Glenn Greenwald: "Die globale Überwachung"
Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen
"Ich will eine
weltweite Debatte über Privatsphäre, Freiheit im Internet und die
Gefahren staatlicher Überwachung anstoßen", sagte er.
Der Jurist, Verfassungsrechtler und Journalist Glenn Greenwald widmet
sich in seinem Buch "Die globale Überwachung" einem großen Thema, das in
letzter Zeit TV, Zeitung und das menschliche Denken vereinnahmt hat.
Greenwald hat sich auf 365 Seiten dem umfangreichen Unterfangen
gewidmet, die digitale Spionage der NSA aufzudecken - von Anfang an. Den
Beginn des Buches bildet der Stein, der die ganze Aufdeckaktion
überhaupt erst ins Rollen gebracht hat: Edward Snowden, der als
Aufdecker der NSA bekannt werden wird, meldet sich mit einem kryptischen
Synonym bei Greenwald und bietet ihm eine Riesengeschichte an, die
dieser um ein Haar als nichtig abgetan hätte.
Greenwalds Instinkt und die Unterstützung von Freunden und Kollegen
ermöglichten es ihm jedoch, durch Snowdens Unterlagen einen weltweit
greifenden Spionageskandal einer ganzen Nation aufzudecken. Die Reise zu
einem unbekannten Informanten nach Shanghai hat sich also gelohnt ...
Neben der Chronologie der Geschehnisse, die übrigens alles Andere als
eine trockene Aneinanderreihung von Ereignissen ist, wirft Greenwald
auch die Frage nach Privatsphäre als menschliches Grundrecht auf und
hebt die digitale Debatte auf ein ethisches Niveau. Snowdens Sorge, sein
Leben und seine Freiheit für nichts und wieder nichts aufs Spiel zu
setzen, war zum Glück unbegründet, denn sein Anliegen einer "weltweiten
Debatte" griff und greift wahrscheinlich weiter, als man es sich
vorstellen hätte können.
Es zeigte sich, dass die Menschen sehr wohl Wert auf ihre Privatsphäre
legen und es alles Andere als akzeptabel finden, von der (eigenen)
Regierung ausspioniert zu werden.
Die Ereignisse seit Snowdens Enthüllungen könnten schon jetzt Stoff für
unzählige fiktionale Bücher und Filme liefern, die an einen
unglaublichen Spionagethriller erinnern - umso tragischer, dass
dieses Szenario der Realität entspricht. Das Potenzial eines spannenden
Krimis transferiert Greenwald dennoch in ein authentisches,
aufrüttelndes Manifest über Privatsphäre und gegen die skrupellose,
unnötig weitreichende Überwachung durch us-amerikanische Geheimdienste.
Die komplizierte Thematik schmälert das Interesse an den Vorfällen
keineswegs, und die Tatsache, dass es sich quasi um eine Dokumentation
aus erster Hand handelt, verleiht dem Buch besondere Anziehungskraft.
Der Autor, der selbst hautnah an der ganzen Geschichte beteiligt war,
versteht es, dem Leser die Zusammenhänge und den Menschen hinter dem
Enthüller Snowden näher zu bringen. Außerdem bringt er die abstrakt
wirkende Spionage auf eine einfachere, menschliche Stufe und hebt somit
den Wert.
Fazit:
Tragische Realität im Internet, die literarisch ansprechend und
informativ aufbereitet ist.
(Alexandra Gölly; 06/2014)
Glenn Greenwald: "Die globale Überwachung.
Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen"
(Originaltitel "No Place to Hide. Edward Snowden, the NSA, and the U.S.
Surveillance State")
Übersetzt von Gabriele Gockel, Robert Weiß, Thomas Wollermann und Maria
Zybak.
Droemer, 2014. 365 Seiten.
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