Wolfgang Stegemann: "Jesus und seine Zeit"
Wolfgang
Stegemann, geboren 1945,
ist seit 1984 Professor für Neues Testament an der
Augustana-Hochschule in
Neuendettelsau. Zuvor war er Assistent für Neues Testament in
Mainz und hat
dort während der Studienzeit des Rezensenten zusammen mit
Luise Schottroff und
deren Mann Willy Schottroff bahnbrechende Neuansätze zur
sozialgeschichtlichen
Bibelauslegung entwickelt.
Sein mit Luise Schottroff zusammen geschriebenes Buch "Jesus von
Nazareth -
Hoffnung der Armen" war damals neben den noch nicht auf Deutsch
vorliegenden Büchern von Michael Clevenot für uns
linkschristlich eingestellte
Theologiestudenten eine Offenbarung und eine der ersten wichtigen
Publikationen
aus einem dann immer größer werdenden Kreis von Alt-
und Neutestamentlern
(u.A. Frank Crüsemann), die die sozialgeschichtliche und dann
auch feministisch
geprägte Auslegung und Erforschung des Neuen und Alten
Testamentes prägten und
insbesondere durch ihre faszinierenden Vorträge auf den
Kirchentagen im Land
eine wachsende Zahl auch von Laientheologen mitrissen und von der
Botschaft des
Nazareners begeisterten.
Wolfgang Stegemann hat so neben Gerd Theißen, Luise
Schottroff und vielen
Anderen die sozialgeschichtliche Bibelauslegung im Fach Neues Testament
etablieren können. Seine heutigen Forschungsschwerpunkte sind
die
Sozialgeschichte des Urchristentums
und die Kulturanthropologie des
Neuen
Testaments. Darüber hinaus finden sich auch
Veröffentlichungen zu
zeitgeschichtlichen Fragestellungen. Er ist weiterhin seit Langem
Mitherausgeber
der Zeitschrift "Kirche und Israel", fühlt sich Israel sehr
verbunden
und ist immer wieder mit wichtigen Aufsätzen zum Thema
hervorgetreten.
Das vorliegende Buch in der neuen und wichtigen Reihe "Biblische
Enzyklopädie"
ist der erste Band aus dem Bereich "Neues Testament", nachdem die
ersten neun Bände alttestamentliche Themen behandelt haben. Es
kann, so glaube
ich, als das Lebenswerk Wolfgang Stegemanns
bezeichnet werden, an dem er
lange gearbeitet hat, und das, so hoffe ich, über eine lange
Zeit als eines der
Standardwerke für Theologiestudenten und andere Interessierte
über "Jesus
und seine Zeit" gelten wird.
Im Unterschied zu seinem mit Luise Schottroff geschriebenen Buch ist
das
vorliegende Werk kein reines Jesusbuch, sondern es beleuchtet "seine
Zeit", eine ganze Epoche. Es bietet weiterhin eine einführende
Übersicht
nicht nur über den Gegenstand der historischen Jesusforschung,
sondern auch
eine Übersicht über ihre Forschungsgeschichte und
ihre vergangenen und vor
allen Dingen gegenwärtigen innertheologischen und
interdisziplinären Debatten.
Die Strahlkraft jenes Jesus von Nazareth auf die Menschen und Theologen
unterschiedlicher Epochen bis auf die heutige Zeit wird deutlich und
spürbar in
diesem Buch, und man kann voraussagen, dass sie nicht aufhören
wird zu wirken
auch in zukünftigen Zeiten.
Zuletzt hat Peter Henisch in seinen bemerkenswerten Roman "Der
verirrte
Messias" ein überzeugendes und
authentisches literarisches
Zeugnis dieser Strahlkraft vorgelegt.
(Winfried Stanzick; 04/2010)
Wolfgang Stegemann: "Jesus und seine Zeit"
Verlag W. Kohlhammer, 2009. 448 Seiten.
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