Faye Kellerman: "Missgunst"


Wenn sich ein Milliardär wie Guy Kaffey nicht schützen konnte, welche Chance haben dann Pete Decker und Rina Lazarus?

Trotz ihrer ehelichen Verbindung mit einem Polizisten wird Rina Lazarus Mitglied einer Geschworenenjury in einem Fall, in dem vorwiegend spanischsprechende Menschen aussagen. Deren Aussagen werden von einem Mann übersetzt, der sich im Gerichtsraum sehr auffällig kleidet und aufgrund einer gewissen Ähnlichkeit mit dem Schauspieler Tom Cruise von den weiblichen Jurymitgliedern bald nur noch "Tom" genannt wird. Von dieser Person würde sie ihrem Mann Peter Decker gerne erzählen; zumindest viel eher als von dem Fall, der ihn insgesamt jedoch mehr interessiert, aber wegen der Ermordung einer der reichsten Familien der Stadt, wobei auch zwei Leibwächter und anderes Servicepersonal getötet wurden, ist dessen Aufmerksamkeit zu sehr gebunden.

Die Morde haben sich in einem palastartigen Herrenhaus auf einem riesigen Grundstück zugetragen und sollten sich wohl in erster Linie auf den Herrn des Hauses, Guy Kaffey, seine Frau und auf einen seiner beiden Söhne, Gil, beziehen. Aus unerklärlichen Gründen aber hat Gil schwer verwundet überlebt und kann zunächst bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert werden. Zwei weitere Leibwächter bleiben verschwunden. Und auf diese richtet sich dann unverzüglich ein Fokus der Ermittlungsarbeiten. Denn alles deutet darauf hin, dass die Täter intime Kenntnisse des Hauses und seines Sicherheitssystems gehabt haben mussten.

Bald stellt sich heraus, dass Guy eine bipolare Persönlichkeitsstörung hatte, die es den Menschen in seinem Umfeld erschwerte, mit ihm zurechtzukommen, was von Verwandten wie von Angestellten gleichermaßen bestätigt wird. Daneben neigte er zu Anfällen von Caritas genauso wie zu extremem Geiz, was wohl erklären dürfte, warum die meisten seiner Leibwächter ein Vorstrafenregister aufzuweisen hatten. Und dies nicht gerade für Bagatelldelikte. Diese Leute wurden allesamt nicht vom Chef des offiziellen Sicherheitsdienstes des Hauses genauer überprüft, weil der Arbeitgeber diese Überprüfung abgelehnt hatte.

Zufällig hört "Tom" im Gerichtsgebäude zwei Männer gerade über diesen Fall auf Spanisch sprechen und bekommt dabei Informationen, über die eigentlich nur die Täter verfügen können, mit. Er wendet sich mit dem Versuch, die Männer zu identifizieren, ausgerechnet an Rina, denn er selbst ist blind und kann deswegen zu dem Gehörten keine "Augenzeugen"-Aussage machen ...

Fazit:
Ein weiterer gelungener Roman von Faye Kellerman, die übrigens vor ihrer Schriftstellerkarriere als Zahnärztin tätig war, der nicht nur im Spannungsverhältnis zwischen Arm und Reich, Angestellten und Arbeitgebern spielt, sondern auch Familiäres thematisiert und dem Leser einen guten Einblick in die moderne us-amerikanische Agrarindustrie gibt.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 08/2010)


Faye Kellerman: "Missgunst"
(Originaltitel "Blindman's bluff")
Übersetzerin: Frauke Brodd.
btb, 2010. 512 Seiten.
Buch bei amazon.de bestellen