Carsten Sebastian Henn: "Die letzte Reifung"
Ein kulinarischer Krimi
Burgund: Heimat von Pinot
Noir, Boeuf Bourgignon und Coq au Vin - und Tatort eines
geschmacklosen Verbrechens im Käsemilieu
Nach langen Betrachtungen von Wein und ausgeklügelten Speisefolgen steht
der vorliegende Kriminalroman von Carsten Sebastian Henn ganz im Zeichen
des Käses, speziell des französischen Käses aus Burgund.
Professor Dr. Adalbert Bietigheim, Professor für Kulinaristik an der
Universität Hamburg, hat nämlich einen Lehrstuhl inne, den er
gewissermaßen selbst geschaffen hat, um seine Lieblingsbeschäftigung zum
Beruf zu machen.
Auf einem Fahrrad ist er nun zusammen mit seinem Hund Benno von Saber
auf einer "Tour de Fromage", um die besten Käsereien des Landes zu
besuchen. Dabei kommt er auch in das Dorf Epoigey, wo er die Fromagerie
Poincaré zu besuchen gedenkt; ein Termin, der ihn auf Grund der Sturheit
der Inhaberin viel Mühe gekostet hat. Deswegen ist er auch nicht wenig
verärgert, als er bei seiner Ankunft die Käserei verlassen vorfindet. Da
aber am Reiferaum von außen der Schlüssel steckt, begibt er sich
neugierig zumindest dort hinein und stößt auf seine verhinderte
Gastgeberin, die mit einem Käsemesser im Rücken nicht mehr auf Besuch
eingestellt ist.
Schnell zeigt sich, dass der Bürgermeister des Ortes etwas dagegen hat,
seinem bevorstehenden großen Käsefest mit schlechter Presse Steine in
den Weg zu legen oder eine schlechte Presse zu verpassen, weswegen er
den Vorfall flugs in einen Unfall ummünzt, was auch der örtliche
Gendarm, nebenbei ein enger Verwandter der Toten, anscheinend klaglos
hinnimmt. Adalbert ist entsetzt, und da er dazu verdonnert wurde, den
Ort vorläufig nicht zu verlassen, begibt er sich zu seinem entfernten
Cousin Jan, der zufälligerweise in Epoigey als Journalist untergekommen
ist.
Es stellt sich bald heraus, dass die Bietigheimer mit ihren Ermittlungen
zunächst einmal auf sich gestellt sind. Da der Professor dazu noch
einige Literatur benötigt, lässt er sich das Material von einem
befreundeten Taxifahrer
aus Hamburg bringen - auch, um dessen nicht unbeträchtliche Leibesfülle
und Körperkraft im Notfall nutzbringend einsetzen zu können.
Und so beginnen Ermittlungen durch weite Kreise der französischen
Käselandschaft und, wie könnte es anders sein, Weinwelt,
bei denen alle drei Ermittler immer wieder einmal in Lebensgefahr
geraten, bevor das Ganze in einer komplexen Aktion am Ende aufgelöst
wird.
Es ist offensichtlich eine Fortsetzung angedacht, auf die man sicherlich
gespannt sein kann. Speziell der Professor als Figur erscheint
stellenweise doch ein wenig stereotyp, was sich aber im Laufe weiterer
Titel der Reihe noch ändern könnte. Für den Rezensenten mit
Laktoseintoleranz war "Die letzte Reifung" sehr erhellende Lektüre und,
wie von Henn gewohnt, stellenweise zum Schreien komisch. Und natürlich
gibt es am Ende neben einem "Käsevokabular" auch eine ganze Menge
Rezepte zum
Käse.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 03/2011)
Carsten
Sebastian
Henn: "Die letzte Reifung"
Pendo, 2011. 304 Seiten.
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