Loriot: "Bitte sagen Sie jetzt nichts ..."

Gespräche. Herausgegeben von Daniel Kampa, Daniel Keel


Die besten Gespräche von Loriot

Als am 22. August 2011 die Nachricht von Vicco von Bülows Tod die Öffentlichkeit erreichte, war dies für viele Menschen ein unerwarteter Schock. Eine Institution des stilleren deutschen Humors hatte sich in charakteristisch leiser Art und Weise von der Weltbühne verabschiedet und dabei eine unerwartet große Lücke im Fühlen vieler Zeitgenossen hinterlassen. Denn Vicco von Bülow, Pseudonym Loriot, hat seine Spuren hinterlassen in Magazinen, in Büchern (auch in einigen Schulbüchern, in denen manche seiner Szenerien als Sinnbilder missglückter Kommunikation grundlegende Studien ermöglichen), im Fernsehen, auf der Kinoleinwand und auch an der Oper, was sicherlich nicht so bekannt ist. Freunde alter Fernsehgewinnspiele und der Fernsehlotterie werden sich noch an Wum und Wendelin erinnern, die sich auch in Loriots Büchern wiederfinden und den Zeichentrickkussmund zu einem festen Bestandteil eines samstäglichen Fernsehabends machten.

Im vorliegenden Buch sind 17 Interviews gesammelt, die Vicco von Bülow über vier Jahrzehnte hinweg verschiedenen Zeitungen und Magazinen gegeben hat. Hierin erfährt man Einiges über seinen biografischen und historischen Hintergrund, seine Arbeit, die auch Komparsentätigkeiten beim Theater sowie das Dirigieren und Inszenieren von Opern umfasste. Und auch über seine Liebe zu Wagner. Außerdem bekommt man seine Definition von deutschem und anderem Humor, seine Meinung zu modernen Humoristen und Komödianten nebst Anderem.

Da es sich um eine Sammlung von Interviews handelt, kommt es zwangsläufig zu einigen Dopplungen inhaltlicher Art - aber auch zur Darstellung der Verschiebung einiger Ansichten über die Jahrzehnte, was die Lektüre einerseits ein wenig erschwert (Wiederholungen) und andererseits bereichert (Entwicklung).

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 10/2011)


Loriot: "Bitte sagen Sie jetzt nichts ..."
Gespräche. Herausgegeben von Daniel Kampa, Daniel Keel.

Diogenes, 2011. 255 Seiten.
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Loriot, eigentlich Vicco von Bülow, geboren am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel, gestorben am 22. August 2011 in Ammerland am Starnberger See, studierte Malerei und Grafik an der Hamburger Landeskunstschule. Seine humoristischen Arbeiten in "Stern" und "Quick" machten ihn berühmt, obwohl sich anfangs einige Abonnenten über die "blöden und abstoßenden Hundebilder" ereiferten. Diese Serie ergab dann 1954 Loriots erstes Buch im jungen Diogenes Verlag, der keine Leserbriefe bekommen konnte, weil er noch keine Leser hatte. Was sich grundlegend änderte: "Auf den Hund gekommen" und weitere Bücher fanden Millionen Käufer. Ab 1967 stellte Loriot auf einem roten Biedermeiersofa in der Fernsehsendung "Cartoon" seine Szenen und Zeichentrickfilme vor. Loriot wirkte als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller in "Ödipussi" und "Pappa ante portas", zwei der erfolgreichsten deutschen Kinokomödien. Er war Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und lebte am Starnberger See und in Berlin.