Amélie Nothomb: "Der japanische Verlobte"
"Der japanische Verlobte"
ist wieder einmal von ausschließlich autobiografischer Natur
Die Schriftstellerin Amélie Nothomb, Jahrgang 1967, wuchs als Tochter
eines belgischen Diplomaten auf. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie
in Japan und in China zusammen mit ihrer Schwester, mit der sie seither
ein inniges Verhältnis verbindet, das in vielen ihrer Bücher, so auch im
vorliegenden Roman "Der japanische Verlobte" immer wieder beschrieben
wird.
Vor etwa zwanzig Jahren begann sie mit dem Schreiben des Buchs "Die
Reinheit des Mörders", dessen Entstehungsbedingungen im gegenständlich
besprochenen Roman ebenfalls beschrieben werden. Seit diesem Debüt kommt
es selten vor, dass Nothombs jeweiliges neues Buch nicht sofort an die
Spitze der französischen Verkaufsbestenlisten klettert.
Die Autorin lebt in Paris und legt mit großer Regelmäßigkeit fast jedes
Jahr ein neues Buch in einer Art vor, wie nur sie es zu schreiben in der
Lage ist. Immer wieder verbindet sie die Geschichten und
Lebensgeschichten ihrer Protagonisten mit ihrer Kindheits- und
Jugendzeit in Japan.
In "Der japanische Verlobte" erzählt Amélie Nothomb, wie sie Mitte
Januar 1989 nach langen Jahren nach
Japan zurückkehrt, in jenes Land, das sie anzieht wie kaum etwas
Anderes in ihrem Leben. Ein Land, das ihr fremd ist und nahe, mit dem
sie eine in der Kindheit wurzelnde Hassliebe verbindet.
Sie möchte in Japan arbeiten und findet auch eine Anstellung bei der
Firma Yumimoto. Viele Jahre später hat sie in ihrem Buch "Mit Staunen
und Zittern" über ihre damalige demütigende Abwärtskarriere in dieser
Firma geschrieben. Im vorliegenden Buch erwähnt sie ihre Tätigkeit bei
Yumimoto nur am Rande. Sie möchte Japanisch lernen, denn das in der
Kindheit Erlernte ist völlig vergessen.
"Französisch zu unterrichten schien mir der beste Weg, um Japanisch
zu lernen. Ich hinterließ eine Kleinanzeige im Supermarkt: Französisch
- Einzelunterricht, attraktiver Preis."
Ziemlich bald meldet sich ein junger Mann bei ihr. Er heißt Rinri, ist
ein Sohn einer reichen Tokioter Familie, und, so wie es sich Amelie
erhofft hat, führt Rinri sie schon bald in die Sitten und Gebräuche
seines Landes ein. Doch ihre Hoffnung, durch ihn auch Japanisch zu
lernen, wird enttäuscht. Rinri spricht ein Französisch, das Amélie wie
schlechtes Chinesisch vorkommt. Doch er ist eifrig bei der Sache, umso
mehr, als ihm seine Lehrerin schon nach den ersten gemeinsamen Kontakten
immer besser gefällt. Amélie lässt sich diese Schwärmerei gefallen,
beginnt mit ihm auch eine für sie angenehme Beziehung, die sie in der
Freizeit, von der sie immer mehr mit Rinri verbringt, die schrecklichen
Erlebnisse bei Yumimoto vergessen lässt. Die Stunden, die sie mit Rinri
teilt, sind geprägt von gelassener Heiterkeit, Freude und auch sexueller
Erfüllung. Durch ihn und mit ihm erlebt sie eine Seite von Japan, die
sie liebt, und um deretwillen sie eigentlich nach Japan zurückgekehrt
ist.
Anfang 1991, zwei Jahre nach ihre Ankunft in Japan, kehrt sie in
die Niederlande zu ihrer Schwester zurück. Die Trennung von Rinri,
ihrem japanischen Verlobten, war leicht und freundschaftlich. Jahre
später wird sie von ihm erfahren, dass er eine Französin geheiratet hat,
und sie ist glücklich darüber.
Ein amüsanter Roman mit einer für Nothomb typischen wahrhaft verrückten
Geschichte.
(Winfried Stanzick; 04/2010)
Amélie
Nothomb: "Der japanische Verlobte"
(Originaltitel "Ni d'Ève ni d'Adam")
Aus dem Französischen von Brigitte Große.
Diogenes, 2010. 162 Seiten.
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Zwei weitere Bücher der
Autorin:
"Klopf an dein Herz" zur
Rezension ...
"Winterreise"
Zole war verliebt, nun empfindet er nur noch Hass. Er plant einen
terroristischen Anschlag, dessen Symbolik nur Astrolabe verstehen wird.
Astrolabe, die ihn abgewiesen hat, Astrolabe, die kein Rendezvous
gestattete, ohne dass ihre Mitbewohnerin und Freundin, ihres Zeichens
Schriftstellerin, im selben Zimmer war und sie hemmungslos und gierig
beobachtete. Dabei hatte alles so gut angefangen: Als Heizungsexperte
konnte Zole sich in der schlecht isolierten Dachwohnung der beiden
Frauen nützlich machen. Und er punktete auch mit kleinen Mitbringseln
und großem Verständnis. Doch die Rechnung ging nicht auf: Der
ritterliche Zole konnte sich noch so verführerische Listen ausdenken, um
die Dame seines Herzens zu erobern - am Ende blieb sie doch eiskalt.
Moderner Minnesang zu den Klängen von Franz
Schuberts "Winterreise" und den elektronischen Beats von
"Aphex Twin" - dieses Buch ist eine verrückte Mixtur, wie sie nur Amélie
Nothomb vorlegen kann. (Diogenes)
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Weitere Buchtipps:
"Helden der Bühne und
Schönheiten der Nacht. Meisterwerke des japanischen Holzschnitts aus
den Sammlungen Otto Riese und Johann Georg Geyger"
Der japanische Holzschnitt gehört zu den seltenen Kulturäußerungen, die
erst durch den Transfer in eine andere Kultur Unsterblichkeit erlangt
haben. Entstanden im 16. bis 18. Jahrhundert, zählt der
ukiyoe-Holzschnitt erst seit dem späten 19. Jahrhundert zu den
einflussreichsten Beiträgen Japans zur Weltkunst. Maler wie Monet
und Van
Gogh erlagen seinem Charme, und nach ihnen zahlreiche Künstler und
Sammler in aller Welt. Gegenstand der Publikation sind zwei der
bedeutendsten deutschen ukiyoe-Sammlungen, die alle großen Künstler und
Themen dieses Genres vorstellen: Gezeigt werden Theaterdrucke,
Genrebilder des städtischen Amüsierbetriebs und topografische
Landschaftsbilder - von der Frühphase über die klassischen Meister des
Kurtisanen- und Schauspielerporträts, Utamaro und Sharaku, bis zu großen
Namen der späteren Jahre wie Hokusai und Hiroshige. Mehr als 240
Holzschnitte bieten einen repräsentativen Überblick über die
bedeutendsten Kapitel dieser großen Kunst Japans.
Texte von Shigeru Oikawa, Stephan von der Schulenburg u. A. (Wienand
Verlag)
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Harumi
Kurihara: "Japanisch kochen ganz easy"
Leicht und gesund genießen mit Japans Kultautorin! In diesem Buch
präsentiert Harumi Kurihara einfache japanische Rezepte, die auch
Einsteigern schnelle Erfolgserlebnisse bescheren.
Unter den alltagstauglichen Ideen für die moderne Küche finden sich
sowohl köstliche Gemüsekreationen als auch Gerichte
mit Fisch, Fleisch, Reis und Nudeln.
Verständliche Erklärungen zu grundlegenden japanischen Kochtechniken
lassen die Zubereitung zum Kinderspiel werden. Besonders praktisch: Alle
Zutaten sind auf westliche Einkaufsmöglichkeiten abgestimmt.
Exotisch, stilvoll - einfach japanisch! Mit hilfreicher Warenkunde.
(Dorling Kindersley)
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Daniel Pennac: "Die
Geschichte meines Körpers"
Die Geschichte eines Körpers - erzählt von seinem Inhaber
Ein Leben wird erzählt, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Nur die
Perspektive ist eine besondere: Der
Körper selbst mit seinen Reaktionen und Veränderungen ist hier
Stichwortgeber für die Geschichte eines langen, bewegten und erfüllten
Lebens. Ein Roman in Tagebuchform.
"Ich will nie wieder Angst haben." Dies ist der feste Vorsatz des
Erzählers in Daniel Pennacs Roman, der in Frankreich sofort bei
Erscheinen die Verkaufsbestenliste stürmte und sich dort für Monate
festsetzte.
Nach einer traumatischen Erfahrung beschließt der 1923 geborene Erzähler
als Zwölfjähriger zweierlei, um sein Ziel zu erreichen: erstens will er
seinen Körper stählen und zweitens über alles, was mit diesem Körper zu
tun hat, genau Buch führen. Sein ganzes weiteres Leben hindurch - bis
kurz vor seinem Tod im Alter von 87 Jahren - schreibt er nun Tagebuch,
immer im Dialog mit dem eigenen Körper. Aber auch die Körper der Anderen
bleiben nicht unbeobachtet.
Selten hat man eine schönere Liebeserklärung gelesen als die des
Erzählers an die Frau, die jahrzehntelang an seiner Seite stand. Ob in
Momenten von fast Proust'scher
Melancholie, großer Zärtlichkeit oder grotesker Skurrilität, immer ist
der Leser ganz dicht dran am Körper dieses Jungen, der zum Mann wird,
zum Vater, zum Großvater, der Angst hat, der mutig ist, sich verliebt,
aber auch Kummer hat und von Krankheiten heimgesucht wird.
Daniel Pennac zieht einmal mehr alle Register seiner erzählerischen
Kunst. Und es gelingt ihm ein mitreißendes, witziges, anrührendes und
ehrliches Buch: der Roman eines Lebens und einer Epoche.
Daniel Pennac, geboren 1944, lebt in
Paris. Über zwei Jahrzehnte arbeitete er als Lehrer, bevor er sich
1995 endgültig nur noch dem Schreiben zuwandte. Neben zahlreichen
Romanen, wie den erfolgreichen Mallaussène-Krimis, hat er Kinder- und
Jugendbücher und einen Band mit eigenen Zeichnungen veröffentlicht.
Bekannt wurde Pennac vor allem durch die literarische Streitschrift für
die Rechte des Lesers "Wie ein Roman". Für "Schulkummer" erhielt er anno
2007 den "Prix Renaudot". (Kiepenheuer & Witsch)
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