Felicitas Mayall: "Schwarze Katzen"
Laura Gottbergs neunter Fall
Auf
den Spuren des organisierten Verbrechens
In beinahe jährlichem Rhythmus legt die Schriftstellerin
Felicitas Mayall einen Band ihrer Serie um die Münchner
Kommissarin Laura Gottberg und ihren Freund, Commissario Angelo
Guerrini aus Siena, vor. Die beiden verbindet eine durchaus schwierige
Fernbeziehung, weil sie sich - übrigens auch in diesem Band
noch nicht - dafür oder dagegen entscheiden können,
richtig zusammenzuleben. Vor allen Dingen der Ort eines gemeinsamen
Lebensmittelpunkts ist unklar.
Mit jedem bisherigen Buch der Reihe wurden die einzelnen Romane
sprachlich und hinsichtlich der Handlungskonstruktion besser, was man
bei vielen anderen Krimiserien nicht unbedingt behaupten kann. Obwohl
es schon weit über ein Jahrzehnt her ist, dass der erste Band
"Nacht der Stachelschweine" erschienen ist, damals noch wenig
wahrgenommen, haben sich, ähnlich wie bei
Donna
Leons Büchern über Brunetti die
Hauptpersonen kaum verändert. Sie sind nur unwesentlich
älter geworden, wenn auch die Themen der Fälle immer
sehr aktuell sind.
Im nunmehr neunten Band geht es um die internationalen Verflechtungen
der verschiedenen Zweige der italienischen Mafia. Nicht umsonst dankt
die Autorin in einem Nachwort nicht nur dem mutigen Mafiaspezialisten
Roberto Saviano und auch Petra Reski, die ihr mit ihren
Büchern bei ihrer Suche nach Quellen sehr geholfen
hätten, sondern auch
Andrea
Camilleri, der sich seit vielen Jahren in den meisten seiner
Romane dem Phänomen der Mafia auf literarische Weise
nähert.
Nachdem Laura Gottberg und Angelo Guerrini zwei Wochen unbeschwerten
Urlaubs in dessen italienischer Heimat verbracht haben, wird die
Münchner Kommissarin schon am ersten Tag nach ihrer
Rückkehr mit einem seltsamen Phänomen konfrontiert:
Mitten in München liegt auf einer belebten Straße
plötzlich ein Betonblock. Was alle im Dezernat
unverzüglich vermuten, bestätigt sich bald: In dem
Block hat man eine Leiche einbetoniert. Aufgrund einer ebenso
geschickten wie spannenden Dramaturgie weiß der Leser schon
recht früh, was es mit dieser Leiche auf sich hat,
während Laura Gottberg mit ihrem sympathischen Team erst nach
und nach einem Geflecht von Beziehungen und Abhängigkeiten auf
die Spur kommt. Wie die Autorin die Feinheiten, die Regeln und Normen
sowie die in einer langen Tradition stehenden, sich aber in der
Gegenwart dramatisch verändernden Codices der "Ehrenwerten
Gesellschaft" beschreibt, ist allererste Klasse.
Ihre Chefin Charlotte von Wangenheim gibt Laura Gottberg und ihrem Team
trotz einer Warnung von ganz oben aus dem Innenministerium
grünes Licht für ihre nicht ungefährlichen
Ermittlungen, in die sich im späteren Verlauf wie immer auch
Angelo Guerrini einschaltet, der aus brennender Sorge und Einsamkeit
aus Siena nach München geeilt ist, weil er spürt,
dass in seiner Fernbeziehung zu Laura ein kritischer Punkt erreicht ist.
Lauras Kinder drängen aus dem Haus, und auch die sympathischen
Väter von Laura und Angelo raten den beiden, sich endlich zu
entscheiden.
Doch zunächst muss ein schwieriger Fall gelöst werden
- wie immer ...
Wie Felicitas Mayall die gesamte Großfamilie daran mitwirken
lässt, gibt für den nächsten Band Anlass zur
Hoffnung, dass es nicht nur wieder eine deutsch-italienische
Kooperation gibt, sondern vielleicht einen weiteren Schritt in Richtung
einer Entscheidung bezüglich der gemeinsamen Zukunft.
(Winfried Stanzick; 12/2014)
Felicitas
Mayall: "Schwarze Katzen.
Laura Gottbergs neunter Fall"
Kindler, 2014. 416 Seiten.
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