Dieter Hackl: "Der Offensivgeist des Conrad von Hötzendorf"

Im Kontext zur militärischen Leistungsfähigkeit der k. u. k. Armee im Ersten Weltkrieg


Diese Arbeit befasst sich mit der militärstrategischen Ausrichtung der K u K Armee im Vormärz des absehbaren Konfliktes der verbündeten Mittelmächte gegen die Entente zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Conrads Strategie war offensiv ausgerichtet, weil die Ressourcen des Habsburgerreiches sehr eingeschränkt waren und er durch hohe Mobilität, zuerst das serbische Königreich einerseits und das Zarenreich andererseits, offensiv bekämpfen wollte. Conrad war von hohem Intellekt - er war unter anderem der Beste in seinem Lehrgang an der Kriegsschule in Wien und sprach des Weiteren sieben Fremdsprachen. Seine ausgeklügelte Taktik hätte einer hochmodernen und motivierten Militärmaschinerie wie der des Deutschen Reiches bedurft.

Der Autor zeichnet ein Bild über die Entwicklung dieses militärischen Kapazunders, der aber die rasante Entwicklung der Kriegsindustrie verabsäumte. Conrad war ein Anhänger des Sozialdarwinismus und hielt die slawischen Völker für Barbaren, die für eine moderne Kriegsführung nicht geeignet wären. Dieser Punkt, der sehr wesentlich für den Kriegsverlauf der ersten Monate war, wird vom Autor richtigerweise hervorgestrichen. Die Serben wurden von den Franzosen mit modernen Waffen ausgestattet und waren bereits zu Beginn des Jahrhunderts in den Balkankriegen involviert. Dieses serbische Königreich militärisch zu unterschätzen, war einer der großen Fehler eines sich und die Militärkraft des Habsburgerreiches überschätzenden "Proto-Herrenmenschen". Die Feuerkraft der K u K Armee war ein wesentliches Element, welches in der Offensivbewegung aufgrund mangelnder schwerer Artillerie nicht massiv genug eingesetzt werden konnte. Im Buch wird sogar davon berichtet, dass das AOK zwei Batterien hochmoderner Skoda 30,5 cm-Geschütze der OHL für die Eroberung belgischer Festungen zu Verfügung stellte, während sie an der Ostfront in den Karpaten abgingen.

Die verlustreichen Offensiven in Galizien (unter anderem mit der größten Kavallerieattacke im 1. Weltkrieg) werden detailliert geschildert. Diese entscheidenden Offensivbestrebungen, welche letztendlich zur faktischen Auflösung der K u K Armee führten, hätten eventuell etwas ausführlicher ausfallen können, weil sie militärstrategisch von immenser Bedeutung war, wie auch die gesamte Arbeit durchaus breiter hätte ausfallen können. Jedoch ist zu konstatieren, dass der geraffte Stil des Autors nicht zu Lasten von wissenschaftlicher Präzision und Tiefgang geht - gerade in der Konzentration auf das Wichtigste beziehungsweise auf vom Autor gewählte Schwerpunkte liegt einer der Hauptgründe für die vergleichsweise höchst angenehme Lesbarkeit.

(Wolfgang Hölzl; 07/2011)


Dieter Hackl: "Der Offensivgeist des Conrad von Hötzendorf.
Im Kontext zur militärischen Leistungsfähigkeit der k. u. k. Armee im Ersten Weltkrieg"

VDM Verlag Dr. Müller, 2010. 116 Seiten.
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