Sarah Wiener: "La Dolce Wiener"
Süße Verführungen von Apfelstrudel bis Zimtschnecken
Wiener Mehlspeisen und internationale Verwandte
Sarah Wiener, bekannt als Fernsehköchin und erfolgreich als
Unternehmerin und Restaurantbesitzerin, hat sich in ihrem dritten
Kochbuch den Mehlspeisen gewidmet. Endlich. Als Wienerin in Berlin
kehrt sie zu ihren Wurzeln zurück: zu ihren beruflichen
Anfängen, die mit der Mehlspeisproduktion begannen, zu ihrer
Kindheitsküche und zu ihren persönlichen Vorlieben
als bekennender Mehlspeistiger. Im Mittelpunkt ihres
Mehlspeis-Kochbuches stehen die österreichischen bzw. Wiener
Mehlspeisen,
Nachspeisen, Torten und Kekse. Ergänzt durch Varianten aus
Deutschland, Frankreich, Italien. Das Resultat ist eine
Rezeptesammlung, die alle wichtigen traditionellen
Süßspeisen enthält, aber auch einen
genussvollen Blick in die Nachbarküchen gewährt.
Diese sehr persönliche Rezepteauswahl enthält alles,
was die Wiener Küche unter Mehlspeise versteht und was der
Mitteleuropäer an seinen Nachbarn mehlspeistechnisch
schätzt. Das erste Kapitel ist den eigentlichen "Mehlspeisen
& Süßspeisen" gewidmet: den
Topfenknödeln und Germknödeln, dem Reisauflauf und
Apfelstrudel, den Buchteln und Palatschinken. Im zweiten Kapitel kommen
die kalten und warmen Nachspeisen "zu Wort": die Puddings und Kompotte,
französische Flans und Mousses, italienisches Tiramisu und
deutsches Grießflammeri. Das dritte Kapitel
schließlich ist den Torten, Kuchen und Keksen gewidmet. Hier
ist der Guglhupf neben dem deutschen Sandkuchen zu finden, es werden
Obstkuchen verschiedenster Herkunft, Sachertorte und
Esterházy-Schnitten,
Brioches und Topfengolatschen sowie die "wichtigsten" Kekse wie
Vanillekipferl
und Husarenkrapferl, Makronen und Amaretti
geboten. Aber die Rezepte all dieser Köstlichkeiten stehen
nicht beziehungslos neben- bzw. hintereinander, sondern führen
von der klassischen, meist einfachen Variante zu komplizierteren und
aufwändigeren Kreationen bis zu ihren ausländischen
Verwandten. So gibt es einerseits bei den Palatschinken Tipps, wie sie
auf
sehr unterschiedliche Art, süß oder
salzig,
gefüllt werden können, aber anschließend
eben auch Rezepte für die aufwändigeren
Topfenpalatschinken und die französischen Crepes.
Der Genuss, den Sarah Wiener verspricht, ist aber nicht nur ein
kulinarischer, sondern auch ein ästhetischer und ein mentaler.
Einerseits gelang es dem Knaur Verlag wiederum, mit "La Dolce Wiener"
ein ästhetisch sehr ansprechendes Kochbuch zu gestalten, das
perfekt mit Fotos der Speisen, der Köchin und
von
Wiener Kaffeehäusern illustriert wird. Das mentale
Wohlbefinden stellt sich ein, wenn für die österreichische
Küche auch die authentischen Ausdrücke verwendet
werden. So ist hier von der Germ die Rede, vom Topfen und von
Schlagobers. Ein Glossar sorgt aber für die
"Übersetzung".
Einen nützlichen Wohlfühlfaktor bildet ein Extra mit
einer kurzen Pannenhilfe zu Problemen wie: Was tue ich, wenn der Kuchen
nicht aufgeht? In diesem Sinne ist das Buch sowohl für Koch-
bzw. Backanfänger als auch für Profis geeignet.
Zuguterletzt ist auf einen weiteren wunderbaren Pluspunkt zu verweisen:
Bei Sarah Wiener werden keine Kalorien gezählt! Stattdessen
wird auf qualitativ gute Produkte hingewiesen und der Genuss gefeiert. "Möglichst
frisch servieren", ist da oft zu lesen. Oder der Tipp, dass
diese oder jene Mehlspeise am besten ganz frisch zu einer Tasse
Kaffee
schmeckt. Es geht einem einfach das Herz respektive der Magen auf, wenn
sich unter dem Rezept der Ratschlag findet: "... ganz frisch
mit Butter zum
Bestreichen servieren." Oder es wird auf die Tradition
zurückgegriffen wie bei der Sachertorte. Dort heißt
es: Ganz stilecht wird sie mit einer "großen
Portion Schlagobers" serviert. Wer könnte es wohl
mit seinem Kochgewissen vereinbaren, nicht auf den Rat einer
Spitzenköchin zu hören? Eben. Trost mögen da
auch die Fotos von Sarah Wiener spenden, die im Buch zu sehen sind. Sie
ist nicht nur schön, sondern auch gertenschlank!
(Brigitte Lichtenberger-Fenz; 09/2009)
Sarah
Wiener: "La Dolce Wiener. Süße Verführungen von Apfelstrudel bis Zimtschnecken"
Knaur, 2009. 176 Seiten.
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Ein weiteres Buch von Sarah Wiener:
"Zukunftsmenü. Warum wir die Welt nur mit Genuss retten können"
Das Plädoyer für einen neuen Umgang mit unseren Nahrungsmitteln.
Sarah Wiener hat eine Leidenschaft für gutes Essen, das frisch und mit
regionalen Zutaten, ehrlich und kernig zubereitet wird. In ihrem Elternhaus war
es, schon aus wirtschaftlichen Gründen, üblich, dass mittags und abends immer
frisch gekocht wurde. Die geschmackliche und kulturelle Prägung, aus dem eigenen
Garten und mit einfachen Mitteln gesundes und gutes Essen zu gewinnen, ist bis
heute ihre Spezialität. So wird verständlich, dass sie sich, als sie eine
prominente Spitzenköchin wurde, ganz öffentlich über den Zusammenhang von
Nahrungsmittelproduktion, Handel und Qualität unseres Essens Gedanken machte.
Immer mehr Menschen ernähren sich von industriell vorgefertigten Speisen. Das
hat nicht nur zur Folge, dass die Geschmackserlebnisse immer uniformer und
flacher, die sinnlichen Erfahrungen mit dem Essen immer dürftiger werden.
Immer weniger Menschen haben noch eine Vorstellung davon, wie aus Roggen, Weizen
oder Dinkel unser täglich Brot wird, wie
Lauch, Pastinaken oder Rote Rüben im
Garten wachsen, oder wo das Fleisch für ihre tägliche Nahrung herkommt. Mit dem
Verlust von Ursprünglichkeit und Vielfalt gehen auch gesundheitliche
Ernährungsschäden einher, nicht zuletzt die Zivilisationskrankheit der
Fettleibigkeit. Hier ist Sarah Wieners Engagement für eine bodenständige
Nahrungsproduktion und für Achtsamkeit und Genuss beim Essen nicht nur
vernünftig, sondern auch zeitgeistig. Mit ihrem alten Wissen und traditionellen
Werten hat sie ein Fachwissen zu bieten, das uns Kochkultur und Genuss
wiederentdecken lässt und nebenbei der Ausweg aus unserer einseitig auf
Effizienz ausgerichteten, Umwelt und Gesundheit zerstörenden Industrienahrung
ist. (Riemann)
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