Sibylle Berg: "Wie halte ich das nur alles aus?"
Fragen Sie Frau Sibylle
Ich habe Sibylle Berg schon
ein paar Mal im Fernsehen, bei diversen Kunst- und Kultursendungen, aber
auch bei "Grissemann und Stermann" gesehen, und ich war stets begeistert
von ihrer charmanten und scheuen Präsenz.
Frau Berg, eine Dame in den besten Jahren, ist sehr schrullig und
humorbegabt, sie kann viele Macken und Ticks ihr Eigen nennen. Trotz
meiner Zuneigung zu dieser interessanten Autorin ergab es sich bis dato
nicht, etwas von ihren Schriften zu lesen.
Das gegenständlich besprochene Buch ist weder ein Prosawerk, noch ein
Sachbuch geworden, sondern eine satirische Lebenshilfefibel. All die
täglich massenhaft hereinschwappenden (wie Unrat werden sie vom
Büchermeer, vom Literaturozean an Land gespült, und begierig von einem
ratlosen Publikum aufgesammelt, in der trügerischen Hoffnung, es wäre
auch einmal ein Schatz dabei) Lebensratgeber, all die sinnlos gerodeten
Wälder, (sinnlos, weil sie meist zu Binsenweisheits-,
Intellektverhöhnungs- und Zeitverschwendungsbuchstaben auf weiß
gebleichtem Papier, geraten sind, Sätze ohne Inhalt, aber doch mit Sinn,
dem Sinn der Geldmaximierung des Autors), haben sich jetzt gelohnt, denn
S. Berg hat einen witzigen, ironischen Gegenentwurf geschaffen.
Trotz aller satirischer, ironischer Elemente dieses Buches merkt man
auch den naiven, unverdorbenen, kindlichen, höchst humanistischen
Charakter der Verfasserin dieses nur etwa 150 Seiten umfassenden Werkes.
Das Buch ist in viele Kapitel aufgeteilt, deren Überschriften schon
alleine einen großen, intelligenten, weisen, philosophischen und
teilweise subversiven Unterhaltungswert haben. "Wünschen Sie sich
nie endende Auflösung, Begehren und Rausch und wundern sich über Ihre
Einsamkeit", "Sind Männer in irgendeiner Weise liebenswert",
"Da joggen Menschen durch verbaute Landschaften, tragen Pulsmesser,
essen Biologisches, rauchen nicht, trinken kaum, wählen konservativ
grün oder schwarz - wovor haben die Angst" - solche Kapitel wird
man in üblichen, klassischen Lebenshilfebüchern nicht finden ...
Fazit:
Das Buch kann ich jedem empfehlen, der nicht oder nicht mehr mit
Scheuklappen durchs Leben gehen möchte. Man wird auch animiert, sich
nicht jeden Schwachsinn, den uns die Politik, die Wirtschaft, die Medien
aufdrängen wollen, wie ein hirnloser Zombie anzunehmen. Eine der
Botschaften dieses verstörend witzigen Buches (denn die Gräuel und
Ausweglosigkeit unseres Daseins werden teilweise schon genussvoll
aufgezählt,) ist sicher, dass die Hölle auf der Erde zu orten ist, aber
dass auch immer wieder Oasen des Garten
Eden sich manifestieren, und wenn man schnell genug ist, kann man
kurzweilig in diesem Lustgarten wandeln, bevor man(n)/frau wieder
vertrieben wird ...
(Josef Huber; 10/2013)
Sibylle Berg: "Wie halte ich das nur alles
aus? Fragen Sie Frau Sibylle"
Hanser, 2013. 154 Seiten.
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Sibylle Berg, geboren in
Weimar, lebt heute in Zürich. Sie schreibt Romane, Theaterstücke, Essays
und Kolumnen.
Weitere Lektüretipps:
Sibylle Berg; "Der Tag, als meine Frau einen Mann fand"
Kurzweilig, intelligent, witzig: Wirklich alles, was Sie schon immer
über Sex wissen wollten.
Chloe und Rasmus sind seit fast zwanzig Jahren verheiratet, und ja,
alles bestens, man hat sich entwickelt, man ist sich vertraut. Aber dass
dieses Leben nun einfach so weitergehen soll, ist auch nicht
auszuhalten. Rasmus will es noch einmal wissen: Eine neue Welt erobern,
weit weg von zu Hause; zeigen, was er kann. Chloe ist immer bei ihm. Bis
sie Benny trifft und sich noch einmal verliebt, wild und
leidenschaftlich: Nicht an morgen denken, Sex die ganze Nacht, noch
einmal jung sein, verdammt nocheinmal. Chloe erlebt den besten Sex ihres
Lebens, und Rasmus die größte Katastrophe.
Sibylle Berg stellt die Frage, die alle Paare
irgendwann einmal beschäftigt: Ist Sex lebensnotwendig? Oder doch eher
die Liebe?
Sibylle Berg, geboren in Weimar, lebt heute in Zürich. Sie schreibt
Romane, Theaterstücke, Essays und Kolumnen (u.A. für die "Neue
Zürcher Zeitung" und "Spiegel Online"). Sie schrieb bislang 15
Romane, 17 Theaterstücke und unzählige Essays. Sibylle Bergs Werke
wurden in 34 Sprachen übersetzt. 2009 erschien ihr erster Roman bei
Hanser: "Der
Mann schläft". 2012 folgte "Vielen Dank für das Leben".
(Hanser)
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Brigitte
Kronauer: "Gewäsch und Gewimmel"
Im Wartezimmer der mitfühlenden Krankentherapeutin Elsa hinterlassen
alle ihre unsichtbaren Spuren: Ob jung oder alt, reich oder arm,
deprimiert oder verliebt, hier kreuzen sich Lebensgeschichten, Sehnsüchte
und Zeitungslektüren. Doch nachts bedrängen die Geständnisse der
Patienten die wachliegende Elsa ...
Man spaziert durch diesen Roman wie durch das Gewimmel einer
Fußgängerzone. Manche Menschen sieht man öfter, an manche wird man sich
kaum erinnern. So auch Elsas Lieblingspatientin Luise Wäns, die verliebt
ist in Hans Scheffer, den Leiter eines Renaturierungsprojekts. Sie
wünscht sich sehnlichst, mit ihm noch einmal in die Kindheit
abzutauchen, ein kleines Arkadien zu schaffen gegen eine angeblich
erwachsene Welt. Eine Welt, die großartig oder furchtbar ist wie die
täglichen Nachrichten, die einen aber ständig überfordert.
Und dennoch trotzen die Figuren dem Alltag stets aufs neue Bedeutung und
Sinn ab. Auch in ihrem neuen Roman erfüllt die große Erzählerin Brigitte
Kronauer unser unsterbliches Bedürfnis nach Geschichten und Anekdoten,
nach Ernst und Komik. (Klett-Cotta)
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