Eric-Emmanuel Schmitt: "Als ich ein Kunstwerk war"
Von einem,
der seine Seele an die Kunst verkaufte
Bei seinem vierten Selbstmordversuch wird Tazio Firelli, der Ich-Erzähler, ein
frustrierter und desinteressierter Bruder eines sehr erfolgreichen und bekannten
Zwillingspaars, von einem reichen Künstler namens Zeus-Peter Lama aufgehalten, der ihn um 24 Stunden seiner Zeit bittet, bevor er sich das Leben nimmt. Nach
einigem Hin und Her willigt der Ich-Erzähler ein und begleitet den Mann, den er ab diesem Moment nur noch "meinen Wohltäter" nennt, in dessen Villa.
Nach einigen Tagen in dieser ungewöhnlichen Umgebung schreibt er
Abschiedsbriefe an seine Familie und lässt sich dann von dem achtfachen Witwer als Leiche schminken, damit ihn seine Mutter identifizieren kann. Danach ist er, wieder gut geschminkt, als Gast bei seiner eigenen Beerdigung zugegen, wo er erstaunt feststellt, wie viele Leute sich für ihn interessiert zu haben scheinen. Doch nun ist er aus dieser Welt verschwunden und übereignet sich und sein gesamtes weiteres
Leben seinem "Wohltäter", was er diesem in einer etwas seltsamen Stimmung auch schriftlich bestätigt. Als Nächstes erwacht er aus einer Operation: Der Chirurg Dr. Fichet hat ihn zu einem unverwechselbaren Kunstwerk gemacht.
Und nun beginnt sein Leben als Kunstobjekt, das immer und überall nach dem Willen seines Besitzers zur Ausstellung bereit stehen muss und dem jeder eigene Wille
abgesprochen wird. Eigentlich sollte Tazio über gar keinen eigenen Willen mehr
verfügen, aber der zuständige Arzt hat die von Zeus-Peter Lama, dem "Wohltäter", geforderte Lobotomie nicht durchgeführt, und so regt sich in Tazio, der nun "Adam zwei" genannt wird, der Widerstand gegen seine neue Existenz als Objekt für Andere und nicht als eigenrechtliches Subjekt. Bis es Zeus-Peter zu viel wird und er das widerspenstige Kunstobjekt verkauft. Die Position Tazios wird immer unklarer, bis es schließlich zu einem ungewöhnlichen Prozess kommt, der einen überaus überraschenden Ausgang hat.
"Als ich ein Kunstwerk war" ist ein sehr philosophisches Buch von Eric-Emmanuel Schmitt, das vor allen Dingen die Frage aufwirft, was es überhaupt ausmacht, ein Mensch zu sein, und ab wann ein Mensch, der sehr im Interesse der
Öffentlichkeit steht, nicht mehr sich selbst gehört. Außerdem spielt auch die
Vergänglichkeit jenes Ruhmes eine Rolle, der in erster Linie nur auf spektakuläre Momenteffekte sowie Inszenierung und weniger auf tatsächliche Kunsthaftigkeit
zurückzuführen ist. Was natürlich auch die Frage ins Spiel bringt, was denn
Kunst überhaupt
ist ...
Eine ebenso nachdenkliche wie
philosophische Betrachtung.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 01/2009)
Eric-Emmanuel
Schmitt: "Als ich ein
Kunstwerk war"
(Originaltitel "Lorsque j'étais une oeuvre d'art")
Aus dem Französischen von Inés Koebel.
Ammann Verlag, 2009. ca. 240 Seiten.
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