Martin Walker: "Delikatessen"

Der vierte Fall für Bruno, Chef de police


Das vorliegende Buch des Journalisten Martin Walker ist die von Krimifreunden lang ersehnte vierte Folge einer Krimiserie, die 2009 mit dem Buch "Bruno, Chef de police" begann und schnell zu einem Geheimtipp in der Krimiszene wurde.

Mit seinem im kleinen Städtchen Saint-Denis im Périgord lebenden Polizisten Bruno hat Martin Walker eine Figur erschaffen, welche die wertvollsten Eigenschaften etlicher bekannter und wichtiger Krimiprotagonisten in sich vereinigt. Man glaubt sich immer wieder konfrontiert mit einer Synthese aus Camilleris Montalbano und Markaris' Kostas Charitos. Während Martin Walkers Bruno vom Ersten die Vorliebe für gutes Essen und Trinken und vom Zweiten seine absolute Nähe zu den einfachen Menschen und ihren Geschichten übernommen hat, verbindet seinen literarischen Schöpfer mit Camilleri und Markaris die phänomenale Fähigkeit, einen aktuellen Kriminalfall mit einer historischen und kulturgeschichtlichen Aufklärung vom Allerbesten zu verbinden.

Nachdem Bruno im ersten Fall mit einer in Frankreich lange verdrängten unrühmlichen Vergangenheit während der deutschen Besatzung, der Résistance und ihrem Verhältnis zu den "pied noirs" zu tun hatte, ging es im zweiten Fall "Grand Cru" (2010) eher um aktuelle ökonomische Probleme des Périgord, seit Langem ein traditionsreiches Weinbaugebiet in Südfrankreich.

Im dritten Fall "Schwarze Diamanten" verknüpfte Martin Walker ein zweites neben dem Wein wertvolles Produkt des Périgord, die schwarzen Trüffeln und den Handel mit ihnen mit einem Teil des kolonialen Erbes Frankreichs in Indochina, eine Geschichte, die, wie er überzeugend und erfrischend unideologisch beschrieb, nach wie vor die französische Gesellschaft beschäftigt.

Auch in "Delikatessen" geht es um eine ganz besondere kulinarische Spezialität des Périgord, um Gänseleber. Deren Herstellung ist einigen Tierschützern, die an einer großangelegten Ausgrabung eines berühmten Archäologen teilnehmen, der einer sensationellen Entdeckung auf der Spur ist, der Mischung zwischen einem Neandertaler und einem Cro-Magnon-Menschen, ein Gräuel. An zwei Orten bei ortsansässigen Bauern hinterlassen die Studenten nach Anschlägen ihre Botschaft. Während Bruno hier mit der gewohnten Vorsicht agiert und es ihm auch gelingt, zum Missfallen seiner Vorgesetzten der Stadt die Vorfälle gütlich zu regeln, ist er bei dem dritten Handlungsstrang des spannenden Buches mit der großen Politik in Geschichte und Gegenwart konfrontiert und gerät wieder einmal, wie schon damals in Sarajevo, wo er bei den UN-Truppen stationiert war, zwischen die Fronten. Es geht um die baskische Terrororganisation ETA, die spanischen und französischen Geheimdienste und Spuren zu der deutschen RAF.

Immer wieder reflektiert Bruno, der überaus sympathische und seiner Region und seinem Städtchen verbundene Polizist, seine Erfahrungen als Soldat im besetzten Sarajevo. Und wieder durchlebt er am Ende des Buches in einer mutigen Aktion die schlimmsten Minuten seines Lebens …

Bruno ist alleinstehend aus Überzeugung und doch in diesem Roman zwischen zwei Frauen hin- und hergerissen. Ob es dieses Mal eine klare Entscheidung gibt?

Martin Walker, der selbst in Südfrankreich lebt, hat mit diesem Buch den nunmehr vierten Band einer wahrscheinlich großen und erfolgreichen Krimiserie vorgelegt. Im Nachwort deutet er an, dass er noch für viele Bände Stoffe und Geschichten aus Gegenwart und oft mit ihr verstrickter Vergangenheit auf Lager habe.
So entsteht spannend erzählte, unterhaltsame Lektüre, voller kulinarischer und önologischer Leckerbissen und mit einer Hauptfigur, die mehr als nur sympathisch ist.

(Winfried Stanzick)


Martin Walker: "Delikatessen. Der vierte Fall für Bruno, Chef de police"
(Originaltitel "The Crowded Grave")
Übersetzt von Michael Windgassen.
Diogenes. 416 Seiten.
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Martin Walker, geboren 1947 in Schottland, ist nicht nur Schriftsteller, sondern auch Historiker und politischer Journalist. Er lebt in Washington und im Périgord und studierte Geschichte in Oxford sowie internationale Beziehungen und Wirtschaft in Harvard. Danach war er 25 Jahre lang Journalist bei der britischen Tageszeitung "The Guardian".

Weitere Bücher des Autors (Auswahl):

"Bruno, Chef de police"

Bruno Courrèges - Polizist, Gourmet, Sporttrainer und begehrtester Junggeselle von Saint-Denis - wird an den Tatort eines Mordes gerufen. Ein algerischer Einwanderer, dessen Kinder in der Ortschaft wohnen, ist tot aufgefunden worden. Das Opfer ist ein Kriegsveteran, Träger des Croix de Guerre, und weil das Verbrechen offenbar rassistische Hintergründe hat, werden auch nationale Polizeibehörden eingeschaltet, die Bruno von den Ermittlungen ausschließen wollen. Doch der nutzt seine Ortskenntnisse und Beziehungen, ermittelt auf eigene Faust und deckt die weit in der Vergangenheit wurzelnden Ursachen des Verbrechens auf. (Diogenes)
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"Grand Cru. Der zweite Fall für Bruno, Chef de police"
In vino veritas? Ja, aber manchmal ist die Wahrheit gut versteckt. Kaum jemand weiß es: Das Périgord ist nicht nur ein Gourmetparadies, sondern auch ein fantastischer Boden für Spitzenweine. Der kalifornische Weinunternehmer Bondino ahnt es, und er hat große Pläne: Er will das ganze Tal aufkaufen und verspricht, dem Périgord seinen einstigen Rang als Heimat von Grands Crus zurückzugeben - unter gewissen Bedingungen. Saint-Denis hat die Qual der Wahl - beschauliche Idylle bleiben oder Sitz einer modernen Weinindustrie werden, mit vielen neuen Arbeitsplätzen. Der Streit darüber ist erbittert, und sogar die alte Freundschaft von Bruno, Chef de police, und dem Bürgermeister droht darüber zu zerbrechen. Als eine Leiche in einem Weinfass gefunden wird, überschlagen sich die Ereignisse. (Diogenes)
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"Schwarze Diamanten. Der dritte Fall für Bruno, Chef de police"
Das Périgord ist die Heimat der schwarzen Trüffeln - sie sind, bei einem Preis von 1000 Euro pro Kilo, der wichtigste Bodenschatz der Region. Als ruchbar wird, dass die schwarzen Diamanten auf dem Trüffelmarkt des Nachbarorts mit billigen Importen aus Asien verschnitten werden, muss Bruno als Chef de police ermitteln. Der Fall nimmt eine dramatische Wendung, als ein furchtbarer Mord begangen wird - an Brunos altem Jagdfreund Hercule, dem größten Trüffelexperten der Region. Bruno steht nun vor der Herausforderung, die Verbindung zwischen diesem und einigen lange zurückliegenden Verbrechen zu finden, die eng mit Frankreichs unrühmlicher kolonialer Vergangenheit in Indochina verknüpft sind. Eine Geschichte mit Dominoeffekt, die als beschauliche Erzählung über eine kulinarische Spezialität beginnt, steigert sich zu einem rasanten Reißer, der mehrere Kontinente und ein halbes Jahrhundert umspannt. (Diogenes)
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"Femme fatale. Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police"
Das Périgord ist ein Paradies für Schlemmer, Kanufahrer und Liebhaber des gemächlichen süßen Lebens. Doch im April, kurz vor Beginn der Touristensaison, stören ein höchst profitables Touristikprojekt, Satanisten und eine nackte Frauenleiche in einem Kahn die beschaulichen Ufer der Vézère. Und Bruno, den örtlichen Chef de police, stören zusätzlich höchst verwirrende Frühlingsgefühle.
In Martin Walkers fünftem "Bruno"-Roman geht es um Wasser: Um glasklare, gemütliche Flüsse im Périgord, auf denen statt Kanufahrern eine schöne nackte (leider tote) Frau mit einer satanistischen Tätowierung heruntertreibt. Um undurchsichtige Finanzflüsse. Um ein Labyrinth prähistorischer Grotten und ein internationales Feriengelände an lauschigen Ufern. Es geht um Fischspezialitäten, mit denen Bruno die Frauen verführt, und um große Fische einer Rüstungslobby, die ihm fast wieder von der Angel springen. Und schließlich um Teufelsweiber, die seit Ludwigs XIV. Mätresse Madame de Montespan die französischen Staats- und Finanzgeschäfte zu lenken versuchen. (Diogenes)
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"Reiner Wein. Der sechste Fall für Bruno, Chef de police"
Bruno, Chef de police, muss eine Serie von Raubüberfällen aufklären. Deren Spuren führen zurück in den Sommer 1944, als die Résistance einen Geldtransport überfiel und mit der Beute das Weite suchte. Im Wein liegt die Wahrheit - aber es gibt Wahrheiten, die will man lieber nicht wissen. In Martin Walkers sechstem "Bruno"-Roman geht es um einen glorreichen Eisenbahnraub durch die französische Résistance und die unrühmliche Verwendung der Beute. Um gestohlene Weine und Antiquitäten, deren Besitzer sich als britischer Geheimdienstchef a.D. entpuppt. Und um eine Enthüllungsgeschichte über Frankreichs Nuklearverteidigung, die kurz vor Drucklegung entwendet wird. Diese scheinbar unzusammenhängenden Verbrechen bringen Brunos unvergessene Liebe, Inspectrice Isabelle, auf den Plan. (Diogenes)
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"Provokateure. Der siebte Fall für Bruno, Chef de police"
Saint-Denis im Périgord ist ein Sehnsuchtsort für viele. Auch für einige, die hier aufgewachsen sind. Doch als ein autistischer Junge aus Saint-Denis auf einer französischen Armeebasis in Afghanistan auftaucht und nach Hause möchte, ist unklar, ob als Freund oder Feind. Dies herauszufinden ist die dringende Aufgabe für Bruno, Chef de police, ehe sich verschiedene Provokateure einmischen und alle in tödliche Gefahr bringen können. (Diogenes)
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"Schatten an der Wand"
Martin Walkers früher Roman über die Entstehung einer prähistorischen Höhlenzeichnung, deren Verwicklung in blutige Kriege und Intrigen und den erbitterten Kampf von fünf Menschen, sie heute zu besitzen.
Ein geheimnisvolles Fundstück landet auf dem Schreibtisch einer jungen Kunsthistorikerin in einem Londoner Auktionshaus: ein Stein mit einer Höhlenzeichnung darauf. Der stammt nicht, wie die junge Frau zuerst denkt, aus den Höhlen von Lascaux, sondern aus einer anderen Höhle im Périgord, in der während der Résistancezeit eine bis in die Gegenwart nachwirkende Gewalttat begangen wurde. Am Abend desselben Tages verschwindet das wertvolle Objekt aus dem Firmentresor. (Diogenes)
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