Robert van Gulik: "Geisterspuk in Peng-lai"
Zur
Zeit der T'ang-Dynastie in den Jahren 630 bis 700 n. Chr. lebte das
reale Vorbild dieser Romanfigur, das tatsächlich als Richter
in verschiedenen Provinzen arbeitete, bevor es in die höheren
Sphären der chinesischen Politik und Verwaltung aufstieg.
Seine Fälle sind zum Teil verbürgt, und der
gebürtige Niederländer Robert van Gulik hat sich in
"Geisterspuk in Peng-lai" an diesen und anderen historischen
Kriminalfällen der chinesischen
Geschichte orientiert, wobei
er im Stil der originalen chinesischen Kriminalliteratur Geschehnisse
der T'ang-Zeit in der Sprache und mit Motiven der Ming-Zeit darstellt,
was den chinesischen Lesern der damaligen Zeit (16./17. Jahrhundert)
näher gewesen sein dürfte.
Die Geschichte beginnt mit Dis Auszug aus Beijing nach Peng-lai erst
einmal ein wenig wie ein Wuxia-Roman, in einer sehr kindlich wirkenden
Sprache, mit einer kämpferischen Begegnung mit zwei
späteren Freunden, bevor er sich dann schnell zu einer
ziemlich klassischen Kriminalerzählung entwickelt, in der
nicht so sehr nur die reine Kombinationsgabe des noch etwas
unerfahrenen Ermittlers die Lösung bringt, sondern auch die
Zuarbeit einiger anderer Figuren und manchmal einfach auch Kommissar
Zufall.
Dabei müssen Richter Di, seine neuen und seine
bewährten Mitarbeiter zunächst einmal den Mord an
seinem Vorgänger aufklären, und dann auch noch das
Verschwinden einer frisch verheirateten Dame, sowie das Auftauchen
zweier weiterer Leichen. Außerdem scheint im Haus des alten
Richters dessen Geist umzugehen, was der ganzen Geschichte eine
unheimliche Note verleiht.
Gemeinsam mit Richter Di lernt der Leser das chinesisch-koreanische
Grenzgebiet kennen, mit einer halb autonomen koreanischen Enklave auf
chinesischem Gebiet, der Möglichkeit des Schmuggels und Formen
des chinesischen Wandertheaters.
Als Vertreter Beijings in der Provinz ist Di natürlich
eiserner Konfuzianer, der der buddhistischen Religion und ihren
Vertretern in der Region ziemlich misstrauisch gegenübersteht,
was sicherlich für die damalige Zeit ein wichtiges Thema
darstellt, das in diesem Roman einleitend vergleichsweise sensibel
gehandhabt wird.
"Geisterspuk in Peng-lai" ist insgesamt ein netter Krimi mit vielen
Informationen zur damaligen Zeit und hilfreichen Erläuterungen
in Vor- und Nachwort, Kartenmaterial, Illustrationen und Verlockungen
für das Weiterlesen der Reihe "Kriminalfälle des
Richters Di, alten chinesischen Originalquellen entnommen".
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 08/2012)
Robert
van
Gulik: "Geisterspuk in Peng-lai"
Übersetzt von Irma Silzer.
Diogenes. 216 Seiten.
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