Karl-Wilhelm Weeber: "Rom sei Dank!"

Warum wir alle Caesars Erben sind


Zauber des Römischen

Mit "Romdeutsch" hat der Autor bereits einen Aspekt des so genannten alten Roms aufgezeigt, der auch die mittel- und westeuropäischen Nachfahren der Germanen bis heute berührt: wesentlich enger, als sie es wahrhaben. In "Rom sei Dank!" geht es nicht um die lateinische Sprache, sondern um römische Kultur und ihre Auswirkungen oder auch Relevanz für die heutige Zeit.

Der Themenbogen scheint auf den ersten Blick weit gespannt. Da geht es um die Inszenierung der Weltherrschaft, das "Kaiserliche Rom", durch Augustus, um die Aufarbeitung und Interpretation alter Mythen durch Ovid in seinen "Metamorphosen", um Caesars "Bellum Gallicum" und Catulls Liebesgedichte, aber auch um den julianischen Kalender, die Materialien und gestalterischen Grundsätze, aus denen römische Architektur entstand, Nachhaltigkeit inklusive, und um das römische Recht am Beispiel einer Käseräucherei in einem Wohnviertel - um nur einige Beispiele zu nennen. Kultur, vor allem Literatur, Politik, Recht, Wissenschaften, Hygiene - bunter könnte es gar nicht zugehen. Ein Kapitel befasst sich gar mit dem Thema der "Leitkultur", das so neu gar nicht ist, wie es angesichts der Diskussion in Deutschland vor wenigen Jahren scheinen möchte.

Am Anfang jedes Kapitels steht eine kurze Geschichte, erfunden zwar, doch sie könnte sich genau so zugetragen haben. Der Autor bringt hier das Thema auf den Punkt, zeigt zugespitzt und dramatisch, dabei unterhaltsam auf, wie sich Gedanken entwickelt, Revolutionen jeglicher Art angekündigt, Gedanken geordnet, Erfindungen konkretisiert haben könnten. Darauf folgen Unterkapitel, in denen der Autor sorgfältig gegliedert das Thema analysiert, Hintergründe beleuchtet und weitere Informationen und Entwicklungen angibt.

Man muss gar kein Anhänger der römischen Antike sein, um dieses Buch zu mögen und sich von ihm begeistern zu lassen, sondern lediglich Interesse an historischen Zusammenhängen und Kultur mitbringen. Dem Autor gelingt es, den Leser, gleichgültig, wie viel Hintergrundwissen er mitbringt, zu begeistern und zu faszinieren. Er zeigt auf, wie viel vom alten Rom in unserer modernen Kultur steckt, aber auch, wo wir noch von der römischen Antike lernen können, und wie zeitlos relevant die Fragen sind, die man sich im Rom vor unserer Zeitrechnung bereits stellte. Wir lernen, den Biss und Witz römischer Satire zu verstehen, die Intentionen, die sie verfolgt; und wir bewundern die Effizienz römischer Architekten und Baumeister angesichts des ihnen zur Verfügung stehenden Wissens und der erhältlichen Materialien. Wenn es um Rhetorik geht, staunen wir über die solide Ausbildung, die in die Politik aufstrebende junge Leute in dieser Hinsicht erhielten, und wünschen uns solche Politiker in unseren sinnentleerten Plaudersendungen oder noch mehr unmittelbar auf der Bühne des politischen Lebens. Selbst ein "Ceterum censeo Carthaginem esse delendam" würden wir vielleicht ganz gern täglich hinnehmen, wenn der Rest der Rede in sauberer römischer Rhetorik vorgetragen würde.

Rom sei Dank für seine zeitlosen Gaben - Weeber sei Dank für ein so informatives wie unterhaltsames Buch!

(Regina Károlyi; 10/2011)


Karl-Wilhelm Weeber: "Rom sei Dank! Warum wir alle Caesars Erben sind"
Eichborn - Die Andere Bibliothek, 2010. 404 Seiten.
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Ein weiteres Buch des Autors:

"Alltag im Alten Rom. Das Leben in der Stadt"

Anhand zahlreicher literarischer Quellen und archäologischer Befunde wird das Alltagsleben der Römerinnen und Römer bis in kleine Details hinein rekonstruiert - eine Geschichte des Volkes, nicht der Eliten. Das Buch ist Lexikon, unterhaltsames Lesebuch, kompetentes Nachschlagewerk und opulenter Bildband in einem. Zahlreiche Quellenauszüge und über 300 Abbildungen belegen das Berichtete in Wort und Bild. Ausführliche Literaturangaben und ein detailliertes Sachregister runden die Darstellung ab. (Artemis & Winkler)
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