Melanie Prenting: "Arthur Schnitzler: Traumnovelle"

"EinFach Deutsch Textausgabe"


Ein Ehepaar geht, nachdem das Kind ins Bett gekommen ist, auf einen Maskenball und genießt die dort entstehende erotische Stimmung, bevor es sich nach Hause begibt. Dabei kommen die Beiden ins Gespräch über erotische Fantasien und auch zum Teil voreheliche Erfahrungen sowie innereheliche Interessen und Beinaherfahrungen, wobei das vom Mann Berichtete nach dem, was seine Frau zuvor gesagt hat, eher wie eine Erfindung zum Zweck des Gleichziehens klingt.
In der Folge beginnt Misstrauen zwischen den Beiden zu wachsen, dem sie mit einer Verabredung zu begegnen suchen, einander alle Ausrutscher in Zukunft direkt zu gestehen.

Noch in derselben Nacht wird der Mann in seiner Eigenschaft als Arzt zu einem Todkranken gerufen, den er allerdings dann nicht mehr lebend antrifft, während dessen Tochter ihm umso lebendiger begegnet. Im weiteren Verlauf begegnet der Arzt Fridolin vielen weiteren Versuchungen in einer geradezu rauschhaften Abfolge, wobei er im Endeffekt aber immer bei den Beinaherfahrungen bleibt.
Ein späteres Nachspüren des Erlebten zeigt an allen Ecken Auflösung und die Drohung des gewaltsamen Todes.

Die "Traumnovelle" als Doppelerzählung stellt das vielleicht reale, aber auf jeden Fall traumhafte Erleben des Mannes den Träumen seiner Frau gegenüber, die ihn selbst schwer verletzen und belasten. In der Frage nach Wahrheit und Wirklichkeit von Erleben und Schuld, ausgeführter oder gedachter Untreue knüpft Arthur Schnitzler ein enges psychologisches Netz in einem nicht ganz ausgeführten Wien seiner Jahrhundertwende und zeigt damit deutlich, dass die psychologische Betrachtung des Menschen, die sein Zeitgenosse und Kollege Sigmund Freud modern machte, wirklich damals im Geist der Zeit lag.

Die vorliegende Textausgabe geht auf die Biografie, die Geschichte und die literarische Entwicklung hinter dieser Novelle ein, wobei sogar Dr. Freud selbst zu Wort kommt. Außerdem wird ausgiebig auf die wohl einzige Verfilmung dieses Stoffes eingegangen, nämlich Stanley Kubricks "Eyes Wide Shut".

Fazit:
Eine lohnende Ausgabe, die das Werk in einen passenden Rahmen stellt.

Nach der Matura studierte der am 15. Mai 1862 in Wien geborene österreichische Erzähler und Dramatiker Arthur Schnitzler Medizin. Er arbeitete als Assistenzarzt an der Poliklinik und anschließend als praktischer Arzt, widmete sich jedoch zunehmend der schriftstellerischen Tätigkeit. Sein erstes Theaterstück wurde im Jahr 1891 uraufgeführt, anno 1895 publizierte der S. Fischer Verlag in Berlin Schnitzlers erstes Buch. Arthur Schnitzler starb am 21. Oktober 1931 in Wien.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 08/2010)


Melanie Prenting: "Arthur Schnitzler: Traumnovelle"
"EinFach Deutsch Textausgabe"

Schöningh Schulbuch, 2009. 162 Seiten.
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