Markus Heitz: "Drachenkaiser"


Im Europa des Jahres 1926 gibt es Menschen, die sich den übermächtigen Geschöpfen entgegenstellen

Dies ist der zweite Band über die heimliche Herrschaft der Drachen auf der Welt nach "Die Mächte des Feuers". Infolge des Kampfes gegen den Träger des Weltensteins in Russland scheint die Zahl der Drachen in Europa rapide zurückzugehen, und die Rivalität zwischen den St.-Georgs-Nachfolgern vom Officium Draconis und den Skyguards ist in voller Blüte. Anastasia Zadornova, ehemals Silena, Ehefrau des möglichen zaristischen Thronfolgers Grigorij Wadim Basilius Zadornov, führt die Skyguards dabei an und versucht sich gleichzeitig an ein neues Leben zu gewöhnen, bis ihr das Officium den Wiedereintritt anbietet, weil sie die einzige Überlebende der Blutlinie St. Georgs ist.

Als ihr Grigorij nach einem missglückten Angriff und einem Brandanschlag auf sein Auto offenbart, dass er auf Anfrage beabsichtigt, seine Mutter im von Unruhen zerrütteten St. Petersburg zu besuchen, beschließt sie, gewissermaßen aus "Rache", das Angebot des Officium direkt vor Ort zu prüfen. So trennt sich das Ehepaar im Streit, um sich eine ganze Zeit lang nicht mehr zu sehen, ohne dass sich die beiden bezüglich des Überlebens des jeweils Anderen sicher sein können.

Gleichzeitig zieht ein chinesischer Zirkus durch Europa und zeigt in seiner Vorstellung Illusionen eines großen chinesischen Drachens und auch in einem der Käfige ein gefangenes Exemplar, das immer wieder eine große Zuschauerzahl anzieht. Eines Tages ist sogar eine Gruppe Fanatiker darunter, die versuchen wollen, den geknechteten Drachen zu befreien in einem Versuch, Drachen allgemein in der westlichen Welt genauso zu einem Objekt der Verehrung zu machen, wie sie dies in weiten Teilen der asiatischen Welt sind. Doch sie sind mit ihrem Ansinnen nicht sonderlich erfolgreich.
Bei einem späteren Versuch offizieller Stellen, den illegal eingeführten Drachen dingfest zu machen, hinterlässt dieser auf seiner Flucht etliche Leichen in einem Flammenmeer.

In York versucht ein Mann ein Medium anzuwerben, um in Russland den Weltenstein vom Schlachtfeld gegen die Drachen zurückzuholen. Diesen Versuch übersteht er nicht sonderlich lange, wenn sich das Medium auch trotzdem auf den Weg macht.

Während diese Dinge in der Welt der Menschen geschehen und ein undurchsichtiger deutscher Unternehmer namens Voss nach einigen Anschlägen auf Drachenjägereinrichtungen sehr aktiv an deren Wiederaufbau mitarbeitet, liefern sich die asiatischen und europäischen Drachen mehr oder minder verborgen vor den Menschen einen eigenen heiß-kalten Krieg um die Vorherrschaft auf dem Planeten, wobei die asiatischen Kämpfer auf ganz unerwartete Waffen zurückgreifen, die aber überaus wirksam sind.

Mit großem Personalaufwand und über große Teile der Welt verteilt wird hier eine alternative Geschichte der Welt in den Jahren 1926/1927 präsentiert, in der es überall zu bedeutenden Veränderungen kommt, die von den Drachen als heimlichen Drahtziehern immer wieder beeinflusst werden.

Fazit:
Eine interessante Gegenüberstellung der europäischen und asiatischen Vorstellungen von Drachen, wobei im Endeffekt aber das negative europäische Bild des Drachen die Oberhand behält. Die Figuren sind insgesamt ausreichend ausgeführt, sodass sie auch ohne Kenntnis des ersten Bands für den Leser nachvollziehbar werden, und auch hinsichtlich der Handlung kann dieser Roman durchaus für sich allein stehen, wenngleich er mit seinem Ende problemlos ein Anschlusswerk ermöglicht, das vielleicht ebenfalls Vergnügen bereiten könnte.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 05/2011)


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