Sandammeer - Die virtuelle Literaturzeitschrift

Der kleinkriminelle Autoschieber Pascha findet sich nach einem missglückten Auftrags-Autodiebstahl in einer überaus unangenehmen Situation wieder: Sein Körper liegt in der Pathologie im Kühlfach Nr. 4, und seine Seele - oder was auch immer - geistert durch die gekachelten Hallen und fragt sich, wer ihn umgebracht haben könnte.
Um dies herauszufinden versucht er mit den Menschen in der Pathologie Kontakt aufzunehmen, was ihm bei "seinem" Pathologen, dem Rechtsmediziner Dr. Martin Gänsewein, prompt gelingt.

Von diesem Moment an treibt er den Wissenschaftler immer mehr in die Ermittlungsarbeit hinein und lernt gleichzeitig eine Menge über die Macht der Sprache in Situationen, in der er normalerweise die Faust hätte sprechen lassen.
Und er bemerkt überrascht, dass diese Sprache weitaus mehr Macht besitzt, als er ihr jemals zugetraut hätte.

"Wer bist du?", fragte er flüsternd.
"Ich bin Pascha, der Kerl aus dem Kühlfach vier."
"Aber du bist tot, du kannst nicht mit mir sprechen", wandte er ein.
"Hast du noch nie was von Nahtod gehört?
Die Seele verlässt den Körper und macht sich dann irgendwann auf den Weg durch den Tunnel. Aber hier ist kein Tunnel, ich weiß nicht, wo ich hin soll."
(Aus dem Roman)

Auf verschlungenen Wegen führt Jutta Profijts Ermittlerteam die eher illegitimen Untersuchungen in jener Causa weiter, die von der Polizei eigentlich schon als Unfalltod abgetan wurde, wobei der noch lebende Teil dieses Duos immer wieder in ziemlich brenzlige Situationen gerät, bis sich die beiden Seins-Sphären schließlich beinahe zu nahe kommen ...

Fazit:
"Kühlfach 4" ist ein deutlich "anderer" Roman der 1967 in Ratingen geborenen Autorin Jutta Profijt, die nicht nur ihre alten Protagonisten, sondern auch ihren vormaligen Handlungsort verlassen hat und nun ihr Spektrum erheblich erweitert. Man darf gespannt sein, was sie als Nächstes plant.