Jürgen Kehrer: "Der Minister und das Mädchen"


Der elfte Band der "Wilsberg"-Serie

Im Wahlkampf, der das Ende der Ära Kohl einleiten soll, bekommt Georg Wilsberg Besuch von einem alten Schulbekannten, der mittlerweile in der großen Politik mitmischt. Dessen Chef soll demnächst Bundesminister werden und dabei seinen Stab mit aufsteigen lassen. Doch nun ist eine junge Studentin aufgetreten, um den Sohn des Politikers, den Studenten Christian Schwarz, der schweren Vergewaltigung und Körperverletzung zu beschuldigen. Nach einer Studentenfete soll er sie im Studentenwohnheim aufs Bett gefesselt, vergewaltigt und schwer misshandelt haben.

Christian selbst sagt aus, sie habe im Zimmer beim Vorspiel Fesseln und Schläge ins Spiel gebracht, und als er sie nicht heftig genug schlug und darüber hinaus die Lust verlor, habe er sie losgebunden und wäre unter Beleidigungen seiner Manneskraft gegangen. Zu diesem Zeitpunkt sei die junge Frau noch unverletzt gewesen. Während der junge Mann im Gespräch auf Wilsberg überaus glaubwürdig wirkt, wirkt die junge Frau auf Franka, Wilsbergs Assistentin, genauso glaubwürdig, was die Sache ziemlich kompliziert macht.
Doch aufgrund von Informationen von unerwarteter Seite können die Beiden den Fall dann sehr schnell im Sinne ihres Auftraggebers lösen - und auch noch einen anderen Fall, in dem es um Mobbing und Abziehen geht.
Während Georg in Bonn gefeiert wird und sogar vor eine Fernsehkamera treten muss, hat ein Zeuge einen tödlichen Unfall, und die junge Frau fühlt sich plötzlich verfolgt und bedroht. Gegen den Willen seines Auftraggebers ermittelt Wilsberg weiter und stößt auf ganz unvermutete Hintergründe.

"Der Minister und das Mädchen" ist wieder ein unterhaltsamer und ziemlich dichter Fall auf wenigen Seiten.
Es wird eine Menge über Politik ausgesagt, gerade mit Bezug auf internationale Politik und das Ende von Diktaturen, was anno 2011, also zwölf Jahre später, geradezu prophetisch wirkt. Davon abgesehen kommt die Figur Georg Wilsberg hier langsam aus ihrem beruflichen und privaten Loch heraus und verzeichnet zum ersten Mal seit Langem wieder richtige Erfolge, was eine angenehme Abwechslung ist.
Lesenswert.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 01/2012)


Jürgen Kehrer: "Der Minister und das Mädchen"
grafit, 1998. 157 Seiten.
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