Yürgen Oster: "Seidenfaden Qi Gong"
Entwicklung der Lebenskraft
Die inneren Kampfkünste - und
damit auch innere Arbeit zur Gesundheitspflege - beruhen im Wesentlichen
auf kreisförmigen Bewegungen, die einseitig, zweiseitig parallel oder
zweiseitig gegenseitig laufen und aus denen sich dann nach außen
laufende Wellen und Spiralen entwickeln, die eben auch im Kämpferischen
Bereich eine Rolle spielen können.
Wie sehen diese Übungen aus, und wie muss man vorgehen, damit sie zu
bestmöglichem Erfolg führen?
Yürgen Oster, der sich bereits seit Jahrzehnten mit Tai
Chi, Qi
Gong und anderen Aspekten des Nei Gong, der inneren Arbeit,
beschäftigt, hat mit der Zeit für sich herauskristallisiert, welche
Übungen und Bewegungen grundlegend für alles Andere sind und welche ihm
am meisten geholfen haben, selbst zu lernen und auch zu unterrichten. In
diesem kleinen Büchlein hat er diese Übungen in Wort und Bild
versammelt.
Nach einer kurzen Einleitung erläutert er zunächst die drei
grundlegenden Kreise, in denen man sich bewegt, um die Bereiche Erde,
Mensch und Himmel anzusteuern, und zwar zunächst im Stand und dann
mit Gewichtsverlagerungen. Die Erklärungen dazu sind für die meisten
bereits Praktizierenden eine gute Orientierung, und die dazu gegebenen
Bilder helfen sicherlich auch weiter.
Dies wird gefolgt vom Chan Si Gong - der Basisfolge des Seigen QI Gong
mit ihren verschiedenen Variationsmöglichkeiten. Hierauf folgt das, was
ich selbst als die Tassenübung kennengelernt habe und was Yürgen Oster
mit Bezug auf eine chinesische Autorität als Pan Zi Gong, die
Tellerübung vorstellt, wobei er auch hier die Einhand- und die
verschiedenen Zweihandvarianten anschaulich darstellt. Besonders gut ist
es, dass er hierbei - genau wie bei den vorherigen Übungen - deutliche
Aussagen zum Stand macht.
Diese Bewegungen, die ja teilweise auch zu so grundlegenden Dingen wie
den Wolkenhänden anleiten, sind eine der grundlegenden Vorbereitungen
für jedes vernünftige chinesische Kampfkunsttraining; es gibt aber auch
noch zwei andere, die den Körper sehr gut auf die Anforderungen des
Trainings vorbereiten. Das Stehen - Zhan Zhuang - und Zou Wang, das
Sitzen in Vergessenheit. Auch diese stellt dieses Büchlein anschaulich
dar und ist somit eine überaus überzeugende Basisanleitung für das
Training.
Diese Grundlagen sind zunächst einmal optisch nicht besonders spannend,
und es gehört sicherlich eine gewisse Selbstüberwindung dazu, sie
beständig eigenständig zu üben. Aber das ist es ja schließlich, was Gong
Fu eigentlich bedeutet: mit viel Mühe und Anstrengung ein Ziel zu
verfolgen. Und dies ist auch das wichtigste Trainingsgeheimnis: zu
trainieren. Gerade im Grundlagenbereich wieder und wieder, denn auf
jeder Stufe kann die Rückbesinnung auf diese Anfänge ganz neue
Erkenntnisse für den Übenden erbringen.
77 Seiten mit einigen Bildfolgen sind nicht besonders viel für das, was
hier vermittelt werden soll, und tatsächlich ist das bei Weitem nicht
alles. Jede Übungsfolge ist umfänglich im Internet durch Yürgen
Oster dargestellt worden, wobei die jeweilige Linkadresse in dem
dazugehörigen Kapitel in einer Fußnote angegeben wird. In Zeiten der Smartphones
ist dies eine wunderbare Ergänzung, die es ermöglicht, mit dem Buch in
der Jackentasche eigentlich überall zu trainieren, wo Platz ist und wo
man Internetempfang hat.
Empfehlenswert für Anfänger und auch für langjährig Praktizierende, die
ihre Lernspirale noch weiter hochschrauben möchten.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 07/2014)
Yürgen Oster: "Seidenfaden Qi Gong.
Entwicklung der Lebenskraft"
Edition 3 Säulen, 2014. 77 Seiten.
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