Yu Hua: "Der Mann, der sein Blut verkaufte"


Xu Sanguan ist ein kleiner Fabrikarbeiter in einer Seidenfabrik und erfährt eines Tages von zwei Bauern, dass man mit dem Verkauf von 400 Milliliter Blut an ein Krankenhaus gutes Geld verdienen kann, wenn man zuvor dem "Blutchef" ein kleines Geschenk hat zukommen lassen.
So tätigt er seinen ersten Blutverkauf, und nach einem Gericht mit Lebergeschnetzeltem und angewärmtem Reiswein hat er insgesamt noch genug Geld, um die schöne Yulan zu freien, was ihm an ihr vorbei bei ihrem Vater auch ausnehmend gut gelingt. Diese fügt sich, besonders auch aus finanziellen Erwägungen, in die Ehe und stellt gleichzeitig für ihre häusliche Arbeit für damalige Verhältnisse ungewöhnliche Bedingungen auf.

Im Lauf der Zeit bekommt das Paar drei Söhne, die vom Vater Yile, Erle und Sanle (erste, zweite und dritte Freude) genannt werden. Da sich einer der Söhne als Kuckuckskind herausstellt, was die Mutter nicht unbedingt diskret verwaltet, gibt es im Haus eine Zeit lang enorme Spannungen. Aber die Umstände der Revolution, des Großen Sprungs nach vorn, der Kulturrevolution und sonstige Veränderungen des Lebens lassen bald andere Probleme in den Vordergrund treten.

Mit immer neuen Blutspenden bringt Xu Sanguan seine Familie durch Schadenersatzforderungen, Hungersnot, Umerziehung auf dem Land und schwere Krankheit, während er und seine Frau mehr und mehr lernen, Andere zu dulden und Milde walten zu lassen, versuchen gute Menschen in teilweise unmenschlichen Begebenheiten zu sein und alles für die Ihren zu opfern.

Es ist für Yu Hua, und viele andere aktuelle prominente chinesische Autoren, durchaus normal, die Geschichte Chinas im 20. Jahrhundert in ein Buch zu packen, und während er dabei mit "Brüder" einen ähnlichen chinesischen "Ziegelstein" schuf, wie es Mo Yan so gern tut, der diesen Begriff kreiert hat, ist "Der Mann, der sein Blut verkaufte" ungefähr so kurz wie "Leben!", wenn auch weniger distanziert geschrieben.
Die Idee des Blutverkaufs wurde laut dem Nachwort durch die historische Figur eines prominenten Blutchefs in Yu Huas Heimatprovinz inspiriert.
Freunden der chinesischen Literatur des späteren 20. Jahrhunderts ist der Roman sehr zu empfehlen.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 05/2012)


Yu Hua: "Der Mann, der sein Blut verkaufte"
(Originaltitel "Xu Sanguan mai xue ji")
Aus dem Chinesischen von Ulrich Kautz.
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