Daniel Schönpflug: "Luise von Preußen"
Königin der Herzen
Porträt einer preußischen
Königin im Strudel der Zeit
Der Autor ist promovierter Historiker und stellvertretender Leiter des
"Centre Marc Bloch Berlin". Er wirkte auch am Drehbuch einer szenischen
Dokumentation über das Leben Luises von Preußens mit, die Anfang 2010
anlässlich des 200. Todestages ausgestrahlt wurde.
Wer sich mit der deutschen Geschichte auseinandersetzt, beginnt früher
oder später damit, geschichtsinteressierte Engländer oder Franzosen zu
beneiden, da deren historische Nationen schon seit Jahrhunderten
territorial und politisch fest umrissen waren, während Deutschland eher
einem an den Rändern pulsierenden Mosaik glich, das von einer Handvoll
Königen und Dutzenden von Fürsten regiert wurde, seit den Bauernkriegen
nach innen zerrissen von Katholizismus und Protestantismus.
Und wer war diese Luise von Preußen? Muss man von ihr wissen?
Nachdem die Französische Revolution zusammen mit der Aufklärung das
politische Feuer entzündet und der Genius auf dem Pferde halb Europa mit
realen Bränden überzogen hatte, geriet diese junge Luise als Gemahlin
Friedrich Wilhelms III. für kurze Zeit in den Fokus der großen
europäischen Politik. Als Königin Preußens wirkte sie zudem teils recht
innovativ und brachte frischen Wind in die angestaubten Gemächer des
preußischen Hofes. Das sind zwei gute Gründe, sich mit dieser
interessanten Frau auseinanderzusetzen.
In seinem Vorwort schlägt der Autor eine Brücke vom Leben der Luise von
Preußen zu ihrer heutigen Rezeption, 200 Jahre nach ihrem frühen Tod,
der wie stets zur Legendenbildung Anlass bietet. Wem steht diese Gefahr
nicht vor Augen, wenn man sich August Wilhelm Schlegels Urteil einer
"Königin der Herzen" vor Augen hält? Schönpflug hält aber trotz des
recht breiten Literaturangebots eine frische Annäherung an Luise von
Preußen für "möglich und nötig". Er schreibt: "Die
Vertrautheit, ja Vertraulichkeit mit der Prinzessin, Kronprinzessin
und Königin ihrer Zeit, welche viele Biographen pflegen, basiert auf
einer Illusion. Die zweihundert Jahre, die seit Luises Tod vergangen
sind, müssen vielmehr ernst genommen werden. Es gilt, die höfische
Welt um 1800 zu verstehen wie ein Ethnologe, der sich mit einer
zunächst fremden Kultur auseinandersetzt." So lassen wir uns eine
Ethnologenbrille aufsetzen und folgen dem Autor bereitwillig in diese
Welt.
Das Attribut "Königin der Herzen" lässt den Leser natürlich
vorsorglich zusammenzucken, doch dabei handelt es sich nur um eine
zeitgenössische "Schlegelei". Der Autor präsentiert dem Leser vielmehr
eine moderne und hochwertige Biografie. Da die junge Luise nach den
damaligen Mustern des Hochadels erzogen wurde und eine Biografie auch
davon berichten muss, so erwartet den Leser auch ein wenig Verzichtbares
aus dem Alltagsleben einer jungen Angehörigen des Hochadels. Aber, wie
gesagt, das gehört nun einmal zu einer Biografie. Seinem eigenen
Anspruch aus dem Vorwort wird der Autor gerecht, denn er wahrt die
nötige professionelle Distanz und erklärt frei von Belehrung die Vita
dieser alles in allem sympathisch wirkenden jungen Frau, die an der
Seite des leicht von seiner Gattin und der Welt überforderten Friedrich
Wilhelm eine respektable Figur abgibt.
Das gebundene Buch beinhaltet 30 monochrome Abbildungen, eingerahmt von
doppelseitigen Abbildungen auf Vor- und Nachsatz. Ein Anhang mit Karte,
Anmerkungen, Quellen- und Literaturverzeichnis, Bildnachweis und
Personenregister komplettieren das Buch.
Zwei orthografische Mängel und ein auf Seite 134 mit 300
Quadratkilometern etwas klein geratenes Preußen vermögen den positiven
Gesamteindruck nur unwesentlich zu schmälern.
(Klaus Prinz; 02/2010)
Daniel Schönpflug: "Luise von Preußen.
Königin der Herzen"
C.H. Beck, 2010. 286 Seiten.
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Weitere Buchtipps:
Heinz Ohff: "Königin Luise von Preußen. Ein Stern in Wetterwolken.
Eine Biografie"
Zahllose Legenden ranken sich um das Leben Königin Luises von Preußen,
die schon zu Lebzeiten außergewöhnliche Popularität genoss: Schön und
lebenslustig, charmant und wenig gebildet, musste sie bereits als
junge Frau zusammen mit ihrem Mann, Friedrich Wilhelm III., in
schwierigen Zeiten den Thron besteigen und starb mit 34 Jahren in
der Blüte ihres Lebens. Bedeutende Zeitgenossen wie Heinrich
von
Kleist und Achim
von
Arnim waren ihre Bewunderer, und Kaiser Napoleon I.
nannte sie respektvoll seine "ärgste Feindin". Heinz Ohff
zeichnet in seiner Biografie das Bild einer Frau zwischen Legende und
Historie und vermittelt zugleich einen lebendigen Eindruck der
damaligen Zeit. (Piper)
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Carolin Philipps: "Luise. Die Königin und ihre Geschwister"
Jung, anmutig und strahlend schön gilt Luise von Preußen bis heute als
die beliebteste deutsche Königin aller Zeiten. Doch wenig ist bislang
über Luises Geschwister bekannt: Dabei waren sie es, die Luise von
Kindheit an prägten, denen sie zeitlebens eng verbunden blieb. Carolin
Philipps erzählt die Biografien der vier Schwestern und ihrer beiden
Brüder als eine große dramatische Familiengeschichte, einfühlsam und
dabei historisch genau. (Piper)
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Carolin Philipps: "Friederike von Preußen.
Die leidenschaftliche Schwester der Königin Luise"
Carolin Philipps schrieb die Biografie der Friederike von Preußen
aus bisher unbekannten Quellen heraus und zeigt eine
außergewöhnliche Frau, die entgegen allen Regeln ihre große
Sehnsucht nach Glück und Liebe lebte.
Mit der Entdeckung von bisher unbekannten Geheimpapieren um
Friederike von Preußen ist Carolin Philipps eine Sensation gelungen:
Erstmals offenbaren diese Briefe ein Geheimnis, das Königin Luise
von Preußen mit allen Mitteln zu wahren suchte. Denn tatsächlich
ahnt niemand, wie turbulent das Leben ihrer Schwester, Friederike
von Mecklenburg-Strelitz (1778-1841), verlaufen wird, als die
fünfzehnjährige Prinzessin den jüngeren Sohn Friedrich
Wilhelms II., Ludwig von Preußen, heiratet. Verbotene
Liebesverhältnisse, aufgelöste Verlobungen, drei Ehen, eine
Scheidung ...
"Galanteste Löwin des Jahrhunderts" oder "sündige
Friederike" haben Zeitgenossen die unkonventionelle Schwester
Luises genannt. Doch wer war die ebenso schöne wie skandalöse
Fürstin wirklich? (Piper)
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Christine Gräfin Brühl:
"Die preußische Madonna. Auf den Spuren der Königin Luise"
Charismatische Herrscherin, Ikone Preußens, Leitfigur der
Befreiungskriege - ein ganz persönlicher Blick auf eine der
faszinierendsten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte von Christine
Gräfin von Brühl, deren Familiengeschichte mit der Luises verbunden ist.
Kaum eine Herrscherin hat in nur 34 Lebensjahren soviel Sympathie und
Aufmerksamkeit auf sich gelenkt wie Luise von Preußen (1776-1810). Nach
ihrer Heirat mit Friedrich Wilhelm III. machten ihre Schönheit und Güte
sie weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt und beliebt. Nach
ihrem überraschend frühen Tod wird sie zur "Königin der Herzen".
Novalis, Kleist, Jean Paul und Schlegel huldigen ihr in ihren Werken.
Der Luisenkult ist Geschichte, doch die Verehrung der preußischen
Monarchin seit Jahrhunderten ungebrochen. Entlang der wichtigsten
Lebensstationen (der heutigen "Luisen-Route") über Hohenzieritz,
Neustrelitz, Gransee und Paretz bis nach Berlin zum Mausoleum im Park
von Schloss Charlottenburg, wo die Königin bestattet wurde, folgt diese
Biografie einem faszinierenden Leben, das die Menschen bis heute bewegt.
(Aufbau-Verlag)
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Marianna
Butenschön: "Die Preußin auf dem Zarenthron. Alexandra
Kaiserin von Russland"
Das dramatische Schicksal der Tochter Königin Luises
Alexandra von Russland, Tochter Königin Luises von Preußen, war zu
Lebzeiten so populär wie ihre Mutter. Jetzt erzählt Marianna
Butenschön die unbekannte Lebensgeschichte der Kaiserin, die als
eine der schönsten Frauen ihrer Zeit galt.
Für Charlotte (1798-1860), ihre anmutige Älteste, ahnt Königin
Luise eine "glänzende Zukunft". Sie täuscht sich nicht: Die
Prinzessin heiratet den Großfürsten Nikolaus und wird Kaiserin von
Russland.
Beim
Konfessionswechsel
erhält sie den Namen Alexandra Fjodorowna und steht an der Seite
Nikolaus' I. schwere Schicksalsschläge durch: Aufstände, Kriege
und Revolutionen, die Cholera, den Brand des Winterpalastes, den
Tod ihrer jüngsten Tochter. Dennoch gibt es wenige dynastische
Ehen, die so glücklich waren wie die von Alexandra und Nikolaus I.
Ihre Liebe hält lebenslang. Russland verdankt der Preußin auf dem
Zarenthron den Weihnachtsbaum und die Côte d'Azur die ersten
reichen russischen Touristen.
Marianna Butenschön, geboren 1943 in Rotenburg, ist promovierte
Historikerin, Journalistin und Autorin zahlreicher Publikationen
über Russland und das Baltikum. Sie lebt in Hamburg. 2009 wurde
Marianna Butenschön für ihr Buch "Ein Zaubertempel für die Musen.
Die Ermitage in St. Petersburg" mit dem "Anziferow-Preis" der
Lichatschow-Stiftung, St. Petersburg, ausgezeichnet. (Piper)
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Dagmar von Gersdorff: "Auf der ganzen Welt nur
sie"
Die verbotene Liebe zwischen Prinzessin Elisa Radziwill und
Wilhelm von Preußen
Kabale und Liebe im europäischen Hochadel des 19. Jahrhunderts
Eine preußisch-polnische Liebesgeschichte
Schon als Kind fand er sie bezaubernd: Prinz Wilhelm, Sohn von
Königin Luise und Friedrich Wilhelm III. von Preußen, liebte
Prinzessin Elisa, Tochter des reichen polnischen Magnaten Fürst
Radziwill. Sie treffen sich in den königlichen Schlössern in
Berlin, Potsdam und Schlesien und erleben "funkelnde Tage des
Glücks". Das große "E!!!!!" in Wilhelms privatem
Tagebuch wird zum Zeichen seiner Sehnsucht. Ganz Europa wartet mit
Spannung auf die Heirat. Doch nach fünf Jahren des Hoffens und
Bangens mit sage und schreibe dreißig Gutachten zur Ebenbürtigkeit
der Prinzessin verbietet der König die Verbindung.
Vor dem Hintergrund der Geschichte Preußens und Polens, auf der
Grundlage historischer Quellen und bisher unbekannter Tagebücher
und Briefe erzählt Dagmar von Gersdorff von großen Gefühlen,
enttäuschten Hoffnungen, Intrigen, Politik und falsch verstandener
Staatsräson.
Als "liebevoller und gehorsamer Sohn" heiratet der
Preußenprinz bald darauf Augusta von Sachsen-Weimar und wird 1871
deutscher Kaiser. Elisa stirbt 1834 mit 30 Jahren an
Lungentuberkulose. Doch bis zu Wilhelms Tod 1888 stand das Bild
der Geliebten vor ihm in seinem Arbeitszimmer
Dagmar von Gersdorff, Dr. phil., geborene von Forell, stammt aus
Trier/Mosel und lebt heute als Literaturwissenschaftlerin und
freie Schriftstellerin in Berlin. Vor ihrem Studium der
Germanistik und Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin
war sie als Redakteurin bei den "Ruhr-Nachrichten" in Dortmund und
der "Süddeutschen Zeitung" in München tätig.
Ihre Promotion schrieb sie über den Einfluss der deutschen
Romantik auf Thomas Mann. Neben zahlreichen Biografien
berühmter Persönlichkeiten aus der Goethe-Zeit (unter anderem
"Bettina und Achim von Arnim", "Friedrich Wilhelm III. und Königin
Luise") verfasste sie sechs Kinderbücher, die in mehrere Sprachen
übersetzt wurden, drei Text- Bildbände für die Staatlichen Museen
Preußischer Kulturbesitz Berlin sowie zahlreiche Beiträge für
Rundfunk, Zeitschriften und Anthologien. Seit 1980 ist sie
Mitglied des deutschen Schriftsteller-Verbandes sowie Mitglied des
Internationalen PEN. (Insel)
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