Petra Ramsauer: "So wird Hunger gemacht"
Wer warum am Elend verdient
Petra Ramsauer stellt die
Frage nach den Gründen für die globale Ungleichheit im 21. Jahrhundert
Die Autorin dieses kompetent geschriebenen Buches über die Ursachen des
Hungers in der Welt hat ihre Informationen nicht nur anhand der
massenhaft vorliegenden Literatur zu diesem Thema recherchiert, sondern
hauptsächlich während ihrer mehr als zehnjährigen Tätigkeit als
Auslandsjournalistin einer österreichischen Zeitschrift und
internationaler Zeitungen erlangt und gesammelt.
Die Leser dieser Zeitungen erinnern sich gut an Ramsauers aufrüttelnde
Reportagen über Hungersnöte in Afrika, Asien und im Nahen Osten.
Schien es lange Zeit so, als hätten verschiedene international
koordinierte Maßnahmen die weitere Ausbreitung
des
Hungers eingedämmt, so hat das Phänomen seit der und durch die
Finanzkrise nie geahnte oder für möglich gehaltene Dimensionen
angenommen. Eine Milliarde Menschen sind aktuell von Hunger und Tod
bedroht, und die Angst vor der Armut hat längst Schichten in den
westlichen Industrieländern erreicht, die sich lange auf der sicheren
Seite eines Wohlstandes wähnten, der sich schon immer auf dem Rücken der
Ärmsten aufbaute.
Petra Ramsauer hat akribisch und genau recherchiert, und sie nimmt kein
Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, die Ursachen und die Profiteure
des Hungers zu benennen.
Was mir in diesem Buch jedoch fehlt ist eine kritische Analyse dessen,
wie durch Finanzspekulationen mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen, die in
den Jahren vor der
Finanzkrise skandalöse Ausmaße angenommen hatten, diese
Nahrungsmittel künstlich verknappt und damit exorbitant verteuert
wurden.
Die von Ramsauer aufgezeigten "Wege aus der Falle der
Globalisierung" sind für meine Begriffe zu einfach gestrickt
und erfassen die Tiefe des Problems nicht, indem die Autorin
beispielsweise auflistet, was politisch geschehen muss, und was jeder
Einzelne schon bei seinem Einkauf im Supermarkt tun kann.
Für mich ergibt sich schon seit längerer Zeit der Eindruck, die
Zweidrittelwelt habe das letzte Drittel oder die "unterste
Milliarde" schon längst aufgegeben.
Dennoch ist "So wird Hunger gemacht" ein ebenso engagiertes wie
informatives Buch für alle Menschen, die sich trotz verschwindend
kleiner eigener und persönlicher Spielräume des Handelns ihr Bewusstsein
nicht vernebeln lassen wollen.
(Winfried Stanzick; 02/2010)
Petra Ramsauer: "So wird Hunger gemacht.
Wer warum am Elend verdient"
Ueberreuter, 2009. 207 Seiten.
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