Jan Silberstorff: "Schiebende Hände"
Die kämpferische Seite des Taijiquan
Jan Silberstorff ist in
der deutschen Tai Chi-Szene mit Recht eine stehende Größe, (wenn nicht
gar eine stehende Säule), und das vorliegende Buch, zu dem es im
Übrigen auch noch eine begleitende DVD gibt, zeigt sehr deutlich
weswegen.
Der Autor ist seit 1989 staatlich anerkannter Lehrer für Taijijuan mit
einer Lehrzulassung der VR China und Traditionsträger der Chen-Linie,
die viele als die Ursprungslinie des Taijijuan betrachten. Zusammen mit
seinem Shifu Chen Xiagong gründete er den Taiji-Weltverband WCTA und ist
Vorsteher von dessen deutscher Unterabteilung (WCTAG).
Ausgehend von der Idee, dem Publikum das Tou Shu, das San Shu und andere
kämpferische Trainingsbereiche der inneren Kampfkünste näherzubringen,
gibt dieses Buch sowohl grundlegende als auch weiterführende
Informationen zur Geschichte und Entwicklung des modernen Tai Chi mit
besonderer Konzentration auf den Chen-Stil, Porträts der wichtigsten
Chen-Meister, (unter Auslassung Jan Silberstorffs selbst, was bei den
Neigungen anderer Meister in anderen Stilen eine willkommene Abwechslung
ist), Einführungen zu den Grundbewegungen und Grundhaltungen des Tai Chi
und zu abgestuften Routinen, die sich aus dem Tai Chi und der
Formenarbeit zu einem kämpferischen, partnerschaftlichen Lernen
weiterentwickeln.
Hierbei wird der Sinn von Routinen, Partnerübungen und Wettkampftraining
in Hinblick auf die Selbstverteidigung eindringlich hinterfragt und auch
hinterfragt, was denn eigentlich Selbstverteidigung (und
Fremdverteidigung) genau ist - und zwar auch vor dem Hintergrund einer
überaus natürlichen Kosten-Nutzen-Rechnung. Hierbei illustrieren einige
Anekdoten sehr nachvollziehbar, was Jan Silberstorff unter Selbstverteidigung
versteht und was Spontaneität und Absichtslosigkeit in Krisensituationen
wirklich bedeuten können.
Darüber hinaus gibt es einige Artikel zur daoistischen Theorie mit Bezug
auf die inneren Kampfkünste und einen Anhang zu Grundbegriffen des Chen
sowie ein Verzeichnis der Lehrenden.
Einige Artikel in diesem Buch sind bereits an anderer Stelle erschienen
und stammen zum Teil auch von anderen Autoren, wie Nabil Ranne und Frank
Marquardt, wie auch innerhalb des Buchs immer deutlich vermerkt wird.
Das Buch selbst ist von Papier und Machart von hoher Fertigkeit, wie man
es bei einem Buch, das sich oft begleitend in einem Ruck- oder
Trainingssack befinden dürfte, sicherlich notwendig ist.
Zwei Dinge sind bei "Schiebende Hände" leider kritisch anzumerken: Bei
einigen Texten sind die Bezüge der Personalpronomina nicht unbedingt
nachzuvollziehen, oder das grammatikalische Geschlecht wurde nicht
richtig beachtet, und gelegentlich scheinen sich Wortfehler
eingeschlichen zu haben, was aber auch so zu erklären sein mag, dass
hier ein Nordrhein-Westfale den Text eines Hamburgers betrachtet. Auf
jeden Fall aber für den Tai Chi-Enthusiasten ein wichtiger Beitrag zur
Handbibliothek, den man sich vielleicht so ab dem dritten bis fünften
Lehrjahr, (je nach Trainingsintensität und Theorieverträglichkeit),
gönnen sollte.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 07/2013)
Jan Silberstorff: "Schiebende Hände. Die
kämpferische Seite des Taijiquan"
Lotus Press, 2008. 328 Seiten.
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Noch ein
Buchtipp:
Tricia Yu: "Tai Chi. Entspannung und Fitness für Körper und Geist"
Tai Chi
ist eine alte chinesische Übungsform, die fließende Bewegungen mit einem
ruhigen Geist verbindet. Vor mehr als 700 Jahren aus der Kampfkunst
hervorgegangen, entwickelte es sich zu einer sanften Trainingsmethode,
die Ausdauer und Beweglichkeit sowie Gleichgewicht und Koordination
fördert. Dieses Praxisbuch führt in die Grundlagen des Tai Chi ein und
veranschaulicht die richtige Atemtechnik sowie wichtige Aufwärmübungen.
Das Programm erstreckt sich von einfachen Grundübungen bis hin zu
komplexeren Sequenzen - mit allmählich steigendem Niveau. Leicht
verständliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen mit zusätzlichen
grafischen Elementen wie Pfeilen führen zielsicher durch die Übungen.
Durch zahlreiche Fotos sind Bewegungsabläufe auf einen Blick
nachvollziehbar. Bilder von häufigen Trainingsfehlern helfen, diese zu
vermeiden und die Übungen richtig zu machen. Ein idealer Ratgeber zum
Selbsterlernen oder als Begleitung zu einem Tai-Chi-Kurs. (Dorling
Kindersley)
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