Leo P. Ard: "Der letzte Bissen"
Nach Schweinepest, BSE und
Vogelgrippe wurde in der gesamten EU ein Verbot der Fleischproduktion
und des Fleischverzehrs durchgesetzt. Allein eine asoziale Minderheit
frönt noch dem Verzehr von Leberwurst und Lendensteaks, aber der
illegale Fleischmarkt ist hart umkämpft ...
Jürgen Pomorin, der Schöpfer der Ermittlerfigur "Balko", geistert in der
Krimiwelt unter Anderem unter dem Pseudonym Leo P. Ard umher, und unter
diesem Namen hat er schon den einen oder anderen erfolgreichen Titel
produziert.
Das vorliegende Buch ist eine Reaktion auf die vielen Tierseuchen und
Lebensmittelskandale, welche die Weltöffentlichkeit in den letzten
Jahren bewegt haben. Nachdem einige Menschen medienwirksam gestorben
sind, beschließen viele Staaten der Welt, vollständig auf Fleisch in der
Ernährung ihrer Bevölkerung zu verzichten. Nur einige "Schurkenstaaten",
wie etwa Russland, ermöglichen es ihren Einwohnern und auch Touristen
noch, sich gelegentlich ein Steak oder eine Scheibe Mortadella zu
gönnen. Ansonsten sind die EU und auch viele andere Gebiete der Welt
flächendeckend vegetarisch geworden.
Wird etwas verboten und auch nur noch in geringen Mengen hergestellt,
dann steigen die Preise, und so entsteht schnell ein
Fleischschwarzmarkt, auf dem sich mutige und halbwegs gut verdienende
Menschen mit einem gewissen Risiko hin und wieder etwas Fleisch besorgen
können. Dieser Markt ist streng kontrolliert durch die Fleisch-Mafia,
die auch prompt die Einrichtung passender Dezernate bei der Polizei nach
sich gezogen hat. Dort finden sich jene Leute, die sicherstellen sollen,
dass niemand eine illegale Frikadelle verputzt oder in seinen
Bücherschränken Kochbücher mit Fleisch-, Fisch- oder Eierrezepten
verbirgt. Andere Wächter achten gleichzeitig auf den Vegetarismus von
Schulbüchern aber auch von Medienerzeugnissen der
Unterhaltungsindustrie.
Bastian Bennecke, ein heimlicher Filetfreund, und Sarah Kutah, eine
strenge Vertreterin der neuen Regeln, werden nach Schwierigkeiten mit
der inneren Abteilung in die "Fleifa" ("Fleischfahndung") strafversetzt
und als Team auf die Straße geschickt. Schnell zeigen sich Spannungen
zwischen den beiden, die allerdings in den Hintergrund rücken müssen,
als sie den beiden Fleischpaten "Bergmann" und Wollweber auf die Spur
kommen. Nun beginnt ein Kriminalfall, der die Strukturen der Politik und
der Polizei auf verschiedenen Ebenen direkt berührt und von dessen
Ausgang womöglich Leben und Politik vieler Personen abhängen.
Man hätte das Kernthema sicherlich noch vertiefen können, aber das hätte
die Handlung doch sehr gebremst. Interessanterweise wird das
Fleischessen auch vorwiegend vom Lustfaktor ausgehend betrachtet und
weniger aus physiologischer Sicht; so wie übrigens auch die
gesundheitlichen Aspekte verschiedener Formen des Vegetarismus
in "Der letzte Bissen" nicht zur Diskussion gestellt werden. Tatsächlich
scheint die Staatsgewalt jeden Gedanken an eine karnivore Vergangenheit
der Menschheit in der Folgegeneration konsequent auslöschen zu wollen.
Das Buch ist sehr amüsant aufgrund der Situationen, die sich auf diesen
Grundlagen ergeben und regt auch zum Nachdenken an.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 01/2010)
Leo
P.
Ard: "Der letzte Bissen"
Grafit, 2006. 285 Seiten.
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Hörbuch:
Jumbo Neue Medien, 2007.
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