Günther Bloch, Elli H. Radinger: "Wölfisch für Hundehalter"

Von Alpha, Dominanz und anderen populären Irrtümern


Die Vorurteile gegenüber Wölfen sind immer noch weit verbreitet, wie neuere Hetzkampagnen in erfolgreichen Aussiedlungs- und Wiederansiedlungsgebieten zum Teil zeigen. Gleichzeitig haben viele Menschen aber auch gegenüber den mit uns eng zusammenlebenden Verwandten der Wölfe, den Hunden, verschiedenste Vorurteile, die teils von realem Unwissen und teils von kultureller Prägung in Bezug auf Haustiere an sich bestimmt sind. Die relativ lange Partnerschaft von Mensch und unterschiedlichen Hunderassen hat sicherlich stark dazu beigetragen.

Beobachtungen von Wölfen, gerade in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, konnten viele der negativeren Vorurteile wissenschaftlich entkräften, aber was dem Wissenschaftler oder dem Wolfsfreund bekannt ist, ist damit nicht unbedingt Teil der allgemeinen Wahrnehmung. Und so werden Wölfen immer noch fälschlicherweise viele Eigenschaften und Verhaltensweisen zugeschrieben, die dann durch Assoziation auch auf Hunde übertragen werden.

Günther Bloch und Elli H. Radinger beschäftigen sich schon seit Jahrzehnten mit Wölfen und Hunden und betreiben in diesem Zusammenhang in Banff und im Yellowstone National Park fortlaufende Feldstudien, in deren Verlauf sie viele Vorurteile über Dominanz-, Kampf-, Spiel-, Jagd- und Sozialverhalten ihrer Beobachtungsobjekte widerlegen konnten. Dabei hat sich Bloch unter Anderem auch stark mit dem partnerschaftlichen Zusammenleben mit anderen Tierarten, z.B. Wolf und Rabe, beschäftigt.

Nach einer einleitenden Betrachtung der Beziehung von Mensch und Hund an sich werden in drei Abschnitten gängige Vorurteile zu Wölfen aufgegriffen und widerlegt. Darauf folgt dann ein kurzer Text, der sich mit der Anwendbarkeit der so gewonnenen Erkenntnisse auf die Hund-Mensch-Beziehung auseinandersetzt. Die Abschnitte sind dabei auf das Sozial-, das Territorial- und das Jagdverhalten bezogen und behandeln innerhalb dieser Rahmen alle oben bereits benannten Aspekte des Verhaltens. All dies wird begleitet von exemplarischen Berichten zu bestimmten Aspekten aus den Beobachtungen in Banff und Yellowstone und vor allen Dingen durch 123 Fotos von Hunden und Wölfen in verschiedenen Umgebungen und bei verschiedenen Handlungen. Ein Index ermöglicht das schnelle Auffinden von Informationen zu einem spezifischen Problemfeld.

Ob die Vorurteile über das Gefühlsleben von Tieren, und speziell Kaniden, wirklich so verbreitet sind, dass sie hier behandelt werden mussten, sei einmal dahingestellt. Im Großen und Ganzen ist "Wölfisch für Hundehalter" gerade für frischgebackene Hundebesitzer sicherlich hilfreich, wenn sie sich dem Konzept dieses Buches öffnen können. Ansonsten dürften sie eher Schwierigkeiten damit bekommen, in einer aktuellen Stresssituation mit dem Geschriebenen in dieser Struktur zurechtzukommen. Da eigenen sich sicherlich eher rassespezifische Erziehungsratgeber.

Etwas erfahrenere Hundebesitzer mit einem zusätzlichen Interesse an Wölfen werden von diesem Buch sicherlich wesentlich mehr haben, weil die Inhalte dabei helfen werden, ihre eigenen Erfahrungen zu konkretisieren und zu systematisieren. Die Bilder werden allerdings wohl für jeden Leser interessant sein.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 04/2010)


Günther Bloch, Elli H. Radinger: "Wölfisch für Hundehalter. Von Alpha, Dominanz und anderen populären Irrtümern"
Kosmos, 2010. 192 Seiten.
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