Willy Dumaz, Ingo Hofmeister: "Optische Enttäuschungen"
Was (sich) der Verstand erlaubt? Freudige Auseinandersetzungen mit
Erwartungshaltungen!
Das wie ein schlichtes, wenngleich mit 15 Millimetern ungewöhnlich
dickes, quadratisches Notizheft mit einer Seitenlänge von 12,5
Zentimetern gestaltete Büchlein bietet mancherlei: Überraschendes,
Nona-Effekte, Aha-Erlebnisse, Launiges, Sonderbares und natürlich - wie
es der Titel verkündet - jede Menge "optische Enttäuschungen"; all das
in Handschrift und simplen Strichzeichnungen, was insgesamt bisweilen
frappant an den Stil des in Wien lebenden Multitalents Tex
Rubinowitz erinnert. Auch er verblüfft bekanntlich den
Leser/Betrachter bevorzugt mit oft nur auf den ersten Blick Alltäglichem
bzw. entlarvt die
Tücken oder auch Banalitäten des Allzumenschlichen einmal mit
grober, dann wieder mit feiner Klinge oder doch eher Feder.
Wie im gegenständlich besprochenen Büchlein erwähnt, fanden die Herren
Dumaz und Hofmeister eine Vorlesung an der Kunsthochschule Halle zum
Thema "optische Täuschungen" dermaßen missraten, ja geradezu auf
provokante Weise unsinnstiftend, dass sie, dem aufgestöberten
Widerspruchsgeist gehorchend, beschlossen, schnurstracks eigene (und
zwar zündendere) Ideen zu Papier zu bringen. Aus dem so gewonnenen
Material ist "Optische Enttäuschungen" entstanden.
Denksport, einmal anders!
Während man im Büchlein blättert, muss man immer wieder
schmunzeln, denn viele mitunter an Bildungseinrichtungen von
unfreiwillig komischen Gestalten verbreitete Binsenweisheiten werden
genial dem Spott preisgegeben und völlig zu Recht an den
intellektuellen Pranger gestellt. Insofern sind Publikationen wie
"Optische Enttäuschungen" ebenso amüsante wie auch notwendige
Gegengewichte zum heutzutage manchmal übertrieben ernsten oder,
noch schlimmer, unendlich langweilig gewordenen etablierten, lustlosen
Wissensvermittlungssektor, der bedauerlicherweise flächendeckend
weder Fantasie noch Interesse anzuregen vermag.
Die beiden "Buchmacher" reißen unerschütterlich kreativ Symbole aus
gewohnten Umgebungen, stellen mit mehr als einem kecken Augenzwinkern
freche Fragen und erheiternde Aufgaben in den Denkraum, schrecken nicht
vor naiven Elementen zurück und scheuen keinerlei Schabernack. Und so
lieferte die Trübnis einer Vorlesung letztlich doch den Anstoß zu Spaß
und Kreativität, es wurden somit glücklicherweise keine "Säue vor die
Perlen geworfen".
Zum Abschluss einige Appetithappen aus dem Füllhorn an
Rätselhaftem
und Erstaunlichem:
Wie sieht ein blinder Fleck aus? Was geschieht, riecht man an einem
Quadrat? Ist ein leeres Glas eher halb voll oder halb leer? Welche
Gestalt hat die Urform der Zitrone?
Wie sieht eine Bastelanleitung für Quadratlatschen aus?
Übrigens ist im Büchlein noch reichlich Platz für eigene Anmerkungen und
Zeichnungen; denn, wie heißt es so treffend: Auch Spaß muss sein!
(Irmgard Ernst; 03/2014)
Willy Dumaz, Ingo Hofmeister: "Optische
Enttäuschungen"
Fischer Taschenbuch, 2014.
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Der gebürtige
Franzose Willy Dumaz ist in Nürnberg aufgewachsen und studierte in Halle
Spiel- und Lerndesign. Nach seinem Abschluss im Jahre 2011 gründete er
das "Büro für Sinn und Unsinn", das Spielobjekte, Spielaktionen und
Spielräume entwickelt.
Ingo Hofmeister ist in der Pfalz aufgewachsen. Er machte erst eine
Tischlerlehre und studierte dann in Halle Spiel- und Lerndesign. Seit
seinem Abschluss im Jahr 2011 arbeitet er als Kunstpädagoge und ist
nebenbei als Gestalter selbstständig.
Weitere Buchtipps:
Tex Rubinowitz: "Die sieben Plurale von Rhabarber. Listen über alles"
Das Leben besteht erwiesenermaßen zur Hälfte aus Unordnung. Damit diese
Hälfte nicht allzu groß wird, muss der Mensch für ihr Gegenteil sorgen:
Ordnung schaffen. Listen
machen. Nummerieren, sortieren und abheften: Zähne und Schamhaare
am Anfang, fehlende Zähne und fehlende Organe am Ende. Möbelstücke,
Autoteile, Einkäufe, Gewinne und Verluste.
"Listenmolch" Tex Rubinowitz hat hier nun die wichtigsten Raster, Listen
und Hitparaden versammelt, zum Nutzen der Leser, für die nach Lektüre
die Welt so richtig in Ordnung sein wird. (rororo)
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Tex
Rubinowitz: "Auf der Uni gibts Gratis-Rettich"
Seit vielen Jahren haben die unverwechselbaren Zeichnungen von Tex
Rubinowitz ihren fixen Platz in der Wiener Stadtzeitung "Falter". "Auf
der Uni gibts Gratis-Rettich" präsentiert eine streng subjektive Auswahl
alter und neuer Werke, erstmals sind auch kolorierte Arbeiten dabei.
Von der ersten bis zur letzten Zeichnung gibt es Rubinowitz'schen Humor
auf 96 Seiten und ein heimtückisches Nachwort. (Falter)
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