Leo P. Ard: "Mein Vater, der Mörder"
Ein in
Saigon ansässiger Deutscher hat den unmissverständlichen Auftrag
erhalten: Frank Berger darf sein Ziel nicht erreichen!
Frank Berger ist nicht ganz zufrieden mit seinem Leben: Sein Beruf als
Moderator bei Bochumer Lokalradio füllt ihn eigentlich nicht aus, sein
Vater ist zu überbordend, kontrollierend und erfolgreich und soll nun
auch noch das Bundesverdienstkreuz wegen seiner karitativen Arbeit für traumatisierte
Kinder bekommen. Seine Freundin Anja möchte gerne, dass er sich
besser gegen den Vater zur Wehr setzt. All dies sind Dinge, die Frank
ein wenig irritieren, doch noch mehr irritiert ihn, dass sein Vater sich
auf einmal um die Beerdigung eines älteren Herrn kümmert, der vor Kurzem
in einem Altenheim gestorben ist und von dem Frank bis zu diesem
Zeitpunkt noch nie gehört hatte.
Als er seinen Vater dazu befragen möchte, kommt eine Frau zu Besuch, und
als diese sich vorstellt, bekommt Günther Berger, Franks Vater,
plötzlich einen Herzinfarkt. Später, während sein Vater in der
Intensivstation liegt, findet Frank bei der Suche nach den
Versicherungsunterlagen ein Testament, in dem eine Halbschwester namens
Ha Phuong erwähnt wird, und einen Dienstausweis der Fremdenlegion aus
den 1950er-Jahren. Als er seinen Vater damit konfrontiert, der ihn schon
vorher mit einem kurzen Hinweis zu einer Beschäftigung auf der Zeche
erstaunt hatte, weicht dieser ihm ständig aus und verbietet ihm
geradezu, sich um den Aufenthaltsort seiner Halbschwester zu kümmern.
Doch gerade das ruft Franks Widerspruchsgeist auf den Plan. Und so
steht, nachdem er seine Arbeit verloren und seine Freundin verlassen
hat, einer Reise nach Vietnam, um seine Schwester zu suchen, nichts mehr
im Weg.
Fast zur selben Zeit macht sich auch die Hauptkommissarin Sonja Kruse
auf den Weg nach Saigon, um dort einer Spur zum Tod des Mannes im
Altenheim zu folgen, der wohl nicht auf ganz natürliche Art und Weise
ums Leben gekommen ist.
Im Wechsel beschreibt der Roman die Suchen Sonjas und Franks in
Deutschland und in Vietnam, immer wieder unterbrochen durch eine
Darstellung von Günther Bergers Weg von einem Bauernhof zur Zeche und
von da aus weiter nach Straßburg zur Sammelstation der neuen Rekruten
der Fremdenlegion ...
Die Nachkriegszeit
in
Deutschland war für Frankreich zum Teil in Indochina bereits
wieder ein weiterer wichtiger Kolonialkrieg, und nicht wenige Deutsche
waren damals als Fremdenlegionäre daran beteiligt. Der Autor, der
bereits einige Male in Vietnam war, hat hierzu ausgiebig recherchiert
und gibt dem Leser in diesem Zusammenhang auch noch einen kleinen
Überblick über den französischen
Vietnamkrieg, der schließlich im us-amerikanischen münden sollte.
Erneut ist dem Autor ein sehr spannendes wie auch informatives Buch
gelungen, das man mit Freuden weiterempfehlen kann.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 09/2010)
Leo
P. Ard: "Mein Vater, der Mörder"
Grafit, 2010. 281 Seiten.
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