Jürgen Kehrer: "Irgendwo da draußen"


Der zehnte Band der "Wilsberg"-Serie: Detektiv Wilsberg soll herausfinden, warum die Studentin Corinna Selbstmord begangen hat.

Nach seinen veganischen Abenteuern arbeitet Georg Wilsberg jetzt wieder als Selbstständiger mit einem Büro in seiner Wohnung und Koslowski als seinem Partner. Die Auftragslage ist noch ein wenig dünn, aber zumindest geht es in einem aktuellen Fall um Betrug bei Unternehmern am Bau, wovon sich Georg und sein Partner in Zukunft eine Menge positive Mundpropaganda erhoffen. Da taucht auf einmal eine schöne Frau im Büro auf, die dringend herausfinden möchte, warum ihre kleine Schwester Selbstmord begangen hat. Es sieht so aus, als ob diese den Eindruck hatte, regelmäßig von Außerirdischen entführt und in Experimenten misshandelt worden zu sein und dies eines Tages nicht mehr ertragen konnte. Sowohl einer ihrer psychologischen Betreuer als auch ihr Freund, ein Ufologe, sollen daran irgendwie beteiligt gewesen sein.

Nach anfänglicher Irritation lässt sich Wilsberg auf diesen Fall ein, während sich Koslowski schwerpunktmäßig um das Baugewerbe kümmert. Doch schon beim ersten routinemäßigen Gespräch zeigen sich Spannungen. Die Eltern der Verstorbenen, speziell der Vater, reagieren sehr extrem auf die Einschaltung des Detektivs und lassen Wilsberg dies auch deutlich spüren. Ein Besuch beim Doktorvater für Archäologie der Verstorbenen vor einer seiner Vorlesungen sowie eine kurze Ansprache an die Studentinnen und Studenten zu Beginn dieser Veranstaltung zeitigen aber bereits mehr Früchte, genau wie ein erstes Interview mit ihrem gerade im Umzug befindlichen Liebhaber. Nebenher wird Wilsberg auch noch auf eine Art Poltergeist angesetzt, der in einem Einfamilienhaus sein Unwesen mit der Elektrik treibt. Alles steuert also darauf hin, dass Georg eine Begegnung der dritten und eine der vierten Art haben könnte.

Doch dann geht wirklich alles schief. Seine Klientin entzieht ihm den Fall des Schwesternselbstmords, der Ex-Liebhaber der Toten drängt Wilsberg mit dem Auto in den Straßengraben, und als er am nächsten Morgen lädiert aufsteht, ist auch noch Koslowski tot. In Ermanglung von ortsanwesenden Angehörigen muss sich Wilsberg um die Verwaltung dieses Todesfalls kümmern.

Im Jahr 1998 waren mit Blick auf die kommende Jahrtausendwende Ufos ein aktuelles Thema, das der Autor in seinem Roman sehr realistisch aufgreift, genau wie das, was schließlich hinter dem hier vorliegenden Fall steckt. Auch Poltergeistphänomene waren damals ziemlich in Mode, sodass dieser Roman mit seinen drei Fällen zwei global interessante Bereiche und ein damals in Deutschland vieldiskutiertes Thema auf seinen wenigen Seiten vereint.
"Igendwo da draußen" ist amüsant geschrieben, und neben den "üblichen Verdächtigen" taucht auch Franka, die in "Das Schapdetten-Virus" ihren ersten Auftritt hatte und nun Wilsberg ein wenig zur Seite steht, wieder auf.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 09/2011)


Jürgen Kehrer: "Irgendwo da draußen"
grafit, 1998. 189 Seiten.
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