Jutta Profijt: "Im Kühlfach nebenan"
Die Geschichte um Pascha, den
Geist eines Kleinkriminellen, der nun gerne Verbrechen aufklärt, und Martin,
einen Gerichtsmediziner und den Einzigen, der Pascha wahrnehmen kann, geht in
die zweite Runde.
Pascha besucht den nach einer knapp überlebten Messerattacke im Krankenhaus
liegenden Martin täglich, bis er in der Krankenhauskapelle, in die ihn der
Weihrauchgeruch hineingezogen hat, Marlene trifft. Marlene ist eine Nonne, die
bei einem Brand in ihrem Ordenshaus gestorben ist, und zwar, weil eine Tür rätselhafterweise
blockiert war, durch die sie normalerweise hätte entkommen können. Nun ist sie
auf der Erde zurückgeblieben, genau wie Pascha - und genau wie er weiß sie
nicht, warum.
Ein schneller Versuch macht deutlich, dass Martin Marlene nicht hören kann, und
so muss Pascha zwischen der Nonne und dem verklemmten Rechtsmediziner als
Vermittler auftreten. Dieser ist zwar zunächst unwillig, noch in seiner
Reha-Phase aktiv zu werden, aber Paschas Drängen überzeugt ihn schließlich.
Und so beginnen die Ermittlungen zu dem Brand im Kloster, bei dem auch eine
weitere Nonne schwer verletzt wurde. Diese liegt nun bewusstlos im selben
Krankenhaus wie Martin auf der Intensivstation.
Bald stellt sich heraus, dass die Nonnen im schönen Stadtteil Marienthal in
ihren Nachbarn sehr wortgewaltige Gegnerinnen und Gegner haben, denn diese schätzen
die Sozialstation, die das Kloster im Veedel betreibt, eher weniger. Die auf der
Straße herumlungernden
Obdachlosen machen die Neu- und Sanierungsbaubewohner
nervös oder stören deren
ästhetisches Empfinden, und sie möchten diese
Umstände gerne aus der Welt geschafft wissen. Dafür treffen sie sich regelmäßig,
und die Geister Pascha und Marlene werden Zeugen einer solchen Veranstaltung.
Auch eine rechtsgerichtete politische Gruppierung macht sich gegen die
Sozialstation stark und möchte damit wohl vor allen Dingen die Anwohner mit ins
Boot holen sowie auch noch ihr Parteiprogramm unter die Leute bringen. Auch hier
scheinen einige - zumindest politische - Brandstifter unterwegs zu sein. Doch
damit ist der Kreis der Verdächtigen durchaus noch nicht geschlossen, und so
haben Pascha, Martin, Marlene und Birgit allerlei zu tun und auch Andere, die
nach Martins Geständnis im vorigen Buch offiziell ablehnen, an Geister zu
glauben, alle Hände voll zu tun, um das Kloster und seine Bewohner zu retten.
Die Geschichte ist insgesamt interessant und nicht unamüsant, und man lernt so
das Eine oder Andere über modernes Poltergeisttum. Aber Paschas Sprache ist zum
Teil ein wirkliches Hindernis beim Lesen, so dass man sich hier wünscht, die
von ihm kritisierte Lektorin hätte sich etwas öfter durchsetzten können.
Davon abgesehen ist "Im Kühlfach nebenan" jedoch ein ziemlich
unterhaltsamer Kriminalroman der 1967 in
Ratingen geborenen Autorin.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 12/2009)
Jutta
Profijt: "Im Kühlfach nebenan"
dtv, 2009. 287 Seiten.
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