Paul Davies: "Sind wir allein im Universum?"
Über die Wahrscheinlichkeit außerirdischen Lebens
Der
menschenfreundliche und liebenswerte humanoide Außerirdische
Erich von Däniken sucht bereits seit mehreren Jahrzehnten
weltweit nach Spuren von Außerirdischen, die vielleicht
einmal unsere Erde besucht haben. Seine Bücher "wurden
Bestseller, obwohl unabhängige Forscher sie weitgehend
für Unsinn erklärten", schreibt der
bekannte britische Physiker, Kosmologe und Wissenschaftsphilosoph Paul
Davies. Er ist der Meinung, dass dieses Interesse dem
Bedürfnis entspringt, für unser eigenes Leben "einen
umfassenderen Zusammenhang zu finden, als ihn die irdische Existenz uns
geben kann."
Davies hat sich einer der ältesten Fragen der Philosophie, die
in letzter Zeit ebenso in den Naturwissenschaften wichtig geworden ist,
angenommen: Ist die Menschheit allein im Universum oder nicht? Doch
nicht die Themen der Exo- bzw. Astrobiologie oder des SETI-Projekts
(Suche nach
extraterrestrischer Intelligenz) stellt er erschöpfend dar,
sondern Davies befasst sich mit philosophischen Annahmen, "die
dem Glauben an und der Suche nach Leben außerhalb der Erde
zugrunde liegen, und mit der Wirkung, die die Entdeckung fremder
Lebensformen auf unsere Naturwissenschaften, unsere Religion und unser
Menschenbild hätte." Entstanden ist eine zum
Nachdenken anregende, kleine, aber feine Lektüre. Indem
wissenschaftlicher Jargon, wo möglich, vermieden wird, ist sie
ideal für den Nichtwissenschaftler geeignet.
Mit einem kurzen geschichtlichen Abriss eröffnet Paul Davies
seine Ausführungen. Schon im vierten vorchristlichen
Jahrhundert beschäftigten sich griechische Philosophen wie
Epikur
und Demokrit damit, ob wir allein im Universum seien. Kepler,
Giordano Bruno, Galilei und Kant
sollten es ihnen gleichtun. Nicht
immer stießen sie dabei auf offene Ohren und endeten wie
Bruno gar als Ketzer auf dem Scheiterhaufen.
Auch im 20. Jahrhundert unternahmen Wissenschaftler Anstrengungen,
Leben im All nachzuweisen und zu finden. Sie waren der Auffassung, "dass
Leben - vorausgesetzt, es herrschen die richtigen Bedingungen und es
gibt die richtige Ursuppe - im Laufe von Jahrmillionen irgendwann
spontan zustande kommen müsse. Wenn sich dies auf der Erde
ereignet hatte, konnte es auch auf anderen Planeten geschehen sein",
schreibt Davies. Neueste Überlegungen gehen sogar so weit,
dass einfache Lebensformen gar
von
anderen
Himmelskörpern, z. B. durch in Meteoriten
eingebettete Mikroben - Panspermie genannt - auf die Erde gelangt seien
und sich hier weiterentwickelt haben. Denn gerade der Ursprung des
Lebens ist derzeit immer noch ein tiefes Mysterium. Paul Davies
untersucht Für und Wider dieser Hypothese. Aber immer wieder
stellt er sich philosophische Fragen wie: Was würde es
für den Menschen bedeuten, wenn er entdeckte, dass er nicht
das einzig denkende Wesen im Universum ist? Wären wir erfreut
oder bestürzt zu erfahren, nicht mehr "die Krone der
Schöpfung" zu sein?
Ein eigenes Kapitel widmet Davies Argumenten gegen die Existenz
außerirdischen
Lebens, ein weiteres der eventuellen
Entdeckung von Wesen, die Intelligenz besitzen, aber kein Bewusstsein.
Mittels philosophischer Gedankengänge versucht er
herauszufinden, wie Bewusstsein
entstand. Ist es vielleicht gar ein
trivialer Zufall, ein unbedeutendes Detail oder Abfallprodukt der
Evolution? Paul Davies bezieht ganz klar Stellung. Für ihn ist
Bewusstsein "ein fundamentales Merkmal des Universums, ein
natürliches Produkt des Wirkens von Naturgesetzen, mit denen
es auf tiefe und bis heute geheimnisvolle Weise verknüpft ist."
Auch wenn er sich vehement von der Auffassung distanziert, dass die
Spezies Homo sapiens durch die Gesetze der Natur vorbestimmt sei. Sein
Standpunkt: "Die Welt ist nicht für uns erschaffen.
Wir sind nicht der Mittelpunkt der
Schöpfung.
Wir sind nicht die wichtigste Sache im Universum. Wir sind jedoch auch
nicht vollkommen unbedeutend. (...) Ich bin überzeugt, wir
haben einen Platz im Universum - nicht in der Mitte, doch auch nicht am
Rand. Wir spielen eine wichtige Rolle." Der Physiker und
Mathematiker Freeman Dyson wusste dieses Empfinden in beeindruckenden
Worten auszudrücken: "Ich fühle mich nicht
fremd in diesem Universum. Je länger ich es betrachte und
seine Konstruktion studiere, desto mehr sehe ich bewiesen, dass das
Universum von unserer Ankunft gewusst haben muss."
(Heike Geilen; 09/2009)
Paul
Davies: "Sind wir allein im Universum? Über die
Wahrscheinlichkeit außerirdischen Lebens"
(Originaltitel "Are we alone?")
Deutsch von Bernd Seligmann.
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