Hannes Nygaard: "Sturmtief"
Hinterm Deich Krimi 11
Dieser Krimi von Hannes
Nygaard führt den Leser wieder einmal auf die Spuren von Dr. Lüder
Lüders, der mit seinem neuen Vorgesetzten Starke immer noch über Kreuz
liegt, was seine Position im Amt langsam ein wenig prekär aussehen
lässt. Zusatzqualifikationen wie offensives Autofahren, Eigen- und
Personenschutz haben sein Einzelgängertum eigentlich noch verstärkt, und
so kann er mit dem neuen Chef genauso wenig warm werden wie alle anderen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Amt. Da ist er eigentlich jedes Mal
froh, wenn ihn ein Einsatz anderswohin führt.
Diesmal ist es eine Leiche in Eckernförde, die Dr. Lüders hinter seinem
Schreibtisch hervorholt und ihn auf die Straße bringt. Der angesehene
Journalist Robert Havenstein ist im Eingang einer Buchhandlung von einem
Unbekannten vor den Augen mehrerer Zeugen geradezu hingerichtet
worden, nachdem er von diesem zuvor über die Distanz einiger
Häuserblöcke verfolgt worden war. Gegen Starkes ausdrücklichen Wunsch,
aber auf Order des Ministerpräsidenten des Landes, beginnt Dr. Lüders
mit seinen eigenen Ermittlungen.
Schnell zeigt sich, dass der Mörder beim Einbruch in die Wohnung des
Journalisten ähnlich kompromisslos vorgegangen ist, wie bei dem Mord
selbst. Weder ein Computer noch ein wie auch immer geartetes
Speichermedium findet sich in diesem Raum. Anscheinend hat der ermordete
Aufdecker an etwas gearbeitet, was jemandem sehr wichtig war - und es
wohl auch immer noch ist, denn wenig später findet sich vor dem
Mietshaus, in dem eine israelische Journalistin und Freundin des
Ermordeten lebte, ein eifersüchtiger Ehemann, der Dr. Lüders als
vermeintlichen Liebhaber seiner Frau sehr hart angeht, und schließlich
wird auch die Familie des Ermittlers wieder einmal indirekt bedroht. Der
gute Doktor scheint abermals auf einen sehr schmutzigen Korb politischer
Wäsche gestoßen zu sein.
Erneut wurde ein deutsches Skandalthema, das schon lange in
Vergessenheit geraten ist - oder auch nie tatsächlich im Bewusstsein der
breiten Öffentlichkeit gestanden ist - aufgegriffen und konsequent
weiterverfolgt. Was davon dann Dichtung und was Wahrheit ist, muss der
Leser am Ende allerdings selbst entscheiden, auch wenn der Autor in
einem Nachwort zu einigen Dingen ganz konkrete Hinweise liefert.
Die Charaktere und die Handlung sind wieder sehr eindringlich und
mitreißend dargestellt, und es gibt mehr als eine Stelle im Buch, an der
man von Herzen laut lachen
kann, auch wenn das eigentliche Thema im Endeffekt ziemlich erschreckend
ist. Und auch wenn Wilderich Große Jäger nur einen kurzen Gastauftritt
hat. Viel Krimilesespaß.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 05/2010)
Hannes
Nygaard: "Sturmtief. Hinterm Deich Krimi 11"
Emons Verlag, 2010. 249 Seiten.
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