen Kampfgefährten
Nightingales aus dem Zweiten
Weltkrieg handelt, der sich mit seiner Enkelin in einen
Zauberturm auf dem Land zurückgezogen hat. Diese Enkelin hat
eine sehr enge Beziehung zu den ansässigen Bienen.
Pete beendet seinen Auftrag schnell und beschließt, die
örtliche Polizei bei der Suche nach den beiden
Mädchen zu unterstützen, was ihm seine Vorgesetzten
gestatten - auch, weil Nightingale
befürchtet, dass Pete in
London ständig der Bedrohung durch Mr. Punch und Lesley
ausgesetzt sein dürfte. Und so stürzt sich Pete in
die Vermisstensuche, doch nach kurzer Zeit wird ihm erstaunlicherweise
Beverly Brooks nachgeschickt, mit der er ja bereits eine vorsichtige
intimere Beziehung begonnen hat. Die (relativ betrachtet) junge
Flussgöttin macht seinen Aufenthalt sofort interessant, weil
sie sich nun ständig durch die Gebiete anderer Lokalgottheiten
bewegen muss, die dies nicht notwendigerweise
begrüßen.
Bei Gesprächen mit den Familien der Mädchen und
Durchsicht von Protokollen der Befragungen von Altersgenossinnen stellt
Pete fest, dass eines der beiden eine eingebildete Freundin gehabt zu
haben scheint. Oder, wenn man die Aussagen eines der befragten
Mädchen ernstnimmt, nicht eigentlich eingebildet, sondern eher
unsichtbar. Also scheint es sich doch um eine Ermittlung für
seine spezielle Abteilung zu handeln, was den ortsansässigen
Polizisten nur teilweise behagt.
Wenn sich ein Stadtermittler aufs
Land begibt, ist das immer ebenso interessant wie
amüsant, und wenn es dann auch noch um
übernatürliche Probleme geht, fühlt man sich
nicht von Ungefähr an die "Akte X" erinnert. Wobei Pete und
Beverly ein wesentlich unterhaltsameres Ermittlerduo abgeben als es Fox
und Scully je waren. Und außerdem würde zumindest
Pete Außerirdische
zur Abwechslung wahrscheinlich einmal sehr beruhigend finden.
"Fingerhut-Sommer" ist ein sehr solider, amüsanter und
angenehm zu lesender Roman, der auch wieder einige
Hintergründe zu Nightingale liefert, der in diesem Buch nur
aus der zweiten Reihe agieren kann. Überdies entwickelt sich
neben allem Anderen die Geschichte zwischen der verschwundenen Lesley
und Pete wieder weiter, als sie erneut Kontakt aufnimmt -
unter Anderem, um ihm eine sehr ominöse Warnung zukommen zu
lassen.
Man darf sich auf die Fortsetzung freuen!
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 09/2015)
Ben
Aaronovitch: "Fingerhut-Sommer"
(Originaltitel "Foxglove Summer")
Deutsch von Christine Blum.
dtv, 2015. 416 Seiten.
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